SAARBRÜCKEN (dpa-AFX) - Der Betriebsrat von ZF will mit Protesten auf den geplanten Personalabbau bei dem Autozulieferer reagieren. "Wir sind nicht bereit, diese Planungen so hinzunehmen", sagte der Vorsitzende Mario Kläs nach einer Betriebsversammlung. Das habe man auch der Unternehmensspitze eindeutig gespiegelt. "Und ich glaube, das Management hat verstanden, wenn es diese Pläne durchziehen möchte, dass es mit erheblichem Widerstand zu rechnen hat", sagte Kläs der Deutschen Presse-Agentur.
ZF hat angekündigt, in den kommenden vier Jahren bis zu 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen. In welchem Umfang Reduzierungen an den 35 Standorten vorgesehen sind, werde "in den kommenden Wochen konkretisiert", hieß es vom Vorstand. Für Saarbrücken mit derzeit 10.000 Beschäftigten kursiere laut Betriebsrat und IG Metall eine Zahl von 3000, die jedoch weder bestätigt noch dementiert worden sei.
Neue E-Achsen für zwei "namhafte Kunden"
Zeitgleich zur Betriebsversammlung hatte ZF bekanntgegeben, in Saarbrücken künftig neben den erfolgreichen Pkw-Automatikgetrieben zwei weitere rein elektrische Pkw-Achsantriebe zu produzieren. Trotz der Investitionen bleibe die "Notwendigkeit der strukturellen Anpassung des Standorts" bestehen.
Standortleiter Andreas Hubbuch zeigte sich erfreut, dass die Ansiedlung zweier neuer E-Achsen "von namhaften Kunden" gelungen sei. "Es sichert mindestens 300 Arbeitsplätze, über den weiteren Verlauf können wir heute noch keine Aussage treffen", sagte er dpa.
ZF und die saarländische Landesregierung hatten Ende 2022 verkündet, dass der Standort zu einem "Leitwerk für E-Mobilität" ausgebaut werden soll. Nach Ansicht von Hubbuch beweisen die neuen Investitionen, dass man an diesen Plänen festhalte. Laut Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) will das Land das Vorhaben in den nächsten zehn Jahren mit 250 Millionen Euro unterstützen. Voraussetzung dafür sei jedoch "höchste Beschäftigungssicherung auf höchstem Niveau".
Emotionale Stimmung in der Belegschaft
Nach Aussage des Betriebsratsvorsitzenden sorgt der geplante Personalabbau in der Belegschaft für Unsicherheit und Wut. Es habe viele "emotionale Redebeiträge" gegeben, vor allem von Mitarbeitern mit befristeten Verträgen, die gesagt hätten: "Das geht nicht, wir ihr mit uns umgeht!" Für diese rund 1000 Kollegen gelte die bis Ende 2025 laufende Beschäftigungssicherung bei ZF nicht. "Sozialverträglich ist das nicht, auch wenn es gerne so genannt wird", sagte Kläs.
"Das Schlimme" ist nach Ansicht von Thorsten Dellmann, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken, dass ganze Produktionslinien zu 70 oder 80 Prozent aus befristet Beschäftigten bestünden. Keiner könne sagen, wie das Produkt herausgebracht werden solle, wenn die Verträge ausliefen. Er sei "massiv enttäuscht", dass von der Standort- und Divisionsleitung bei der Versammlung keinerlei Aussage dazu getroffen worden sei.
Bundesweiter Aktionstag geplant
Der Betriebsratsvorsitzende stellt den Personalabbau grundsätzlich in Frage: "Wir brauchen die guten Facharbeiter, wir brauchen diese Menschen. Und die jetzt so mir nichts dir nichts vom Hof zu jagen, ist der falsche Weg", sagte Kläs. Personalabbau sei "das Einfachste", damit könne man "das schnellste Geld" machen. Ziel müsse jedoch sein, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen, um nach vernünftigen Lösungen zu suchen, die den Standort wettbewerbsfähiger und produktiver machen.
Mit dem Gesamtbetriebsrat, den anderen Standorten und IG-Metallern vor Ort sei man im engen Austausch, um das weitere Vorgehen zu beraten. "Wir stimmen uns jetzt ab, wie Aktionen aussehen könnten, wenn das Unternehmen jetzt nicht zügig einlenkt", sagte Kläs. Für den 10. September sei ein bundesweiter Aktionstag an den ZF-Standorten geplant.