FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Februar 2012. Vielen Charttechnikern ist die Aktienmarktrallye in diesem Jahr zu weit gegangen, sie warnen unverändert vor einer Korrektur. Die Tiefstkurse aus 2011 erwarten sie aber nicht mehr. Auch Anleger werden vorsichtiger.
Zwar schien die vergangene Woche, die erste verlustträchtige in diesem Jahr, den zahlreichen Skeptikern unter den technischen Analysten Recht zu geben. Doch lässt sich der DAX so schnell nicht unterkriegen, heute geht es wieder nach oben an den Aktienmärkten.
Zu geringe Umsätze, zu hohe Risikofreude
Laut Manfred Hübner, Geschäftsführer der Sentix GmbH, könnte allerdings schon bald Ungemach drohen. 'Wir befinden uns zwar seit September vergangenen Jahres in einem mittelfristigen Aufwärtstrend, der auch noch völlig intakt ist. Ab 7.000 Punkten wird der Index aber wahrscheinlich eine längere Verschnaufpause einlegen.'
Dafür sprechen Hübner zufolge zwei Argumente: Zum einen seien die Umsätze bei steigenden Kursen zurückgegangen. 'Das heißt, dass die Kaufkraft nicht ausgeprägt ist.' Zum anderen zeigten die letzten Sentix-Umfragen eine ausgeprägte Risikobereitschaft. 'Anleger fahren einen heißen Reifen. Sie setzen zum Beispiel auf Emerging Markets und Smallcaps.' Dieses prozyklische Verhalten resultiere aber weniger aus einer inneren Überzeugung: 'Vielmehr wird gekauft, weil wegen der steigenden Kurse von einem verbesserten Umfeld ausgegangen wird.' Folge solch einer Einstellung sei oft eine Korrektur.
Kurzfristig könnten Aktien noch Rückenwind bekommen, über den Tag hinaus erwartet Hübner aber, dass die Marke von 6.500 Punkten wieder getestet wird. 'Für die übergeordnete Tendenz ist das noch ungefährlich. Sollte der DAX aber auf 6.380 Punkte fallen, wird es kritisch. Dann wäre der Anstieg eine Bärenmarktrallye gewesen.' Damit rechnet Hübner indes nicht unbedingt. 'Es gibt zu viele Anleger, die in eine Schwäche hinein kaufen.'
Warnzeichen sind da
Nach Ansicht Jana Meiers von HSBC Trinkaus & Burkhardt deuten die technischen Indikatoren speziell beim Euro Stoxx 50 derzeit vermehrt auf eine Korrektur. Beim DAX sei es im Moment noch nicht abzusehen, ob Bullen oder Bären Oberhand gewinnen würden. 'In den vergangenen Handelstagen fehlten große Impulse beim deutschen Leitindex, was letztlich die aktuelle Unentschlossenheit der Marktteilnehmer dokumentiert', bemerkt die Analystin. Folglich müsse das Erreichen weiterer 'Triggermarken' abgewartet werden.
Auf der Unterseite sei das etwa das jüngste Verlaufstief vom Februar bei 6.650 Punkten. 'Unterhalb dieser Marke wäre eine kleine Schulter-Kopf-Schulter-Formation komplettiert.' Das Abschlagspotential liege dann zwar nur bei rund 200 Punkten, das reiche aber genau, um die alten Ausbruchsmarken bei 6.514/6.431 wieder auszutesten und die Kursgewinne seit Monatsanfang aufs Spiel zu setzen. 'Auf der Oberseite müsste indes auf kurze Sicht zumindest das zyklische Hoch vom Februar bei 6.838 Punkten zeitnah geknackt werden, damit Kurs in Richtung der 7.000 Punkte-Marke genommen werden kann.' Eine erste Herausforderung stelle hier das Schließen der Kurslücke von Anfang August bei 6.938/6.954 Punkten dar.
Stochastik macht Mut
Rückenwind erhält das Positivszenario für Meier durch den Stochastik-Indikator: 'Zwar dominiert noch ein Verkaufssignal, allerdings konnte der technische Indikator die Lethargie der vergangenen Tage dazu nutzen, den deutlich überkauften Bereich zu verlassen.' Der Stochastik-Indikator basiert auf der Beobachtung, dass während einer Aufwärtsbewegung die Kurse näher an den Tageshöchstkursen liegen, bei einer Abwärtsbewegung hingegen näher an den Tagestiefstkursen.
Anleger misstrauisch
Der Optimismus der Anleger, der sich in der vergangenen Woche gezeigt hatte, ist unterdessen schon wieder verpufft, wie die Umfrage der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für Bluechips hat deutlich abgegeben, und zwar von 55 auf 46,7 Punkte. Er liegt damit wieder klar unterhalb der Optimisten von Pessimisten trennenden Linie von 50. 8 Prozent der Befragten haben das Bullenlager verlassen, das auf 37 Prozent schrumpft ist. 7 Prozent sind short gegangen, damit äußern sich 43 Prozent der Interviewten beraish, in der Vorwoche waren es nur 36 Prozent. Auch für Technologiewerte hat sich die Stimmung verschlechtert: Hier ist sackt der Bull/Bear-Index von 58,6 auf 50,7 Punkte und hält sich somit nur noch ganz knapp im optimistischen Bereich.
