Shortseller stehen nicht im Verdacht, den besten Ruf zu genießen. Der breiten Allgemeinheit ist es einfach suspekt, dass die Finanzhaie Geld verdienen, während arme Kleinanleger ihr Geld verlieren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die aktuelle Bewegung der Privatpersonen gegen die Finanzinvestoren gewisse Sympathien genießt. Selbst prominente Befürworter wie Elon Musk äußern öffentlich ihre Unterstützung.
Trotz der jüngsten Ereignisse um GameStop (NYSE:GME) (WKN: A0HGDX) und AMC Entertainment (NYSE:AMC) (WKN: A1W90H) haben die Hedgefonds, die auf fallende Notierungen setzen, ihre Daseinsberechtigung. Sie eignen sich sogar ganz hervorragend, um deinen eigenen Investitionsprozess zu verbessern.
Warum long einfacher als short ist Shortseller gehen bei einer Position größere Risiken ein als auf steigende Kurse wettende Marktteilnehmer. Das Risikoprofil stellt sich nämlich genau entgegengesetzt dar. Im besten Fall für einen Leerverkäufer kann die Aktie wertlos werden. In diesem Fall beträgt seine Gewinnmöglichkeit maximal 100 %. Seine Verlustmöglichkeiten sind hingegen unbegrenzt. Daneben fallen für ihn auch noch Kosten für die geliehenen Papiere an. Der Kursverfall sollte deswegen zeitnah erfolgen.
Ein Shortseller hat in der Folge ein besonders großes Interesse, bei einer Aktie richtigzuliegen. Wenn man sich zum Beispiel das Geschäftsmodell und die Kennzahlen von Gamestop ansieht, sind durchaus Probleme erkennbar. Die Hedgefonds investieren viel Zeit und Geld für ihre Recherchen. Sie sind darauf angewiesen wesentlich öfter richtig als falsch zu liegen. Durch sie werden unrentable Unternehmen aus dem Markt gedrängt.
Damit eine Aktie negativ reagiert, teilen die Leerverkäufer ihre Erkenntnisse häufig mit der Allgemeinheit. Und hier wird es auch für uns Anleger spannend.
Wie kann man von Leerverkäufern profitieren Sobald du von einem Unternehmen überzeugt bist und die Aktie kaufen möchtest, solltest du noch mal nach einem Bericht von einem Shortseller Ausschau halten. Er oder sie wird in der Regel eine extrem negative Meinung von der Firma haben. Üblicherweise sollte der Report dann auch wesentliche Argumente gegen einen Kauf liefern. Gerade in Boomphasen mögen Anleger gegenteilige Meinungen nicht gern hören. Damit geht aber jede Menge Potenzial verloren. Viele Analysen sind tendenziell zu positiv, daher ist es von großem Vorteil, eine fundierte negative Meinung einzubeziehen.
Ich schaue mir aktuell den amerikanischen Tierversicherer Trupanion (NASDAQ:TRUP) (WKN: A117KY) genauer an. Auf den ersten Blick schaut vieles äußerst gut aus. Das Management macht einen fähigen Eindruck, der Markt erscheint äußerst spannend und die Zahlen stimmen. Trotzdem gibt es einige kritische Stimmen wie PAA Research. Daher werde ich mich vor einem Kauf auch noch mit deren Berichten beschäftigen. Wenn ich danach immer noch von dem Unternehmen überzeugt bin, werde ich auch in einer schlechteren Phase an der Aktie festhalten.
Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Trupanion.
Motley Fool Deutschland 2021