FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. September 2012. Diese Woche sucht Peeters den Vergleich zwischen Wetter und Aktienkursen in seinem Kommentar.
Wie es scheint, werden wir ähnlich wie vergangenes Jahr im Spätsommer noch mal ein wenig für den ausgesprochen bescheidenen Hochsommer entschädigt. Für das kommende Wochenende und den Beginn der nächsten Woche sind sommerliches Wetter und angenehme Temperaturen angesagt. Eine schöne Gelegenheit, noch mal an die frische Luft zu gehen und einige Sonnenstrahlen aufzuschnappen.
Der Genuss dieses 'Altweibersommer' oder 'Indian Summer' hat etwas Ambivalentes an sich. Zum Einen ist der Genuss, wider Erwartens doch noch ein paar Sonnenstrahlen erheischen zu können, sehr angenehm, zum Anderen ist das Gefühl, dass der Sommer bald definitiv vorbei ist und der Herbst vor der Tür steht, nicht weg zu diskutieren. Entsprechend das Verhalten beispielsweise im Garten, wo nicht nur das Wetter genossen, sondern auch das ganze Umfeld zunehmend winterfest gemacht wird.
Ähnlich der momentane Umgang mit vielen Wertpapierdepots. Investoren genießen einerseits den erfreulichen Aufschwung an den Märkten, der über den August unverhofft, aber spürbar durch die Märkte ging. Andererseits gibt es ein nicht zu verleumdendes Unbehagen, dass bereits bald ein größerer Sturm an den Börsen aufziehen kann.
Entsprechend auch hier die vielseitigen Bemühungen, die Portfolios 'wetterfest' zu machen. Kassenquoten werden erhöht, Derivate zur Absicherung eingesetzt und die Asset Allocation mit anderen Sachwerten wie etwa Edelmetallen hinreichend diversifiziert. Das alles vor dem Hintergrund der Sorge, dass die Weltkonjunktur durch eine Eskalation der Schuldenkrise ähnlich massiv abschmiert wie 2009 im Zuge der Finanzkrise. Überhaupt ist das Unbehagen groß auch vor dem Hintergrund der Saisonalität. Der September und der Oktober gelten nun mal als schwache Börsenmonate, da ist erhöhte Vorsicht geboten.
Auf der 'Habenseite' wiederum ist zu vermerken, dass die Notenbanken kaum eine Alternative zur weiteren Öffnung der Geldschleusen haben. Die erwarteten Beschlüsse zu Anleihekaufprogrammen sowie die anhaltende Nahe-Null-Zins-Politik haben auf den Aktienmarkt eine inflationäre, sprich preissteigernde Wirkung, was man nicht gut finden muss, aber eine gewisse Investitionshöhe erfordert.
Dennoch wiegen die Argumente der Bären zumindest kurzfristig etwas schwerer, ganz einfach aus dem Grund, dass negativen Aspekte wie etwa die nachlassende Wirtschaftsdynamik praktisch sicher sind, während etwa bei den Gegenmaßnahmen einige Fragezeichen bleiben. Sollte etwa der Bundesgerichtshof am 12. September dem ESM-Schirm einen Riegel vorschieben, käme es wohl zu größeren Verwerfungen an den Märkten. Positive Überraschungen sind momentan wenige denkbar, während plötzliche externe Schocks, etwa eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Iran und Israel, auch an den Börsen Auswirkungen hätte.
So scheint es durchaus ratsam zu sein, mit dem Strom zu schwimmen, sprich die positive Grundstimmung mitzunehmen, dabei jedoch das Depot abzusichern. Der Verstoß gegen das Contrarian-Gebot an der Börse ist hierbei in Ordnung, geht es doch nicht um Renditemaximierung, sondern um Risikominimierung. Um es bei der Metapher von eingangs zu umschreiben: Nur weil der Spätsommer die Menschenmassen in die Parks und Biergärten treibt, heißt das nicht, dass der Einzelne die Sonne nicht genießen kann.
