- von Rozanna Latiff
Kuala Lumpur (Reuters) - In Malaysia stehen zwei Frauen seit Montag wegen der Ermordung des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor Gericht.
Ihnen wird vorgeworfen, Kim Jong Nam vor acht Monaten auf dem Flughafen von Kuala Lumpur das Nervengift VX ins Gesicht geschmiert zu haben. Südkoreanischen Regierungskreisen zufolge erteilte Nordkoreas Machthaber bereits vor Jahren den Auftrag zur Ermordung seines älteren Halbbruders. Dieser hatte sich kritisch über die Familiendynastie in seiner Heimat geäußert. Auch US-Regierungsvertreter gehen davon aus, dass Nordkorea hinter dem Attentat steht. Die Regierung in Pjöngjang weist dies zurück.
Die 25-jährige Indonesierin und die 28-jährige Vietnamesin wurden in kugelsicheren Westen in den Gerichtssaal geführt. Dem Übersetzer zufolge plädierten sie auf nicht schuldig. Nach Angaben ihrer Anwälte glaubten sie, für eine Reality-TV-Show angeworben worden zu sein und Kim Jong Nam nur einen Streich zu spielen. Den Frauen droht die Todesstrafe. Der Anklage zufolge sollen vier Nordkoreaner mit ihnen den Angriff in Einkaufszentren in Kuala Lumpur geübt haben. Der Richter lehnte den Antrag der Verteidigung ab, die Namen der vier publik zu machen. Sie sind zwar ebenfalls angeklagt worden, befinden sich jedoch noch auf freiem Fuß.
Kim Jong Nam lebte mit seiner Familie unter dem Schutz der chinesischen Regierung in Macau. Er starb Mitte Februar. Der Prozess dürfte bis Ende November dauern. Nordkorea steht derzeit im Konflikt um sein zuletzt deutlich vorangetriebenes Atom- und Raketenprogramm verstärkt unter Druck der internationalen Gemeinschaft.