(neu: Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 14. Jan (Reuters) - Ein Milliardenverlust der
Deutschen Bank hat am Mittwoch an den Börsen weltweit
Schockwellen ausgelöst. "Die Zahlen der Deutschen Bank waren ein
Paukenschlag", erklärte NordLB-Händler Matthias Melms. "Dass die
Deutsche Bank so schlecht abgeschlossen hat, ist schon
beängstigend." Angesichts der noch in dieser Woche anstehenden
Bilanzdaten von JP Morgan und Citigroup verstärkte
sich die Angst vor weiteren Schreckensmeldungen aus der Branche.
Ein verhaltener Ausblick von Siemens sowie schwache
US-Konjunkturdaten verstärkten den Ausverkauf noch.
Der Dax<.GDAXI> fiel um 4,6 Prozent auf 4422 Punkte, der
Stoxx50<.STOXX50> um 4,5 Prozent auf 2010 Zähler.
Auch in New York sorgte der Rekordverlust der Deutschen Bank
für massive Kursverluste bei den Banken. So verloren die Aktien
der Citigroup bis zum europäischen Handelsschluss mehr als 15
Prozent. Das ehemals weltgrößte Institut hat mit der Kontrolle
über die Brokersparte Smith Barney seine Kronjuwelen abgegeben -
was womöglich aber nicht einmal ausreicht zur Rettung. Schon am
Freitag will die Bank Quartals- und Jahreszahlen präsentieren.
Am Donnerstag wird JP Morgan den Zwischenbericht
veröffentlichen.
Der überraschend starke Einbruch des Einzelhandelsumsatzes
in den USA im Dezember sorgte zusätzlich für Verkäufe.
"Schreckliche Wirtschaftsdaten und der Beginn der Bilanzsaison
machen derzeit jede Hoffnung zunichte", sagte ein Händler. Auch
für Deutschland sind die Aussichten düster: 2008 halbierte sich
das Wachstum in der Bundesrepublik auf 1,3 Prozent. Für 2009
rechnen Analysten mit einer Rezession. Daran werde auch die für
Donnerstag erwartete Zinssenkung in der Euro-Zone zunächst wenig
ändern, sagten Händler.
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ANGST VOR WEITEREM KAPITALBEDARF BELASTET FINANZBRANCHE
Schon vor den US-Daten hatte ein Rekordverlust der Deutschen
Bank von 3,9 Milliarden Euro die Anleger schockiert. Den
Einstieg der Deutschen Post in den Aktionärskreis des
Branchenprimus gegen die Übernahme der Postbank werten
die Börsianer als indirekte Staatsbeteiligung und damit negativ.
Die Aktien der Deutschen Bank brachen um neun Prozent auf 22,085
Euro ein. Die Postbank-Aktien gaben ihre Vortagesgewinne von elf
Prozent wieder ab und fielen um 17,4 Prozent auf 11,85 Euro.
Händler begründeten die Gewinnmitnahmen mit den schwindenden
Aussichten auf ein attraktives Abfindungsangebot. Die Post-Titel
verloren 2,5 Prozent auf 9,495 Euro.
Im Sog der Deutschen Bank fielen die Aktien der Commerzbank
um 10,7 Prozent auf 3,855 Euro. Die im MDax<.MDAXI>
notierten Aktien der Hypo Real Estate büßten 4,6
Prozent auf 2,09 Euro ein. Finanz- und Parlamentskreisen zufolge
muss der Staat bei dem Immobilienfinanzierer vermutlich sogar
die Mehrheit übernehmen.
Spekulationen auf weiteren Kapitalbedarf drückte Händlern
zufolge in London die HSBC-Aktien um acht Prozent ins
Minus. Die Analysten von Morgan Stanley halten eine
Kapitalerhöhung um 30 Milliarden Dollar bei Europas größter Bank
für möglich. Die Aktien der Royal Bank of Scotland
verloren 18,4 Prozent, die von Barclays 14,3 Prozent. In
Paris sackten Societe Generale elf Prozent und BNP
Paribas um 5,7 Prozent ab. Der Stoxx-Bankenindex<.SX7P>
verlor 7,9 Prozent. Nur der Stoxx-Index der Rohstoffwerte<.XXPP>
büßte mit 8,4 Prozent mehr ein. Angesichts der fallenden Öl- und
Metallpreise sackten die Aktien von Rio Tinto um 11,2
Prozent, die von Anglo American um 9,5 Prozent und von
BHP Billiton um 8,5 Prozent ab.
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Der Dax wurde zusätzlich stark von Siemens belastet, deren
Aktien mit einem Kursabsturz von zwölf Prozent auf 42,31 Euro
allein für fast 50 der 214 Minus-Punkte des Dax verantwortlich
waren. Der Technologiekonzern hatte sich auf einer Präsentation
in New York sehr zurückhaltend zum laufenden und zum kommenden
Geschäftsjahr geäußert. "Da hatten einige Investoren auf mehr
gehofft", sagte ein Händler.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Alexander Hübner)