FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein weiterer politischer Tiefschlag für US-Präsident Donald Trump hat einen neuen Höhenflug beim Euro ausgelöst und die Risikofreude am Aktienmarkt gedämpft. Meldungen über ein mögliches Aus der Pläne von Trump zum Rückbau der Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama sorgten für Verkaufsdruck beim US-Dollar, während der Kurs des Euro im Gegenzug über 1,15 Dollar stieg und am frühen Morgen bei 1,1538 Dollar den höchsten Stand seit Mai 2016 erreichte. Der starke Euro bremste auch die Kauflaune am Frankfurter Aktienmarkt und der DAX (DAX) verlor im Vormittagshandel 0,40 Prozent auf 12 536,61 Punkte.
An den übrigen europäischen Aktienmärkten gab es ebenfalls überwiegend Kursverluste. In der Nacht zum Dienstag hatten in den USA zwei weitere republikanische Parlamentarier ihren Widerstand zur überarbeiteten Gesundheitsreform des Präsidenten angekündigt, ohne die es keine Mehrheit für das Projekt geben kann.
MÄRKTE BEZWEIFELN UMSETZUNG POLITISCHER VORHABEN IN DEN USA
Am Montagabend (Ortszeit) hatten die Republikaner im US-Senat eingeräumt, dass ihr umstrittener Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform gescheitert sei. Laut Fraktionschef Mitch McConnell sei es offensichtlich, dass man keinen Erfolg damit haben werde, die Gesundheitsversorgung "Obamacare" abzuschaffen und sofort durch ein neues System zu ersetzen.
Die jüngste Entwicklung weckte an den Finanzmärkten generell neue Zweifel an der Umsetzung politischer Vorhaben durch die Regierung in Washington. "Offensichtlich haben immer noch einige Marktteilnehmer darauf gehofft, dass die Gesundheitsreform eventuell doch noch vor der Sommerpause durch den Senat geht und damit die große Wende im US-Reform-Stau einläutet", kommentierte Devisen-Expertin Esther Reichelt von der Commerzbank (DE:CBKG).
NACH 'TRUMPONOMICS' FOLGT DIE ERNÜCHTERUNG
Ganz ähnlich äußerte sich Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader: "Die Chancen schwinden mehr und mehr, dass Trump nach dem Rückschlag seinen Wirtschaftsplan umsetzen kann." Nach der Wahl Trumps zum Präsidenten hatte die Hoffnung auf massive staatliche Investitionen und umfangreiche Steuererleichterungen zunächst starke Kursgewinne an den Aktienmärkten ausgelöst. Nach dieser Phase, die auch als "Trumponomics" bezeichnet wurde, hat sich aber mittlerweile Ernüchterung breit gemacht.
Nach dem jüngsten politischen Tiefschlag für Trump geht Experte Cutkovic davon aus, dass die Stimmung an der Wall Street am Nachmittag zum Handelsauftakt "dementsprechend schlecht sein wird". Die Aussicht auf Kursverluste an der Weltleitbörse in New York zieht auch die Kurse deutscher Aktien nach unten.