- von Rupert Pretterklieber -
Zürich, 10. Aug (Reuters) - Die Chancen am Schweizer Aktienmarkt bleiben auch nach dem starken Anstieg seit dem Mehrjahrstief im März nach Ansicht von Händlern und Experten grundsätzlich intakt. Doch Charttechniker raten akkerdings zur Vorsicht und warnen vor einer wenn auch nicht allzu starken kurzfristigen Korrektur. Der Markt habe einen langen Weg hinter uns und es wäre Zeit für eine Verschnaufpause, hiess es.
Der Leitindex SMI <.SSMI> hatte vor rund zwei Jahren bei über 9500 Punkten ein Allzeithoch erreicht. Danach war er im Sog der Kreditkrise bis am 9. März dieses Jahres mit 4235 Punkten auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren abgestürzt. Seitdem hat sich der Index wieder um über 42 Prozent erholt und am vergangenen Freitag erstmals seit November 2008 wieder über 6000 Punkten auf 6026 Zählern geschlossen. Am Montagvormittag notierte der SMI um 0,3 Prozent leichter bei 6010 Punkten.
"Kurzfristig sind wir vorsichtig, weil die Aktienmärkte aus technischer Sicht überkauft sind", hiess es bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
"Technisch bewegen wir uns weiterhin in dem seit März gültigen Aufwärtstrendkanal. Dieser ist derzeit bei 6200 Punkten begrenzt", sagte Thomas Rupf von der VP Bank in Liechtenstein. "Die Lage scheint mir langsam ein bisschen überhitzt", so Rupf. Dies sei auch aus den negativen Divergenzen beim Momentum ersichtlich. Daher gehe er zunächst von einem Rücksetzer bis etwa 5800 Punkte aus, bevor es zu einem nächsten Aufwärtsschub bis 6200 Punkte kommen könne, sagte Rupf.
Auch nach Ansicht der ZKB hat sich das Momentum verschlechtert. Daher wäre nach den starken Anstiegen seit Mitte Juli eine temporäre Konsolidierung nicht überraschend.
Auch die Chartisten der Deutschen Bank erkennen "Reifezeichen im mittelfristigen Aufwärtstrend". Er sei aber noch nicht stärker gefährdet und könnte noch einige Wochen anhalten, hiess es im täglichen Kommentar "X-pressTade" vom Montag.
Der SMI habe am Freitag eine "Flag-Struktur" nach oben durchbrochen. Daraus errechne sich ein Ziel von 6100 Punkten im SMI. Es sei aber schwer vorhersehbar, ob dieses Ziel direkt erreicht werde. "Nach Flag-Durchbrüchen kommt es manchmal zu Backtests. Ein solcher könnte den SMI auf 5970/80 zurückführen, ohne aber die Ausbruchskonstellation aufzuheben", so die Deutsche Bank. Auf starke Widerstände stosse der SMI dann bei 6080 und 6110 Punkten. Bei 5990/60 und vor allem bei 5890 und 5830 werde der Markt unterstützt.
Eine Konsolidierungsphase liegt damit in der Luft, aber keine stärkere Korrektur. Sollte der SMI aber unterhalb von 5900 Punkten schliessen, ergebe sich ein Korrekturpotenzial bis maximal 5630 Zähler, wo die 200-Tage-Durchschnittslinie verlaufe.
"Aber schon kleine Kursrückgänge würden Anschlusskäufe nach sich ziehen. Dies könne als Anzeichen dafür interpretiert werden, "dass viele Investoren, welche die Rally bislang verpasst haben, auf den fahrenden Zug aufspringen", so die ZKB. Eine temporäre Konsolidierung wäre nicht überraschend, so die ZKB weiter. "Auf Sicht von einigen Monaten sind wir aber zuversichtlich, dass der SMI die Marke von 6400 Punkten testen wird."
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Albert Schmieder)