Investing.com - Nicht nur in Europa dreht sich das Personalkarussell, sondern auch in den USA. So will US-Präsident Donald Trump gleich zwei geldpolitische Tauben in das Führungsgremium der US-Notenbank Federal Reserve berufen. Konkret geht es dabei um Judy Shelton, die so schnell wie möglich die Zinsen senken will und als Befürworterin des Goldstandards gilt, und Christopher Waller, der als Freund der Niedrigzinspolitik gilt.
Bill Divinery, Marktstratege bei der niederländischen ABN AMRO (AS:ABNd) Bank, schrieb in einer Kundennotiz, dass beide geldpolitische Tauben sind und die Stimulierung der Wirtschaft durch eine Lockerung der Geldpolitik bevorzugen. "Sie werden sich wahrscheinlich umgehend für Zinssenkungen einsetzen", sagte er, und fügte hinzu: "Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf."
Divinery glaubt, dass es wahrscheinlicher ist, dass Waller einer der zwei vakanten Fed-Direktorenposten erhält als Trumps ehemalige Wahlkampfberaterin Shelton. "Waller kennt die Fed. Er weiß, wie bei der Zentralbank die Uhr tickt. Zwar hat er eine feste Meinung in Sachen Geldpolitik, aber er wird sich sicherlich nicht für einen Paradigmenwechsel bei der Fed einsetzen."
Shelton dagegen vertrete unkonventionelle Ansichten. Ihrer Meinung nach sollte die Fed nicht einmal die kurzfristigen Zinssätze festlegen, sondern diese dem Markt überlassen. Darüber hinaus will sie den Goldstandard wieder einführen. "Das sie vom Senat bestätigt wird, ist unwahrscheinlich".
In der Vergangenheit gab es schon einmal zwei Kandidaten für einen Posten bei der Fed, die ähnlich unkonventionelle Ansichten hatten: Marvin Goodfriend und Herman Cain - beide zogen sich schließlich aus dem Rennen zurück, als klar wurde, dass der Senat sie nicht bestätigen würde.
"Wir glauben, dass die Chancen hoch sind, dass etwas Ähnliches mit Shelton geschehen könnte", sagte Divinery.
Wie dem auch sei: Trump scheint entschlossener denn je, Personen in der Fed zu installieren, die eine lockere Geldpolitik gutheißen. Der US-Präsident fordert schon seit langem Zinssenkungen von US-Notenbankchef Jerome Powell, um die US-Wirtschaft und den US-Aktienmarkt zu stimulieren und den US-Dollar zu schwächen. Dieser Wunsch blieb Trump bisher allerdings noch verwehrt.
"Mit der Aussicht auf mehr geldpolitische Tauben im Entscheidungsgremium der Fed, erwarten wir in den kommenden Quartalen drei Zinssenkungen von der US-Notenbank. Die erste sehen wir gleich im Juli", so Divinery.
Das von Investing.com entwickelte FedWatch-Tool taxiert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juli auf 100 Prozent.