FRANKFURT (dpa-AFX) - Die gestiegenen US-Anleiherenditen haben den Dax (DAX) am Donnerstag nach der Feiertagspause unter Druck gesetzt. Als Belastung erweisen sich auch die mäßigen Vorgaben der Börsen in Übersee. Die jüngsten Entspannungssignale im Konflikt zwischen der italienischen Regierung und der EU sowie der weiter schwache Euro halfen dem deutschen Leitindex nur wenig.
Immerhin konnte er seine Verluste im Verlauf des Vormittags eindämmen: Etwas mehr als eine Stunde nach dem Handelsstart stand der Dax noch 0,40 Prozent tiefer bei 12 238,20 Punkten. Damit knüpfte er gleichwohl an seine zuletzt wieder schwächere Kursentwicklung an. Für den Index der mittelgroßen Unternehmen MDax (MDAX) ging es am Donnerstagvormittag um 0,34 Prozent auf 25 867,53 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,57 Prozent auf 3386,06 Zähler.
Als Auslöser für die starken Kursverluste bei US-Staatsanleihen, die entsprechend die Renditen auf den höchsten Stand seit Jahren trieben, nannten die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) robuste amerikanische Konjunkturdaten. Hinzu kamen Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der abermals die solide Wirtschaftsentwicklung lobte. Das nährte Spekulationen über möglicherweise schneller steigenden Zinsen als bislang gemeinhin erwartet. Höhere Zinsen können aber die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen schmälern.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) war denn auch im späten US-Handel von seinem Rekordhoch zurückgefallen. Außerdem dominierten an den asiatischen Börsen zuletzt negative Vorzeichen.
Am deutschen Aktienmarkt profitierten Finanztitel von den Entwicklungen am Anleihenmarkt: Die Aktien der Versicherer Munich Re (4:MUVGn) und Allianz (DE:ALVG) sowie die der Deutschen Bank gehörten mit Gewinnen von 0,7 bis 1,4 Prozent zu den Favoriten im Dax. Im MDax mischten Commerzbank-Titel mit fast zwei Prozent Plus weit vorne mit - ihnen half zusätzlich eine gestrichene Verkaufsempfehlung der Schweizer Bank Credit Suisse (SIX:CSGN).
Die Papiere von MDax-Spitzenreiter Evotec (4:EVTG) gewannen knapp zweieinhalb Prozent, nachdem der Arzneimittelforscher seine Zusammenarbeit mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi (9:SASY) erweitert hatte. Die neue Initiative sieht laut Evotec Forschungspartnerschaften mit akademischen Einrichtungen weltweit bei Krankheitsbereichen mit hohem ungedeckten medizinischen Bedarf vor.
Für die Titel des Windturbinenherstellers Nordex (4:NDXG) ging es dank eines Auftrags sowie einer positiven Studie vom Vortag im Kleinwerte-Index SDax (SDAX) um fast vier Prozent hoch. Das Abwärtspotenzial für die Aktie sei begrenzt und rechtfertige keine Verkaufsempfehlung mehr, schrieb Analystin Virginia Sanz De Madrid Grosse von der Deutschen Bank (DE:DBKGn).
Außerhalb der bekannten Indizes schossen die Aktien des kriselnden Modekonzerns Gerry Weber (112:GWIG) um knapp 19 Prozent hoch. Hier feierten die Anleger einen Vorstandsumbau.