STUTTGART (dpa-AFX) - Die Sparmaßnahmen wichtiger Großkunden und der Umbau im Vertrieb haben wie befürchtet beim Stuttgarter IT-Dienstleister GFT Technologies (4:GFTG) die Bilanz kräftig belastet. Das Unternehmen war allerdings bereits im Juli mit seinen Prognosen zurückgerudert - deshalb hatten Analysten schon mit trüben Geschäftszahlen für das zweite Quartal gerechnet. Immerhin konnte die seit wenigen Monaten amtierende Konzernchefin Marika Lulay einen ersten Erfolg der neuen Vertriebsstrategie vermelden: ein Neukunde in Kanada.
An der Börse reagierten die Anleger erfreut: Die Aktie legte kurz nach dem Handelsstart um rund ein halbes Prozent zu. Allerdings war nach der Gewinnwarnung am 10. Juli die GFT-Aktie auch um mehr als 10 Prozent in die Tiefe gerauscht - hiervon hat sich das Papier bei weitem noch nicht erholt.
GFT verdient sein Geld mit digitalen Lösungen für die Finanzbranche. In jüngster Vergangenheit machen dem Unternehmen aber die Sparanstrengungen der beiden Großkunden Deutsche Bank (4:DBKGn) und Barclays (3:BARC) zu schaffen. Weil diese ihre Ausgaben für die Vereinigten Staaten und Großbritannien eindampfen, musste GFT zwischen April und Juni einen kräftigen Umsatzrückgang in diesen Regionen hinnehmen. Das konnte selbst das Geschäft in Kontinentaleuropa nicht wettmachen, wo es für das TecDax (TecDAX)-Unternehmen sehr gut läuft, insbesondere in Spanien.
Insgesamt ging der Umsatz im zweiten Quartal um 4 Prozent auf knapp 107 Millionen Euro zurück. Dank Zuwächsen zum Jahresauftakt kommt für die ersten sechs Monate immerhin noch ein Erlösplus von 5 Prozent auf rund 218 Millionen Euro zusammen.
GFT hat auf die Probleme mit einem Umbau seines Vertriebs in den betroffenen Ländern reagiert. Das ging ins Geld, weshalb das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das erste Halbjahr mit 18,3 Millionen Euro nun um 15 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Ausschlaggebend war auch hier das zweite Quartal mit einem Rückgang von mehr als einem Viertel. Negativ wirkten sich zudem Währungseffekte aus. Das Vorsteuerergebnis rutschte auch wegen einer 2 Millionen Euro hohen Wertberichtigung auf Geschäfts- oder Firmenwerte im Halbjahr um 35 Prozent auf 9,5 Millionen Euro.
Wegen der enttäuschenden Entwicklung in den USA und auf der britischen Insel hatte die neue GFT-Chefin Marika Lulay im vergangenen Monat die Reißleine gezogen und die Ziele gekappt. Dabei soll es nun auch bleiben, wie GFT bestätigte. "Die Sparmaßnahmen der beiden Großkunden im Investmentbanking werden sich zweiten Halbjahr fortsetzen", sagte Lulay. Zwar wird bei allen anderen Kunden mit einem Umsatzplus von 13 Prozent gerechnet - doch insgesamt erwartet GFT für 2017 nur noch einen leichten Umsatzanstieg auf 425 Millionen Euro nach knapp 423 Millionen Euro im Vorjahr. Beim Ebitda wird gar ein Rückgang von knapp 47 auf 42 Millionen Euro befürchtet und beim Vorsteuerergebnis von 33 Millionen auf 26 Millionen Euro.
GFT will künftig mehr Universalbanken als Neukunden gewinnen. In Kanada konnte GFT damit bereits punkten. Dort wurde die national agierende Scotiabank (Bank of Nova Scotia) als Kunde neu hinzugewonnen. GFT soll für das Institut mit Sitz in Toronto die IT neu aufstellen. Das Digitalisierungsprogramm sei bereits angelaufen, sagte eine Sprecherin. Details zum Auftragsvolumen nannte sie nicht.