von Robert Zach
Investing.com - Der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert, die Ölpreise schmieren ab und die jüngsten Konjunkturdaten signalisieren eine Verlangsamung der Weltwirtschaft. Besonders interessant dabei ist: die Aktienmärkte gaben zwar zuletzt einen Teil ihrer starken Zugewinne seit Jahresanfang ab, aber so richtig nach unten wollen sie trotz der tiefdunklen Wolken am Horizont nicht.
Das legt die Vermutung nahe, dass entsprechende geheime Überwachungs- und Kontrollsysteme im Hintergrund die Aktienmärkte stützen.
Konkret handelt es sich dabei möglicherweise um das "Plunge Protection Team" am US-amerikanischen Finanzmarkt und dem "National Team" am chinesischen Finanzmarkt.
Immer dann, wenn die Kurse dramatisch einstürzen zu drohen, dann sollen diese zwei Arbeitsgruppen in den Markt eingreifen, um den Aktienmärkten Schutz zu bieten, behaupten zumindest Verschwörungstheoretiker.
Einige glauben, es handelt sich dabei um mächtige Staatsfonds, andere wiederum sagen, es sei ein Konglomerat aus Investmentbanken, Politikern, der Fed sowie der Börsenaufsicht.
Vor allem in letzter Zeit war es auffällig, dass die Aktienkurse an der Wall Street vorbörslich stark unter Druck geraten waren. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 eröffneten teils mit riesigen Kurslücken nach unten. Häufig war es dann so, dass die Indizes in einer abrupten Rallye diese Gaps wieder schlossen und teils sogar im Plus aus dem Handelstag gingen.
Wer aber kann so massive Gegenbewegungen auslösen? Sicherlich keine zittrigen, sondern nur starke Hände. Da braucht es schon etwas mit einer enormen Feuerkraft. Und da kommt auch schon das "Plunge Protection Team" ins Spiel.
Auf Wikipedia wird das PPT als "Arbeitsgruppe des Präsidenten zu den Finanzmärkten" beschrieben, welches "durch eine Executive Order 12631 eingerichtet und am 18. März 1988" ins Leben gerufen wurde. Und weiter heißt es in der Enzyklopädie, dass "die Arbeitsgruppe als Reaktion auf die Ereignisse an den Finanzmärkten um den Schwarzen Montag, den 19. Oktober 1987, gegründet wurde". Sie sollte Lösungsempfehlungen für derartige Krisen an den Finanzmärkten erarbeiten. "Diese Lösungen sollten die Integrität, Effizienz, Ordnung und Wettbewerbsfähigkeit der Amerikanischen Finanzmärkte verbessern und das Vertrauen der Investoren erhalten".
In der Vergangenheit gab es schon einige Fälle bei denen das PPT aufgrund von drohenden Kurzabstürzen eingegriffen haben soll.
Charles Biderman, Chef von TrimTabs Investment Research, einem Unternehmen, das Kapitalströme an den Finanzmärkten untersucht, äußerte den Verdacht, dass die amerikanische Regierung oder die FED nach der Finanzmarktkrise von 2008 Stützkäufe an den Aktienmärkten unternommen hätten, heißt es auf Wikipedia. Er sagte, wenn das Geld zum Stützen der Aktienpreise nicht von den traditionellen Marktteilnehmer gekommen sei, dann müsse es woanders her stammen.
Das Plunge Protection Team soll das Kapital der Regierung einsetzen, um gezielt Aktien zu kaufen, um so die Aktienmärkte zu stützen, heißt es vonseiten Wikipedias.
Diese Möglichkeit erscheint gar nicht so weit hergeholt, wenn wir nur daran zurückdenken, dass Trump seinen Erfolg maßgeblich an der Performance der Aktienmärkte festmacht. Fallende Aktienkurse kann sich der US-Präsident nämlich nicht leisten. Schließlich haben die meisten Amerikaner haben ihre Altersvorsorge in Aktien investiert. Zu große Verluste und seine Wiederwahl im Jahr 2020 wäre in Gefahr.
Insofern liegt der Verdacht nahe, dass Trump im Zusammenhang mit der jüngsten Eskalation im Handelskrieg mit China, häufiger zum Hörer gegriffen hat und das PPT in Alarmbereitschaft gesetzt hat, damit die Aktienmärkte nicht dramatisch einstürzen.
Zugeben würde das die US-Regierung freilich nicht, da solche Finanzmarktaktivitäten nach amerikanischen Gesetz streng verboten sind.
Aber angesichts der schwachen Konjunkturdaten, den fallenden Rohstoffpreisen und dem tobenden Handelskrieg, liegt es nahe, dass aktuell andere Mächte am Aktienmarkt ihre Hände im Spiel haben, als gewöhnliche Anleger.
Auch in China gibt es eine Arbeitsgruppe, die den Aktienmarkt regelmäßig vor größeren Kurseinstürzen schützt. Erst Anfang Mai soll es Stützkäufe bei ausgewählten Aktien gegeben haben, um den negativen Effekt durch den abrupten Abbruch der Gespräche zwischen den USA und China zu mindern. Die Nachrichtenagentur Bloomberg bezog sich bei dieser Meldung auf Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.
Am Ende ist der Handelskrieg auch ein Machtkampf zwischen dem PPT und dem National Team. Wer hat die größere Feuerkraft? Wer hält länger durch? Fragen über Fragen.
Klar ist: erst wenn die Aktienmärkte richtig eins auf die Mütze bekommen, dann werden sich die USA und China wieder an den Verhandlungstisch wagen und ernsthaft nach einer Lösung im Handelsstreit suchen. Und so lange wird bei PPT und National Team höchste Alarmbereitschaft herrschen.