Frankfurt (Reuters) - Schwindende Zinssorgen und ein geplanter Mega-Deal in der deutschen Strombranche haben Börsianer am Montag in Kauflaune versetzt.
Dax.GDAXI> und EuroStoxx50 legten je gut ein halbes Prozent auf 12.433 und 3437 Punkte zu. "An diesem Punkt dürfte bei den Anlegern wieder die Frage aufkommen, ob das Ganze nur eine kurzfristige Rally ist oder den Beginn einer langfristigen Erholung darstellt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Nach wie vor stehe die Sorge vor einem globalen Handelskrieg im Raum und neue Inflationsdaten aus Europa und den USA könnten jederzeit wieder zu größeren Schwankungen an den Börsen führen.
Freude herrschte bei Aktienanlegern vor allem noch wegen der US-Arbeitsmarktdaten von vergangenem Freitag. Im Februar entstanden so viele neue Jobs wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Gleichzeitig zogen die Stundenlöhne weniger an als erwartet. "Diese Daten werden die Zentralbanken nicht dazu nötigen, sich gegen die Märkte zu stemmen, um Inflationsbekämpfung zu betreiben", sagte Aktienmarktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Das Inflationsgespenst hat damit seinen Schrecken für die Märkte vorerst verloren." An der Wall Street hatte es deswegen zum Wochenschluss satte Gewinne gegeben.
Trotzdem warfen Investoren einen bangen Blick auf die andere Seite des Atlantiks. US-Präsident Donald Trump legte im Streit um Schutzzölle für Stahl- und Aluminiumimporte der USA am Wochenende nach und drohte mit höheren Steuern auf die Einfuhr von europäischen Autos. "Trumps 'America first'- Politik hinterlässt an den europäischen Börsen Spuren", warnte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
ANLAGENBAUER GEA ENTTÄUSCHT MIT AUSBLICK
Hauptgesprächsthema in den europäischen Handelssälen war jedoch die geplante Neuordnung in der deutschen Strombranche. Die beiden Energieversorger E.ON (DE:EONGn) und RWE (DE:RWEG) wollen die RWE-Ökostromtochter Innogy zerschlagen und die Geschäfte untereinander aufteilen. Bei Anlegern sorgte das für Jubel: E.ON-Titel legten um 5,2 Prozent zu, RWE um 8,6 Prozent. Innogy-Papiere schossen um 13 Prozent in die Höhe. Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS) bezeichneten die Pläne als "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten. E.ON würde sich auf das Netzgeschäft und den Vertrieb fokussieren, die erneuerbaren Energien sollen unter dem Dach von RWE gebündelt werden. Auch Versorger-Aktien in anderen Ländern waren gefragt, der europäische Branchenindex war mit einem Plus von 1,6 Prozent größter Sektorgewinner.
Im deutschen Nebenwerteindex MDax trugen die Aktien von Gea mit einem Abschlag von zeitweise mehr als drei Prozent die rote Laterne. Der Anlagenbauer enttäuschte Anleger mit seinem Ausblick für 2018.
Der italienische Luxusmodekonzern Prada erfreute Börsianer dagegen mit seinen Bilanzzahlen, die in Hongkong notierten Aktien schossen um 15 Prozent in die Höhe. Prada teilte mit, den Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr 2017 gebremst zu haben. Zudem werde das Wachstum dieses Jahr anhalten.