London (Reuters) - In Großbritannien ist die Inflation vor dem anstehenden EU-Austrittsantrag kräftig auf dem Vormarsch.
Die Verbraucherpreise stiegen im Februar um 2,3 Prozent und damit so stark wie seit September 2013 nicht mehr, wie aus Daten der Statistikbehörde vom Dienstag hervorgeht. Selbst Experten wurden von dem Inflationsschub überrascht, da sie im Mittel lediglich mit 2,1 Prozent gerechnet hatten. Die Teuerung ist damit weit stärker als der Notenbank lieb ist, die einen Wert von zwei Prozent anstrebt. Spekulationen über eine straffere Geldpolitik als Reaktion darauf gaben dem zuletzt gebeutelten Pfund Aufwind.
"Eine Zinserhöhung zur Eindämmung der Inflation könnte früher auf den Tisch kommen als bislang gedacht", sagte Ökonom Alex Lydall vom Finanzhaus Foenix Partners. Die Währungshüter in London tasteten den Leitzins zwar jüngst nicht an, den sie im August 2016 in den Nachwehen des Brexit-Votums auf 0,25 Prozent gesenkt hatten. Allerdings sprach sich eine Währungshüterin für eine Erhöhung aus. Die BoE erwartet, dass die Inflation im zweiten Quartal 2018 mit 2,8 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen wird. Viele Experten rechnen jedoch eher mit einem Wert von drei Prozent.
Das Pfund verteuert sich kurz nach Veröffentlichung der Inflationsdaten für Februar um 0,8 Prozent auf 1,2461 Dollar und erreicht den höchsten Stand seit drei Wochen. Seit sich die Briten im Juni 2016 mehrheitlich für einen Ausstieg aus der EU entschieden haben, hat die heimische Währung allerdings massiv an Wert verloren. Dies führte dazu, dass importierte Waren teurer wurden, was die Preise nach oben getrieben hat. Zudem nagt der höhere Ölpreis an der Kaufkraft der Verbraucher.
Die Industrie profitiert jedoch von der Pfund-Schwäche: Sie blickt so zuversichtlich in die Zukunft wie seit 22 Jahren nicht mehr. Dies geht aus einer Firmenumfrage des Industrieverbands CBI hervor. Die Bestellungen aus dem Ausland legten demnach so kräftig zu wie seit Dezember 2013 nicht mehr. "Die Pfund-Talfahrt scheint letztlich die Auslandsnachfrage nach britischen Industriegütern gestützt zu haben", erläuterte CBI-Expertin Anna Leach die Umfrageergebnisse
Premierministerin Theresa May will nächste Woche das Scheidungsschreiben nach Brüssel schicken. Sie wird damit formal den Brexit-Prozess in Gang setzen, der nach ihrem Willen 2019 mit dem Austritt aus der Europäischen Union enden soll.