(neu: Deutsche Börse, Wall Street, Barclays, Ericsson)
Frankfurt, 23. Mär (Reuters) - Pläne der US-Regierung zur
Befreiung der krisengeschüttelten Banken von faulen Wertpapieren
haben am Montag die Aktienmärkte beflügelt. Der Dax<.GDAXI>
beendete den Handel 2,7 Prozent höher bei 4176 Punkten und
erreichte damit wieder das Niveau von vor einem Monat. Der
Europa-Index Stoxx50<.STOXX50> gewann gar 3,7 Prozent auf 1831
Stellen. Gefragt bei Investoren waren insbesondere Finanzwerte -
der europäische Branchenindex<.SX7P> legte 7,4 Prozent zu.
Das milliardenschwere Programm von US-Finanzminister Timothy
Geithner zum Ankauf fauler Wertpapiere könnte zum Ende der
Vertrauenskrise beitragen, sagten Börsianer. "Erst wenn die
Banken in der Lage sind, die Krediteinschränkungen zu lockern,
werden sich die Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen rund
um die Welt in Form von verstärkter Darlehens- und
Kredittätigkeit auszahlen", erklärte Schroders-Chefvolkswirt
Keith Wade. Die US-Regierung will das öffentlich-private
Ankaufprogramm zunächst mit 75 bis 100 Milliarden Dollar aus dem
700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket für die
Finanzbranche anschieben. Die Wall Street verbuchte bis zum
Handelsschluss in Europa kräftige Kursgewinne. Die Aktien von
Citigroup und Bank of America schossen um jeweils
mehr als 15 Prozent in die Höhe.
Im Dax hoben Commerzbank um 9,5 Prozent auf 3,01
Euro ab, Deutsche Bank legten 8,5 Prozent auf 30,70
Euro und Allianz 5,6 Prozent auf 67,54 Euro zu. Im
Stoxx50 waren ING.AS mit einem Kurssprung von 17 Prozent
größter Gewinner. "Es ist aber noch zu früh, von einer
Trendwende zu sprechen, dafür stehen noch zu viele schlechte
Nachrichten an", warnte ein Händler mit Blick auf die im April
beginnende Quartals-Berichtssaison.
In London schossen Barclays-Aktien als Reaktion auf
Spekulationen auf einen baldigen Verkauf der ETF-Sparte iShares
15 Prozent nach oben. Die Privat-Equity-Häuser Hellman &
Friedman, Bain Capital und TPG[TPG.UL] haben nach Angaben von
mit der Situation vertrauten Personen Interesse an iShares
bekundet. Der Verkaufspreis könnte Analystenschätzungen zufolge
bei etwa drei Milliarden Pfund liegen. Damit könnte nach HSBC
nach Expertenmeinung um eine Kapitalerhöhung herumkommen.
In Frankfurt drehten Deutsche Börse nach der
überraschenden Trennung von Finanzvorstand Thomas Eichelmann
zeitweilig ins Minus gedreht und schlossen nahezu unverändert.
"Eichelmann war erfolgreich, er war ein Macher des Erfolgs der
letzten Jahre", sagte ein Börsianer.
FRÜHE DAIMLER-GEWINNE SCHMELZEN AB - INFINEON GEFRAGT
Daimler-Aktien schossen nach dem Einstieg der
Investmentfirma Aabar - hinter der die staatliche International
Petroleum Investment Company (IPIC) steht - bis zu 8,3 Prozent
auf 23,10 Euro nach oben. Allerdings schmolz das Plus bis zum
Handelsschluss auf 1,4 Prozent zusammen. "Erst gab es die große
Euphorie, dann verflogen die Übernahmespekulationen wieder.
Daimler hat jetzt einen weiteren Großaktionär und braucht keine
zusätzliche Unterstützung etwa durch eine Überkreuzbeteiligung
mit BMW", sagte ein Börsianer.
Gegen den Trend fielen an der Stockholmer Börse die Aktien
des Telekom-Ausrüsters Ericsson um 1,3 Prozent.
Belastet wurden sie Händlern zufolge von der geplanten
Kooperation von Vodafone und Telefonica beim
Aufbau der Mobilfunk-Infrastruktur. "Damit sinkt der Bedarf für
neue Kapazitäten", sagte Analyst Hannu Rauhala von der Pohjola
Bank in Helsinki.
Infineon wurden mit einem Kursplus von 16 Prozent
auf 0,79 Euro im TecDax<.TECDAX> begrüßt. Händler verwiesen auf
einen Medienbericht, wonach der Chiphersteller die Kurzarbeit
zeitweilig aussetzte. Infineon waren aus dem Dax abgestiegen.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert)