Frankfurt (Reuters) - Am Tag vor dem Zinsentscheid der EZB wächst die Zurückhaltung der Anleger.
Durchwachsene Firmenbilanzen hielten sie ebenfalls vor größeren Engagements ab. Die Hoffnung auf Bewegung im Zollstreit zwischen den USA und China verhinderte aber größere Kursverluste. Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochabend jeweils kaum verändert. Der Dax gewann 0,3 Prozent auf 12.523, der EuroStoxx50 verharrte bei 3533 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor 0,48 Prozent. Hier lasteten die Kartellermittlungen gegen Internet-Konzerne auf der Stimmung.
Die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen dämpfe zwar die Furcht vor einer Eskalation des Handelskonflikts der beiden weltweit größten Volkswirtschaften, sagte Analyst Han Tan vom Brokerhaus FXTM. "Umsichtige Anleger lassen sich davon aber nicht mitreißen, da es bis zu einem Deal noch ein weiter Weg ist."
Gleichzeitig spekulierten Anleger darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag Zinssenkungen und die Wiederaufnahme ihrer Anleihekäufe bekanntgibt oder zumindest in Aussicht stellt. Die schwächelnde Industrie-Konjunktur schüre die Erwartung, dass die Notenbank in den kommenden Monaten eingreifen werde, um eine Ansteckung des bislang recht gut laufenden Dienstleistungssektors zu verhindern, sagte Analyst Marios Hadjikyriacos vom Online-Broker XM. Die Geschäfte im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands laufen so schlecht wie zuletzt 2012. Vor diesem Hintergrund fiel der Euro leicht um 0,1 Prozent auf 1,1140 Dollar und notierte damit nur noch knapp über seinem Zwei-Jahres-Tief vom Mai.
MILLIARDENVERLUSTE BEI DEUTSCHE BANK UND DAIMLER
Am deutschen Aktienmarkt war die Deutsche Bank (DE:DBKGn) mit einem Kursminus von 1,9 Prozent der größte Verlierer. Der Verlust sei mit 3,2 Milliarden Euro größer ausgefallen als erwartet, schrieb Analystin Anke Reingen von der Investmentbank RBC Capital Markets. Die Zahlen illustrierten, dass der Handlungsdruck groß und der Weg zu einer erfolgreichen Sanierung lang sei.
Daimler (DE:DAIGn) schrieb zwar unter anderem wegen der Belastungen rund um den Abgasskandal ebenfalls tiefrote Zahlen.[L8N24P2AO] Die Aktien des Autobauers legten dennoch 2,44 Prozent zu. "Der neue Vorstand hat jetzt alle Verluste in die Bilanz gepackt, nachdem der alte seinen Hut genommen hat", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Damit habe die Aktie die Talsohle durchschritten.
CHIP-HERSTELLER IM AUFWIND
Die Papiere von ASM International gewannen sogar 6,53 Prozent. Der niederländische Chip-Hersteller steigerte seinen Umsatz überraschend stark um ein Viertel. Dank einer guten Ertragskraft habe das operative Ergebnis mit 47 Millionen Euro die Erwartungen ebenfalls übertroffen, schrieb Analyst Frederic Yoboue von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co.
Zur positiven Branchenstimmung trugen auch die ermutigenden Zahlen von Texas Instruments (NASDAQ:TXN) bei. Sie dämpften Börsianern zufolge die Furcht vor eine längerfristigen Nachfrageschwäche. Aktien von Texas Instruments stiegen an der Wall Street um 7,36 Prozent. Der europäische Rivale Infineon (DE:IFXGn) rückte 2,27 Prozent, STMicro 3,56 Prozent vor.