FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine vorübergehende Ausweitung der EZB-Geldflut hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag angetrieben. Enttäuschende deutsche ZEW-Konjunkturerwartungen konnten die gute Stimmung kaum trüben. Am Nachmittag stützen zudem die US-Börsen, die sich einigermaßen auf ihrem rekordhohen Niveau behaupteten. Starke Daten vom US-Immobilienmarkt hatten dagegen keinen erkennbaren Kurseinfluss.
Zum Börsenschluss stand der Dax (DAX) 2,23 Prozent höher bei 11 853,33 Punkten. Damit knüpfte der bekannteste hiesige Aktienindex an seine vortags begonnene, starke Erholung an. Auch die anderen deutschen Aktienindizes legten weiter zu: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 1,84 Prozent auf 21 035,36 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 2,66 Prozent auf 1734,31 Zähler.
RÜCKENWIND VON DER WALL STREET
In Europa ging es ebenfalls bergauf: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verabschiedete sich 2,05 Prozent fester bei 3662,77 Punkten. Auch in Paris und London legten die nationalen Indizes zu. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) hangelte sich kurzzeitig auf ein Rekordhoch und behauptete zum europäischen Handelsende ein moderates Plus.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wegen der geringeren Handelsaktivität in den Sommermonaten und der erhöhten Marktschwankungen einen Teil ihrer milliardenschweren Wertpapierkäufe auf Mai und Juni vorziehen, wie EZB-Direktor Benoît Coeuré am Morgen ankündigte. Damit solle sichergestellt werden, dass das durchschnittliche Kaufvolumen von 60 Milliarden Euro je Monat auch dann erreicht werde, wenn in den Sommermonaten weniger gekauft werde.
EURO FÄLLT NACH EZB-ANKÜNDIGUNG
Die Finanzmärkte hatten sofort auf die Aussagen reagiert: Während die Aktienkurse anzogen, fiel der Eurokurs von über 1,13 US-Dollar unter 1,12 Dollar. Am Nachmittag legte die EZB den Referenzkurs auf 1,1180 (Montag: 1,1389) Dollar fest - zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung noch 1,1155 Dollar. Ein niedriger Eurokurs macht Waren aus dem Euroraum im Ausland billiger, was dem Dax mit seinen vielen exportstarken Unternehmen zugute kommt.
Derweil legten die Anleihekurse zu, was Aktien als Anlage im Vergleich attraktiver macht. "Nicht aus eigener Kraft klettert der Index, sondern weil (EZB:Chef) Mario Draghi einmal mehr kräftig anschiebt", sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Andreas Paciorek von CMC Markets sprach von einem "Gemisch aus positiven Nachrichten, wie es die Anleger lieben".
EXPORTEURE PROFITIEREN VOM GESCHWÄCHTEN EURO
Auf Unternehmensseite profitierten die Exporteure vom schwächelnden Euro, allen voran die Autowerte. Beim Zulieferer Continental (XETRA:CONG) begrüßte der Markt die Übernahme des Software-Spezialisten Elektrobit Automotive: die Aktien stiegen um 3,78 Prozent. Dax-Spitzenreiter mit plus 4,88 Prozent waren die Vorzugsaktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) (VW).
Dagegen straften die Anleger den Pharma- und Chemiekonzern Merck (NYSE:MRK) nach der Vorlage unerwartet schwacher Quartalsergebnisse ab. Die Papiere rutschten mit minus 1,66 Prozent ans Indexende. Binnen Jahresfrist hatten die Aktien zuvor allerdings fast dreimal so stark zugelegt wie der Dax.
UNITED INTERNET MIT STARKEM ERSTEM QUARTAL
Ein schwungvoller Jahresauftakt bescherte dem Internetkonzern United Internet (XETRA:UTDI) einen Kurssprung von 7,92 Prozen sowie den Siegerplatz im TecDax. Die Aktien des kriselnden Spezialmaschinenbauers Aixtron (ETR:AIXA) schob ein Auftrag um 4,87 Prozent nach oben.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,46 Prozent nach 0,53 Prozent am Vortag. Der Rentenindex Rex stieg um 0,38 Prozent auf 138,94 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,46 Prozent auf 154,12 Punkte.