London (Reuters) - Zur Abwehr von Gehaltsexzessen ändert die britische Regierung die Spielregeln für die Vergütung von Spitzenmanagern börsennotierter Konzerne.
Bei der Lohn- und Gehaltsfindung sollen nach dem Willen von Premierministerin Theresa May künftig Arbeitnehmer und Aktionäre mehr Gehör finden. Die am Dienstag vorgestellten Regeln sollen voraussichtlich Mitte nächsten Jahres greifen. Sie bleiben allerdings hinter den von May zunächst vorgebrachten Vorschlägen zurück, in denen sie beispielsweise bindende Voten der Aktionäre erwogen hatte. Nun sollen in den Firmen spezielle Ausschüsse für Vergütungsfragen gebildet werden, die bei der Festlegung der Bezüge der Spitzenmanager auch den Lohn der einfachen Angestellten nicht aus den Augen verlieren sollen.
Das Personal soll dazu künftig auch in der Führungsetage mitreden dürfen: Dazu können die Firmen wählen, ob sie einen nicht-geschäftsführenden Direktor mit dieser Sprecher-Aufgabe betrauen, ein Beratergremium ins Leben rufen oder einen Direktor aus dem Kreis der Belegschaft berufen. Zudem plant die Regierung eine Art Pranger, in der Konzerne in einem öffentlich zugänglichen Register aufgelistet werden, wenn die Vergütungen für die Top-Manager gegen den Widerstand eines bedeutenden Teils der Aktionäre durchgesetzt wurden.
Einer Studie zufolge klafft auf der Insel eine große Lücke zwischen den Bezügen des Spitzenpersonals und dem verfügbaren Einkommen einfacher Arbeiter. Demnach verdienen die Firmenlenker der 100 größten Unternehmen das 400fache des Mindestlohns. Gewerkschaftsvertreter zeigten sich von den Reform-Vorschlägen Mays enttäuscht, die hinter den ursprünglichen Plänen zurückgeblieben seien: "Ich fürchte, die Regierung hat angesichts des Lobby-Drucks der Wirtschaft der Mut verlassen", so die Chefin des Trades Union Congress, Frances O'Grady.