LONDON (dpa-AFX) - Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Dezember überraschend verbessert. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg einer ersten Berechnung zufolge um 1,2 Punkte auf 49,5 Punkte, wie S&P am Montag in London mitteilte. Volkswirte hatten mit einer minimalen Eintrübung gerechnet. Der Gesamtindikator bleibt damit aber knapp unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Es wird also ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten signalisiert.
Aus Branchensicht hellte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor überraschend auf, anstatt zu stagnieren. Der Indikator kletterte auch über die Wachstumsschwelle. In der sowieso schon stark schwächelnden Industrie allerdings trat der Indikator auf der Stelle, statt wie von Experten erwartet minimal zu steigen.
"Das Jahresende ist etwas versöhnlicher als allgemein zu erwarten war", schrieb Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Der Dienstleistungssektor sei wieder auf Wachstumsterrain zurückgekehrt und weise ein zwar nicht überbordendes, aber dennoch spürbares Expansionstempo auf, ähnlich wie es bereits im September und Oktober zu beobachten gewesen sei. Im verarbeitenden Gewerbe verharrt man dem Experten zufolge unverändert in einer ausgeprägten Rezession, aber für die Gesamtwirtschaft sei der Rebound der Dienstleister eine gute Nachricht.
Die beiden großen Euroländer Deutschland und Frankreich seien derzeit politisch in unsicherem Fahrwasser, fuhr de la Rubia fort. "Wenn es künftigen Regierungen gelingt, einen klaren Kurs zu fahren, könnte es im kommenden Jahr noch positive Überraschungen geben."
Nach Ansicht des Volkswirtes Jack Allen-Reynolds von Capital Economics ist der überraschende Anstieg der Unternehmensstimmung im Euroraum noch "kein Silberstreif am Horizont". Denn der Indikator ist immer noch niedriger als im Oktober, und die bisherige Entwicklung deute auf eine schrumpfende Wirtschaft hin.
Diese Daten werden laut Allen-Reynolds die Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank (EZB) in ihrer Ansicht bestärken, dass weitere Zinssenkungen erforderlich sind. Noch scheine es zwar keinen großen Appetit auf Zinssenkungen um 0,5 Prozentpunkte zu geben, aber das könnte sich ändern, wenn die Daten sehr schwach bleiben. Und selbst wenn die EZB bei ihren Lockerungen weiterhin in 0,25-Prozentpunkt-Schritten vorgeht, wird sie seiner Meinung nach die Zinsen etwas weiter senken, als die Anleger derzeit erwarten.