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ROUNDUP/KfW: Zuwanderung allein hilft nicht gegen Fachkräftemangel

Veröffentlicht am 23.01.2023, 14:04
© Reuters.

FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschland droht nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW wegen des Fachkräftemangels eine Zeitenwende. "Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt", hieß es in einer am Montag veröffentlichten Studie. "Das Thema Fachkräftemangel ist schon lange bekannt, und es hat im letzten Jahr nochmal eine neue Qualität erhalten", erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Sei es, weil Handwerker erst später helfen könnten, oder das Lieblingsrestaurant seine Öffnungszeiten aus Personalmangel eingeschränkt habe.

Auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnte vor den Folgen des Fachkräftemangels. Als alarmierend wertete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) den Rückgang der Studienanfänger in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) im Jahr 2021.

Das Fehlen von Fachkräften behindert der KfW zufolge bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Hinzu komme, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem seit 2012 jährlich nur noch um 0,3 Prozent wachse. Bleibe das Produktivitätswachstum derart schwach und verstärke sich der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots, bedeute dies eine Zeitenwende: "Deutschland träte noch in diesem Jahrzehnt in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein." Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über die Studie berichtet.

Nach Einschätzung der KfW muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Das Arbeitskräfteangebot müsse durch Zuwanderung qualifizierter ausländischer Kräfte gesteigert werden. Arbeit müsse produktiver werden, etwa durch Förderung von Innovationen. Notwendig sei auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von älteren Beschäftigten und Frauen.

Für sich genommen würde keine dieser Maßnahmen ausreichen. In der Summe könnten sie aber viel bewirken. "Wenn wir beispielsweise nur auf Zuwanderung als Ausgleich für die Alterung setzen würden, dann bräuchten wir bis 2030 pro Jahr eine Zuwanderung von über einer Million", erläuterte Köhler-Geib.

Notwendig ist aus ihrer Sicht der Ausbau bezahlbarer Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote. Die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Qualifikationen sowie die Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. "Mit Blick auf die Produktivität ist die Förderung von Investitionen in Innovation und Digitalisierung zentral, mehr Nachwuchs in MINT-Fächern und letztlich die weitere Verankerung lebenslangen Lernens in Deutschland", sagte Köhler-Geib.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl der Studienanfänger in den MINT-Fächern im Jahr 2021 um rund 6,7 Prozent auf etwa 307 000. Die Zahl ausländischer Studienanfänger verringerte sich zwar infolge der Corona-Pandemie. Zugleich sei aber auch der Anteil derjenigen, die sich im ersten Fachsemester für MINT-Fächer entschieden, auf 37,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2015 waren es noch 40,5 Prozent. "Die sinkenden Studierendenzahlen in den MINT-Berufen gefährden die Innovationskraft in Deutschland und damit Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltigen Wohlstand", warnte Axel Plünnecke, Ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnte vor den Folgen des Fachkräftemangels. Dieser werde in den kommenden Jahren in einen kritischen Bereich gelangen, wenn die Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. "Die Gefahr besteht, dass dann im Handwerk bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können. Wir müssen unbedingt und durch gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und Handwerk verhindern, dass diese Situation eintritt", sagte Dittrich.

Die aktuelle Konjunkturlage in Deutschland beurteilt die Bundesbank allerdings besser als noch vor einigen Wochen. "Die jüngsten Datenveröffentlichungen fielen insgesamt besser aus als in der Dezember-Projektion unterstellt worden war", hieß es im am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank. Die Bundesbank verwies auf eine vorläufige Einschätzung des Statistischen Bundesamtes, wonach die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2022 in etwa stagnierte. Viele Ökonomen hatten einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gegenüber dem Vorquartal erwartet.

Die hohe Inflation und Unsicherheit mit Blick auf den Ukrainekrieg lasteten im vierten Quartal zwar auf der Wirtschaft, schrieben die Bundesbank-Ökonomen. Die Lage an den Energiemärkten habe sich im Vergleich zum Sommer aber merklich entspannt. Die Lieferengpässe in der Industrie und am Bau hätten an Gewicht verloren. Hinzu kämen staatliche Entlastungspakete wie die Strom- und Gaspreisbremse.

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