- von Leika Kihara und Tetsushi Kajimoto
Tokio (Reuters) - Trotz brummender Exporte wird Japans Notenbank die Geldschleusen wohl länger offen halten als Währungshüter in anderen Industriestaaten.
Sie räumte am Donnerstag ein, dass sie im Kampf gegen die unerwünscht niedrige Inflation nicht so schnell vorankommt wie erhofft. Auf breiter Front fallende Preise hatten die Konjunktur lange gelähmt. Verbraucher hielten sich in der Hoffnung auf Schnäppchen zurück, Löhne sanken und Firmen stellten Investitionen zurück. Die Bank of Japan (BoJ) geht davon aus, dass sie die vor sich hin dümpelnde Inflation erst bis 2020 und damit ein Jahr später als bislang geplant auf den Zielwert von 2,0 Prozent treiben kann.
Laut Notenbankchef Haruhiko Kuroda ist es trotz aller Geldspritzen noch immer nicht gelungen, bei Firmen und Verbrauchern Konsum- und Investitionslust zu wecken: "Dennoch besteht derzeit keine Notwendigkeit, die Geldpolitik weiter zu lockern", sagte er nach dem Zinsbeschluss. Die Notenbank beließ den Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten bei 0,1 Prozent. Die BoJ versucht seit Jahren mit erheblichem Aufwand, die Konjunktur anzuschieben. Sie kauft Anleihen und andere Wertpapiere im Volumen von jährlich 80 Billionen Yen - umgerechnet rund 619 Milliarden Euro.
Außerdem strebt sie weiterhin eine Rendite von null Prozent auf zehnjährige Staatsanleihen an. Dieses Feinsteuerungsmanöver kommt letztlich den Banken zugute, die wegen der niedrigen Zinsen im klassischen Kreditgeschäft kaum noch etwas verdienen. Anders als in den USA sind Zinserhöhungen derzeit jedoch kein Thema. Auch die beispielsweise von der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits verbal vorbereitete stufenweise Abkehr vom lockeren Kurs wird in dem Fernostland wohl noch länger auf sich warten lassen.
"Die Botschaft der BOJ scheint zu sein, dass sie bereit ist, an der lockeren Geldpolitik auf unbestimmte Zeit festzuhalten", sagte Ökonom Hiroaki Muto vom Institut Tokai Tokyo Research Center. Hauptgrund dürfte sein, dass die Inflation trotz der großen Geldflut einfach nicht anziehen will. Sie lag in der Kernrate - einschließlich der Energiepreise, aber ohne die stark schwankenden Lebensmittelpreise - im Mai bei nur 0,4 Prozent.
Zur Konjunkturentwicklung erklärte die Zentralbank, die Wirtschaft befinde sich auf Erholungskurs und lege moderat zu. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt auf das Jahr hochgerechnet um ein Prozent. Der Aufschwung wird maßgeblich vom Export getragen. Getrieben von der Auslandsnachfrage nach Autos und Elektronikprodukten legten die Ausfuhren im Juni den siebten Monat in Folge zu. Sie wuchsen binnen Jahresfrist um 9,7 Prozent und damit etwas stärker als von Experten erwartet. Die Exporte in die USA stiegen um 7,1 Prozent, die Ausfuhren nach China - dem größten Handelspartner - sogar um 19,5 Prozent.