FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz neuer US-Drohgebärden gegen die Europäische Union dürften die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Dienstag erst einmal zulegen. Im Dax (DAX) zeichnete sich rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn ein Plus von 0,24 Prozent auf 12 551 Punkte ab. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zeichnete sich ein ähnlicher Zuwachs ab.
Im Zollstreit herrscht zwischen den USA und China vorerst Waffenruhe. Die Anleger wissen trotzdem, dass sie das Thema so schnell nicht loslässt: Kurz nach dem G20-Gipfel erhöhen die USA schon wieder den Druck auf die Europäische Union (EU). Die Regierung von Präsident Donald Trump droht wegen verbotener Flugzeugsubventionen mit neuen Sonderzöllen auf EU-Waren im Wert von vier Milliarden US-Dollar.
Nach Einschätzung von des Marktexperten Michael Carthy vom roker CMC Markets ist diese Summe - mit Blick auf die globalen Handelszahlen - allerdings nicht das Problem. "Das Problem ist der größer werdende Konflikt zwischen Europa, den USA und China", schrieb Carthy in einem Marktkommentar. "Eine anhaltende Störung im Handel zwischen diesen drei größten Wirtschaftsmächten, die nur auf Grundlage innenpolitischer Zwecke herbeigeführt wird, könnte das weltweite Wachstum schmälern."
Auch andere politische Konflikte bleiben präsent: In der Krise mit dem Iran haben die USA die Führung in Teheran eindringlich vor der angedrohten Anreicherung von Uran gewarnt. In Hongkong drohte Regierungschefin Carrie Lam nach der zeitweisen Besetzung des Parlaments Demonstranten mit Konsequenzen.
Auf Unternehmerseite dürfte die weitere Entwicklung bei der Deutschen Bank (4:DBKGn) interessieren. Nachdem am Montag bekannt wurde, dass das Bankhaus mehr als ein Fünftel seiner Stellen streichen könnte, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg nun, dass das Geldhaus laut Insidern mit den Aufsichtsbehörden eine Senkung des Kapitalpolsters diskutiert. Zudem gab der Konzern am Montagabend bekannt, dass die Integration der Postbank etwa 1300 weitere Stellen kosten werde. Ein frisches Zahlenwerk und damit potenziell Grund für Bewegung lieferte zudem bereits am Morgen der Finanzdienstleister und Leasingsanbieter Grenke (4:GLJn). Hier ging es im ersten Halbjahr beim Neugeschäft spürbar nach oben. Die Aktie konnte rund eine Stunde vor Handelsbeginn trotzdem nur wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Für den Online-Modehändler Global Fashion Group (GFG) (105:GFG) steht daneben am Dienstag der Gang an die Börse an. Die Platzierung der Aktien verlief alles andere als reibungslos und gelang nur mit kräftiger Unterstützung der beiden Großaktionäre, dem schwedischen Investor Kinnevik und dem deutschen Start-up-Brutkasten Rocket Internet (DE:RKET).