LOS CABOS (dpa-AFX) - Hilfsorganisationen haben eindringlich an die großen Industrie- und Schwellenländer (G20) appelliert, über die europäische Schuldenkrise nicht den Kampf gegen Hunger und Armut zu vergessen. Vor dem G20-Gipfel im mexikanischen Los Cabos forderten Organisationen wie Oxfam, Actionaid, World Vision und One am Samstag die Führer der G20-Gruppe auf, entschlossen gegen die Ernährungskrise und Spekulationen mit Nahrungsmitteln vorzugehen, innovative Finanzierungen für Klimaschutz und Hungerhilfe zu fördern und mehr in kleinbäuerliche Landwirtschaft zu investieren.
Als derzeitiger Vorsitzender der G20-Gruppe empfing am Samstag Mexikos Präsident Felipe Calderon in dem Badeort am Pazifik die Vertreter der Hilfsorganisationen. Bei dem Treffen vor den Beratungen der Staats- und Regierungschefs am Montag und Dienstag unterstrich Calderon, ihm sei es wichtig, auf dem Gipfel nicht nur über die Finanzkrise, sondern auch über Nahrungsmittelsicherheit und den fairen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu sprechen. Das berichteten Teilnehmer. 'Es war ein sehr gutes Gespräch', hieß es.
Es war das erste Mal, dass ein G20-Vorsitzender die Vertreter der Entwicklungsorganisationen derart in einen Gipfel einbezogen hat. Mexiko hatte die Nahrungsmittelsicherheit zu einem der fünf Schwerpunkte seiner G20-Präsidentschaft gemacht. Mehr als die Hälfte der Ärmsten der Welt lebt in Ländern der G20-Gruppe, zu denen neben reichen Industrienationen wie Deutschland, USA und Japan auch große Schwellenländer wie Indien, China oder Brasilien gehören.
'Die Eurokrise überschattet hier alles, und Angela Merkel steht mächtig unter Druck', sagte Jörn Kalinski von Oxfam in Los Cabos. Die Kanzlerin könne ihre Popularität enorm steigern, wenn sie auf dem Gipfel ankündigen würde, dass ein Teil der Einnahmen aus der angestrebten Finanztransaktionssteuer auch für Entwicklung sowie den Kampf gegen Armut und Klimawandel eingesetzt werde, sagte Kalinski.
'Für die europäischen Länder gibt es immer neue Rettungsschirme, aber wird es auch einen für die ärmsten Länder der Welt geben?', sagte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland. 'Es gibt ein Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Dieses Recht wird seit Jahrzehnten massiv verletzt.' Fast eine Milliarde Menschen gingen jeden Tag hungrig ins Bett. 'Etwa 170 Millionen Kinder sind durch mangelhafte Ernährung in ihrer Entwicklung so geschwächt, dass sie ihr Leben lang unter den Folgen zu leiden haben.'
Scharfe Kritik gab es an der zögerlichen Reaktion auf akute Krisen wie die Hungersnot in der Sahel-Zone in Westafrika, wo derzeit 18 Millionen Menschen bedroht sind. Hier fehlten 850 Millionen US-Dollar an Soforthilfe. 'Die Lage ist dramatisch', sagte Sprecherin Holten von World Vision. 'Angesichts der dramatischen Lage können wir nicht Hunderte von Milliarden zum Schutz des Finanzsystems mobilisieren, ohne den hungernden Menschen in der Sahel-Zone zu helfen.'
Hilfsorganisationen hoben hervor, dass die europäische Schuldenkrise auch schwere Folgen für die Entwicklungsländer habe. Die armen Länder hätten ohnehin unter den steigenden Kosten für Nahrungsmittel und rückläufigen Hilfen zu leiden. Die Schwankungen der Nahrungsmittelpreise seien außer Kontrolle und eine ernste Gefahr für Milliarden Menschen in der Welt. Die G20-Staaten schafften es nicht, die wichtigsten Treiber der Preissteigerungen in den Griff zu bekommen: Die starke Nachfrage nach Bio-Benzin, Finanzspekulationen und den Klimawandel. 'Mit Essen spielt man nicht, und Nahrungsmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank', sagte Kalinski./lw/DP/zb
Als derzeitiger Vorsitzender der G20-Gruppe empfing am Samstag Mexikos Präsident Felipe Calderon in dem Badeort am Pazifik die Vertreter der Hilfsorganisationen. Bei dem Treffen vor den Beratungen der Staats- und Regierungschefs am Montag und Dienstag unterstrich Calderon, ihm sei es wichtig, auf dem Gipfel nicht nur über die Finanzkrise, sondern auch über Nahrungsmittelsicherheit und den fairen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu sprechen. Das berichteten Teilnehmer. 'Es war ein sehr gutes Gespräch', hieß es.
Es war das erste Mal, dass ein G20-Vorsitzender die Vertreter der Entwicklungsorganisationen derart in einen Gipfel einbezogen hat. Mexiko hatte die Nahrungsmittelsicherheit zu einem der fünf Schwerpunkte seiner G20-Präsidentschaft gemacht. Mehr als die Hälfte der Ärmsten der Welt lebt in Ländern der G20-Gruppe, zu denen neben reichen Industrienationen wie Deutschland, USA und Japan auch große Schwellenländer wie Indien, China oder Brasilien gehören.
'Die Eurokrise überschattet hier alles, und Angela Merkel steht mächtig unter Druck', sagte Jörn Kalinski von Oxfam in Los Cabos. Die Kanzlerin könne ihre Popularität enorm steigern, wenn sie auf dem Gipfel ankündigen würde, dass ein Teil der Einnahmen aus der angestrebten Finanztransaktionssteuer auch für Entwicklung sowie den Kampf gegen Armut und Klimawandel eingesetzt werde, sagte Kalinski.
'Für die europäischen Länder gibt es immer neue Rettungsschirme, aber wird es auch einen für die ärmsten Länder der Welt geben?', sagte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland. 'Es gibt ein Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Dieses Recht wird seit Jahrzehnten massiv verletzt.' Fast eine Milliarde Menschen gingen jeden Tag hungrig ins Bett. 'Etwa 170 Millionen Kinder sind durch mangelhafte Ernährung in ihrer Entwicklung so geschwächt, dass sie ihr Leben lang unter den Folgen zu leiden haben.'
Scharfe Kritik gab es an der zögerlichen Reaktion auf akute Krisen wie die Hungersnot in der Sahel-Zone in Westafrika, wo derzeit 18 Millionen Menschen bedroht sind. Hier fehlten 850 Millionen US-Dollar an Soforthilfe. 'Die Lage ist dramatisch', sagte Sprecherin Holten von World Vision. 'Angesichts der dramatischen Lage können wir nicht Hunderte von Milliarden zum Schutz des Finanzsystems mobilisieren, ohne den hungernden Menschen in der Sahel-Zone zu helfen.'
Hilfsorganisationen hoben hervor, dass die europäische Schuldenkrise auch schwere Folgen für die Entwicklungsländer habe. Die armen Länder hätten ohnehin unter den steigenden Kosten für Nahrungsmittel und rückläufigen Hilfen zu leiden. Die Schwankungen der Nahrungsmittelpreise seien außer Kontrolle und eine ernste Gefahr für Milliarden Menschen in der Welt. Die G20-Staaten schafften es nicht, die wichtigsten Treiber der Preissteigerungen in den Griff zu bekommen: Die starke Nachfrage nach Bio-Benzin, Finanzspekulationen und den Klimawandel. 'Mit Essen spielt man nicht, und Nahrungsmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank', sagte Kalinski./lw/DP/zb