Tokio (Reuters) - Japans Notenbank bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik, kassiert aber den Zeitplan zum Erreichen des Inflationsziels.
Demnach verharrt der Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten bei 0,1 Prozent, wie die Bank of Japan (BoJ) am Freitag mitteilte. Zudem strebt sie weiterhin eine Rendite von etwa null Prozent bei zehnjährigen Staatsanleihen an. Zur Überraschung der Finanzmärkte will sie sich aber nicht mehr darauf festlegen, bis wann die Teuerungsrate mit Hilfe ihrer Geldspritzen das gewünschte Niveau von zwei Prozent erreichen soll. Sie musste den Zeitpunkt bereits mehrfach verschieben und wurde zuletzt dafür kritisiert, sich mit Anfang 2020 erneut ein zu ehrgeiziges Ziel gesetzt zu haben.
Notenbankchef Shinzo Abe verteidigte das Abrücken von einem starren Fahrplan mit der Möglichkeit, geldpolitisch flexibler agieren zu können: "Das bedeutet aber nicht, dass wir das Inflationsziel an sich aufgegeben haben." Der Anstieg der Verbraucherpreise hatte sich im März verlangsamt und liegt weiter deutlich niedriger als von der Notenbank angestrebt. Unter Ausschluss der schwankungsanfälligen Nahrungsmittelpreise lag die Inflationsrate bei 0,9 Prozent.
Die Notenbank versucht seit Jahren mit Wertpapierkäufen in großem Stil, die Konjunktur anzuschieben und die als zu niedrig empfundene Inflation anzuheizen. Eine Spirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und stockenden Investitionen hatte das Fernost-Land lange Zeit gelähmt. Die Japaner schoben Käufe in der Hoffnung auf immer niedrigere Preise auf.
Die Lage hat sich zwar mit steigenden Inflationsraten gebessert. Die Notenbank geht aber weiter davon aus, dass die Teuerung im nächsten Haushaltsjahr (bis Ende März 2020) und auch im übernächsten Fiskaljahr mit 1,8 Prozent unter dem Ziel der BoJ bleiben wird. Dass sich die Notenbank nun nicht mehr auf einen Zeitpunkt festlegen möchte, wann sie die Marke von 2,0 Prozent erreicht, findet bei manchen Experten Anklang: "Die BoJ ist in ihrer Kommunikation realistischer geworden, um glaubwürdiger zu werden", sagte Ökonom Masayuki Kichikawa vom Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui Asset Management.