Der Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkten zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Ob das Sentiment in diesem Fall als Kontraindikator funktioniert, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de lesen.
© 15. Februar 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Zwar schien die vergangene Woche, die erste verlustträchtige in diesem Jahr, den zahlreichen Skeptikern unter den technischen Analysten Recht zu geben. Doch lässt sich der DAX so schnell nicht unterkriegen, heute geht es wieder nach oben an den Aktienmärkten.
Zu geringe Umsätze, zu hohe Risikofreude
Laut Manfred Hübner, Geschäftsführer der Sentix GmbH, könnte allerdings schon bald Ungemach drohen. 'Wir befinden uns zwar seit September vergangenen Jahres in einem mittelfristigen Aufwärtstrend, der auch noch völlig intakt ist. Ab 7.000 Punkten wird der Index aber wahrscheinlich eine längere Verschnaufpause einlegen.'
Dafür sprechen Hübner zufolge zwei Argumente: Zum einen seien die Umsätze bei steigenden Kursen zurückgegangen. 'Das heißt, dass die Kaufkraft nicht ausgeprägt ist.' Zum anderen zeigten die letzten Sentix-Umfragen eine ausgeprägte Risikobereitschaft. 'Anleger fahren einen heißen Reifen. Sie setzen zum Beispiel auf Emerging Markets und Smallcaps.' Dieses prozyklische Verhalten resultiere aber weniger aus einer inneren Überzeugung: 'Vielmehr wird gekauft, weil wegen der steigenden Kurse von einem verbesserten Umfeld ausgegangen wird.' Folge solch einer Einstellung sei oft eine Korrektur.
Kurzfristig könnten Aktien noch Rückenwind bekommen, über den Tag hinaus erwartet Hübner aber, dass die Marke von 6.500 Punkten wieder getestet wird. 'Für die übergeordnete Tendenz ist das noch ungefährlich. Sollte der DAX aber auf 6.380 Punkte fallen, wird es kritisch. Dann wäre der Anstieg eine Bärenmarktrallye gewesen.' Damit rechnet Hübner indes nicht unbedingt. 'Es gibt zu viele Anleger, die in eine Schwäche hinein kaufen.'
Warnzeichen sind da
Nach Ansicht Jana Meiers von HSBC Trinkaus & Burkhardt deuten die technischen Indikatoren speziell beim Euro Stoxx 50 derzeit vermehrt auf eine Korrektur. Beim DAX sei es im Moment noch nicht abzusehen, ob Bullen oder Bären Oberhand gewinnen würden. 'In den vergangenen Handelstagen fehlten große Impulse beim deutschen Leitindex, was letztlich die aktuelle Unentschlossenheit der Marktteilnehmer dokumentiert', bemerkt die Analystin. Folglich müsse das Erreichen weiterer 'Triggermarken' abgewartet werden.
Auf der Unterseite sei das etwa das jüngste Verlaufstief vom Februar bei 6.650 Punkten. 'Unterhalb dieser Marke wäre eine kleine Schulter-Kopf-Schulter-Formation komplettiert.' Das Abschlagspotential liege dann zwar nur bei rund 200 Punkten, das reiche aber genau, um die alten Ausbruchsmarken bei 6.514/6.431 wieder auszutesten und die Kursgewinne seit Monatsanfang aufs Spiel zu setzen. 'Auf der Oberseite müsste indes auf kurze Sicht zumindest das zyklische Hoch vom Februar bei 6.838 Punkten zeitnah geknackt werden, damit Kurs in Richtung der 7.000 Punkte-Marke genommen werden kann.' Eine erste Herausforderung stelle hier das Schließen der Kurslücke von Anfang August bei 6.938/6.954 Punkten dar.
Stochastik macht Mut
Rückenwind erhält das Positivszenario für Meier durch den Stochastik-Indikator: 'Zwar dominiert noch ein Verkaufssignal, allerdings konnte der technische Indikator die Lethargie der vergangenen Tage dazu nutzen, den deutlich überkauften Bereich zu verlassen.' Der Stochastik-Indikator basiert auf der Beobachtung, dass während einer Aufwärtsbewegung die Kurse näher an den Tageshöchstkursen liegen, bei einer Abwärtsbewegung hingegen näher an den Tagestiefstkursen.
Anleger misstrauisch
Der Optimismus der Anleger, der sich in der vergangenen Woche gezeigt hatte, ist unterdessen schon wieder verpufft, wie die Umfrage der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für Bluechips hat deutlich abgegeben, und zwar von 55 auf 46,7 Punkte. Er liegt damit wieder klar unterhalb der Optimisten von Pessimisten trennenden Linie von 50. 8 Prozent der Befragten haben das Bullenlager verlassen, das auf 37 Prozent schrumpft ist. 7 Prozent sind short gegangen, damit äußern sich 43 Prozent der Interviewten beraish, in der Vorwoche waren es nur 36 Prozent. Auch für Technologiewerte hat sich die Stimmung verschlechtert: Hier ist sackt der Bull/Bear-Index von 58,6 auf 50,7 Punkte und hält sich somit nur noch ganz knapp im optimistischen Bereich.
Der Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkten zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Ob das Sentiment in diesem Fall als Kontraindikator funktioniert, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de lesen.
© 15. Februar 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)