Investing.com -Wirecard (TG:WDIG) setzt trotz des Insolvenzantrag auf eine Fortführung des Geschäfts. Das teilte der Vorstand am Wochenende mit. Die zuletzt im Abwärtssog stehende Aktie des Bezahldienstleisters hat von den Aussagen profitiert. Unterstützt hat die Aktie auch die Meldung, wonach die britische Finanzaufsicht FCA die Beschränkungen für die heimische Wirecard-Tochter aufgehoben hat. Man habe in den letzten Tagen eng mit dem Unternehmen und anderen Behörden zusammengearbeitet, damit man Wirecard (DE:WDIG) die Wiederaufnahme der operativen Tätigkeiten ermöglichen könne, hieß es in einer Stellungnahme der FCA. "Die Kunden können ab jetzt, oder sehr bald, ihre Karten wieder wie üblich verwenden."
Die Papiere schossen im Xetra-Handel zeitweise mehr als 130 Prozent nach oben und erreichte mit 9,29 Euro den höchsten Stand seit 25. Juni. Zuletzt stand noch ein Plus von gut 80 Prozent auf 6,61 Euro zu Buche. Im etwas schwächeren DAX waren sie damit der Spitzenreiter. In den letzten zwei Handelstagen hat sich die Wirecard-Aktie (TG:WDIG) damit fast vervierfacht. Am Freitag lag der Kurs phasenweise bei 1,08 Euro. Vor etwas mehr als einer Woche wechselten die Wirecard-Papiere noch für mehr als 100 Euro den Besitzer.
Angesichts des milliardenschweren Bilanzbetrugs und der drohenden Klagewelle bleibt die Wirecard-Aktie ein Risiko-Papier und ein Spielball für Glücksritter, die auf das schnelle Geld hoffen. Allerdings ist der Börsengott meistens ungerecht. Er nimmt es nicht von den Reichen, um es den Armen zu geben. Meistens läuft es genau anders herum. Dass eine Gegenbewegung nach den massiven Verlusten der letzten Tage irgendwann einsetzen würde, ist normal. Wie stark sie jedoch am Ende ausfallen wird ist unklar und kann niemand vorhersagen.
Zweifel an der Nachhaltigkeit der jüngsten Erholung lässt der Kurs der Wirecard-Anleihe mit einer Laufzeit bis September 2024 aufkommen. Sie steht mit 19,3 Prozent nur knapp oberhalb des am Freitag erreichten Rekordtiefs. Der geringe Nominalwert unterstreicht weiterhin, dass die Profis kaum Hoffnung haben, dass Wirecard den gigantischen Finanzskandal überleben wird, insbesondere wenn sich herausstellen sollte, dass das Drittpartnergeschäft (TPA), das 2019 für mehr als die Hälfe des gesamten Transaktionsvolumens verantwortlich war, nicht mehr als ein Fake war oder das Insolvenzverfahren eröffnet werden sollte.
Sicher ist derzeit nur, dass der Aktienkurs von Wirecard aus der Gier der Anleger und ihrer Angst, etwas zu verpassen, getrieben wird. Anleger, die sich bei ihren Investmententscheidungen nicht auf den Börsengott verlassen möchten, machen um die Wirecard-Aktie lieber einen großen Bogen. Für erfahrene Trader und Spekulanten, die sich dem Risiko eines Totalverlusts angesichts des über den Papieren schwebenden Damoklesschwerts der Insolvenz bewusst sind, ist die aktuell vorherrschende Volatilität dagegen ein Traum.
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