FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax F:DAX dürfte auch in der neuen Woche empfindlich auf jegliche Krisenmeldungen reagieren. Zu den anhaltenden Konflikten im Irak, in Israel und in der Ukraine hat sich inzwischen die Furcht vor einer erneuten Erschütterung des europäischen Bankensystems hinzugesellt. Auslöser dafür waren Sorgen um die portugiesische Großbank Banco Espirito Santo. Diesen möglichen Belastungsfaktoren steht die Zuversicht entgegen, dass zumindest in den USA und in China der Konjunkturmotor besser läuft als zuletzt in der Eurozone.
Nachdem bereits überraschend schwache Zahlen zur Industrieproduktion in Frankreich, Italien und in den Niederlanden Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung der Eurozone geweckt hatten, verunsicherte der jüngste Absturz des portugiesischen Auswahlindex PSI 20 die Investoren noch weiter: Anlegern mit Engagements zum Beispiel in Italien und Spanien dürfte möglicherweise bewusst werden, dass man mit dem Thema 'Euro-Schuldenkrise' eventuell schon zu sorglos umgegangen sei, schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba.
Auch die Analysten der Commerzbank schlugen skeptische Töne an: "Die Aktienkurse sind der Realwirtschaft und den Erwartungen an die Unternehmensgewinne weit vorweg gelaufen." Dem deutschen Leitindex dürften folglich nun etwas härtere Zeiten bevorstehen.
Anfang Juli war das Börsenbarometer noch erneut über die Marke von 10 000 Punkten gestiegen. Ein Grund dafür waren überzeugende US-Jobzahlen gewesen. Auf erneuten Rückenwind aus den USA hoffen nun Marktexperten wie Robert Halver von der Baader Bank. Immobiliendaten am Mittwoch und am Donnerstag sowie das von der Universität Michigan berechnete Verbrauchervertrauen am Freitag dürften seiner Meinung nach eine Stabilisierung der größten Volkswirtschaft der Welt zeigen.
Darüber hinaus rechnet Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner auch mit guten Nachrichten aus China: Nach Abzug der Preissteigerungen dürfte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal wie in den ersten drei Monaten um mehr als sieben Prozent zugelegt haben. Bei der Industrieproduktion im Juni könnte der Zuwachs mit einem Plus von neun Prozent sogar etwas höher als im Vormonat ausfallen. Beide Daten werden am Mittwoch veröffentlicht.
Bereits am Dienstag steht laut Helaba-Analystin Claudia Windt das "geldpolitische Highlight der Woche" an, nämlich der Halbjahresbericht der Chefin der US-Notenbank (Fed), Janet Yellen, vor dem Bankenausschuss des Senats. Windt erwartet zwar keine großen Neuigkeiten, allerdings sollte sich einmal mehr zeigen, dass sich die Wege von Europäischer Zentralbank (EZB) und Fed trennen. Während in den USA die Zeichen auf Leitzinserhöhung stehen, dürfte die EZB erst einmal an ihrer lockeren Gangart zur Stützung der Wirtschaft festhalten. Weitere Impulse für den Aktienmarkt könnte der Konjunkturbericht der Fed am Mittwoch liefern.
Hierzulande wirft die Berichtssaison bereits ihre Schatten voraus. Der Softwareanbieter SAP F:SAP wird am Donnerstag als erstes Dax-Unternehmen seine Zahlen für das zweite Quartal präsentieren. Für die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs "AB-Daily" haben die ausgewechselten Manager an der Unternehmensspitze eine Bringschuld. Das Thema Cloud-Computing stehe dabei im Mittelpunkt.
Ansonsten dürften Bankaktien von den Quartalszahlen einiger US-Finanzinstitute bewegt werden. Am Montag öffnet die Citigroup (NYS:C) F:TRVC ihre Bücher. Tags drauf folgen die Wettbewerber JPMorgan F:JPM (ETR:CMC) und Goldman Sachs F:GS (FSE:GOS).e
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---