Frankfurt (Reuters) - Die EZB ist Insidern zufolge uneins, wann die Zinsen in Europa frühestens angehoben werden sollten.
Einige Euro-Wächter halten dies bereits im Juli 2019 für denkbar, andere können es sich erst ab Herbst nächsten Jahres vorstellen, wie mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuletzt in Aussicht gestellt, die Schlüsselzinsen noch bis mindestens "über den Sommer 2019" hinaus auf dem aktuellen Rekordtief zu halten.
Viele Investoren an der Börse rätseln seitdem, was dies genau bedeuten soll. Zu der Unsicherheit trug auch bei, dass die EZB ihre Wortwahl in einigen Sprachen änderte. So hatte sie beispielsweise in ihrer deutschen Übersetzung den Verweis auf das Ende des Sommers 2019 gestrichen.
Die EZB hält ihren Leitsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bereits seit März 2016 bei 0,0 Prozent. Geldhäuser müssen zudem Strafzinsen von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei der Notenbank parken. Die EZB hat die Schlüsselzinsen letztmalig im Jahr 2011 hochgesetzt, bevor die Staatsschuldenkrise eskalierte.
Für einige Währungshüter schließe der aktuelle Ausblick einen Schritt klar aus, bevor der Sommer 2019 vorbei sei. "Das ist die einzige mögliche Interpretation", so einer der Insider. Da kalendarisch der Herbst erst nach dem 21. September beginnt, wäre für andere Euro-Wächter sogar erst die Zinssitzung am 24. Oktober die früheste Gelegenheit. Andere wiederum halten die Formulierung für so vage, dass sie sogar einen Schritt auf der Zinssitzung am 25. Juli 2019 gestattet.
Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sagte am Mittwoch in Paris, ein erster Zinsschritt könnte frühestens während des Sommers 2019 erfolgen, abhängig von den Inflationsaussichten.
"Man kann sich nicht für mehr als ein Jahr festlegen", sagte ein weiterer Euro-Wächter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Die Volkswirte der EZB erwarten derzeit für das Jahr 2019 und 2020 jeweils eine Inflationsrate von 1,7 Prozent. Das ist nicht weit entfernt von der Marke von knapp zwei Prozent, die die EZB als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt.