FRANKFURT (dpa-AFX) - 2024 geht als ein glanzvolles Jahr in die Geschichte des Goldpreises ein. Nachdem sich die Notierung des Edelmetalls in den Jahren 2021 bis 2023 in einer vergleichsweise engen Handelsspanne gehalten hatte, kannte sie in den vergangenen Monaten nur eine Richtung: nach oben. Auf rund 30 Prozent summiert sich der Preisaufschlag. Treiber war die Aussicht auf sinkende Zinsen. Geopolitische Risiken waren ein weiterer Grund, der Anleger in den sicheren Hafen Gold lockte. Zeit, einen Blick auf die kommenden Monate zu richten.
Was spricht für eine Konsolidierung, also einen eher stagnierenden oder etwas fallenden Preis?
Den bisherigen Höhepunkt von rund 2.790 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) erreichte der Goldpreis Ende Oktober und damit kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA. Spätestens seit dem klaren Wahlsieg von Donald Trump Anfang November stockt die Rally aber. Die Unsicherheit, die mit einem engen und umstrittenen Wahlergebnis verbunden gewesen wäre, rückte in den Hintergrund. Das dämpfte die Nachfrage nach der als sicher geschätzten Anlageform.
Zudem lastete zuletzt der starke US-Dollar auf dem Preis für Gold, denn das wird in der Regel in Dollar gehandelt. Eine Aufwertung der US-Währung aber macht das Edelmetall für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer, die Nachfrage kann sinken.
Sollte die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung die Inflation anheizen, könnte der Dollar noch weiter zulegen. Schließlich verspricht Trump Steuerentlastungen, die die Konsumausgaben steigern könnten, sowie hohe Einfuhrzölle, die Waren verteuern würden. Bei anziehender Inflation könnte die US-Notenbank gezwungen sein, mit ihren Zinssenkungen zu pausieren oder schlimmstenfalls sogar mit höheren Zinsen gegenzusteuern.
Was spricht für einen weiter steigenden Goldpreis?
Experten gehen davon aus, dass mit der Geldpolitik großer Notenbanken einer der stärksten Preistreiber auch 2025 Wirkung zeigen wird. "Die Zinsen gehen eher nach unten als oben, das hilft Gold", glaubt Analyst Jerome Mäser von der VP Bank aus Liechtenstein. Gold - das keine Zinsen abwirft - wird tendenziell attraktiver für Anleger, wenn die Renditen für Staatsanleihen fallen.
So dürfte die US-Notenbank Fed nach der 2024 eingeläuteten Zinswende weitere Schritte folgen lassen, falls ihr die Inflation keinen Strich durch die Rechnung macht. Und auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte den Leitzins weiter senken, denn sie ist mit einer unerwartet langen Konjunkturschwäche in Deutschland und zunehmend auch in anderen großen Volkswirtschaft der Eurozone konfrontiert.
Wie realistisch ist ein zeitnaher Goldpreis von 3.000 Dollar?
Analysten der DZ Bank halten diese runde Marke für erreichbar. In ihrem Jahresausblick sehen sie den Goldpreis Ende 2025 bei 3.100 Dollar je Feinunze. Auch Analysten des US-Investmenthauses Jefferies gehen von einem weiteren Anstieg aus. "Wir bleiben positiv zum Gold eingestellt", heißt es in ihrem Jahresausblick. Sie sehen zudem einen weiteren Preistreiber, der 2025 Wirkung zeigen dürfte. Demnach gebe es nach wie vor eine Nachfrage von Zentralbanken aus Schwellenländern.
Hinzu kommen mögliche Unsicherheiten an den Finanzmärkten, die mit der künftigen Politik in den USA verbunden sind. "Die Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident könnte die Märkte im Hinblick auf drohende Zölle verunsichern - damit steigt das Bedürfnis nach sicheren Anlagen wie Gold", sagte Experte Dominik Sperzel vom Handelshaus Heraeus.
Darüber hinaus bleibt Gold als Absicherung gegen geopolitische Spannungen gefragt. "Wir behalten eine äußerst konstruktive Haltung gegenüber Gold bei, was die erhöhte geopolitische Unsicherheit und die starke physische Nachfrage von Zentralbanken und Privatanlegern widerspiegelt", heißt es im Ausblick der Union Bancaire Privée. Auch wenn die Experten der Schweizer Privatbank keinen Anstieg bis auf 3.000 Dollar erwarten: "Eine Bewegung in Richtung eines Niveaus von mindestens 2.800 Dollar pro Unze ist im Jahr 2025 möglich."
Wie werden sich die Bestände in den ETF-Goldfonds entwickeln?
Goldfonds, die physisches Gold in ihren Beständen anlegen und deren Papiere an den Börsen gehandelt werden (Exchange Traded Funds - ETF) hatten in der Phase hoher Zinsen im Kampf gegen die Inflation unter einer schwachen Nachfrage gelitten. Auch wenn sich die Lage dank der Zinssenkungen 2024 deutlich verbessert hat, sehen Experten vor allem bei Gold-ETFs noch Luft nach oben. "Nach den erheblichen Abflüssen während der Hochzinsphase liegen die gesamten Goldbestände in dieser Fonds mehr als 20 Prozent unter dem vorherigen Höchststand", sagte Experte Mäser von der VP Bank.