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© 6. September 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Wie es scheint, werden wir ähnlich wie vergangenes Jahr im Spätsommer noch mal ein wenig für den ausgesprochen bescheidenen Hochsommer entschädigt. Für das kommende Wochenende und den Beginn der nächsten Woche sind sommerliches Wetter und angenehme Temperaturen angesagt. Eine schöne Gelegenheit, noch mal an die frische Luft zu gehen und einige Sonnenstrahlen aufzuschnappen.
Der Genuss dieses 'Altweibersommer' oder 'Indian Summer' hat etwas Ambivalentes an sich. Zum Einen ist der Genuss, wider Erwartens doch noch ein paar Sonnenstrahlen erheischen zu können, sehr angenehm, zum Anderen ist das Gefühl, dass der Sommer bald definitiv vorbei ist und der Herbst vor der Tür steht, nicht weg zu diskutieren. Entsprechend das Verhalten beispielsweise im Garten, wo nicht nur das Wetter genossen, sondern auch das ganze Umfeld zunehmend winterfest gemacht wird.
Ähnlich der momentane Umgang mit vielen Wertpapierdepots. Investoren genießen einerseits den erfreulichen Aufschwung an den Märkten, der über den August unverhofft, aber spürbar durch die Märkte ging. Andererseits gibt es ein nicht zu verleumdendes Unbehagen, dass bereits bald ein größerer Sturm an den Börsen aufziehen kann.
Entsprechend auch hier die vielseitigen Bemühungen, die Portfolios 'wetterfest' zu machen. Kassenquoten werden erhöht, Derivate zur Absicherung eingesetzt und die Asset Allocation mit anderen Sachwerten wie etwa Edelmetallen hinreichend diversifiziert. Das alles vor dem Hintergrund der Sorge, dass die Weltkonjunktur durch eine Eskalation der Schuldenkrise ähnlich massiv abschmiert wie 2009 im Zuge der Finanzkrise. Überhaupt ist das Unbehagen groß auch vor dem Hintergrund der Saisonalität. Der September und der Oktober gelten nun mal als schwache Börsenmonate, da ist erhöhte Vorsicht geboten.
Auf der 'Habenseite' wiederum ist zu vermerken, dass die Notenbanken kaum eine Alternative zur weiteren Öffnung der Geldschleusen haben. Die erwarteten Beschlüsse zu Anleihekaufprogrammen sowie die anhaltende Nahe-Null-Zins-Politik haben auf den Aktienmarkt eine inflationäre, sprich preissteigernde Wirkung, was man nicht gut finden muss, aber eine gewisse Investitionshöhe erfordert.
Dennoch wiegen die Argumente der Bären zumindest kurzfristig etwas schwerer, ganz einfach aus dem Grund, dass negativen Aspekte wie etwa die nachlassende Wirtschaftsdynamik praktisch sicher sind, während etwa bei den Gegenmaßnahmen einige Fragezeichen bleiben. Sollte etwa der Bundesgerichtshof am 12. September dem ESM-Schirm einen Riegel vorschieben, käme es wohl zu größeren Verwerfungen an den Märkten. Positive Überraschungen sind momentan wenige denkbar, während plötzliche externe Schocks, etwa eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Iran und Israel, auch an den Börsen Auswirkungen hätte.
So scheint es durchaus ratsam zu sein, mit dem Strom zu schwimmen, sprich die positive Grundstimmung mitzunehmen, dabei jedoch das Depot abzusichern. Der Verstoß gegen das Contrarian-Gebot an der Börse ist hierbei in Ordnung, geht es doch nicht um Renditemaximierung, sondern um Risikominimierung. Um es bei der Metapher von eingangs zu umschreiben: Nur weil der Spätsommer die Menschenmassen in die Parks und Biergärten treibt, heißt das nicht, dass der Einzelne die Sonne nicht genießen kann.
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© 6. September 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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