FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt können erst einmal aufatmen: Nach einem heftigen Kursrutsch ist der Dax (DAX) am Donnerstag sichtbar erholt in den Handel gestartet. Die Sorgen um Chinas Wirtschaft ließen nach und positive Impulse von der Wall Street gaben Rückenwind. Im Fokus stand eine wahre Flut an Quartalsbilanzen der Unternehmen.
Zuletzt notierte der deutsche Leitindex 1,18 Prozent höher bei 11 053,67 Punkten. An den vergangenen beiden Tagen hatte die Abwertung des chinesischen Yuan (Renminbi) die Anleger weltweit verunsichert und den Dax um insgesamt fast 6 Prozent nach unten gedrückt, was Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK für eine Übertreibung hält.
Auch die anderen Indizes berappelten sich: Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstagvormittag um 1,88 Prozent auf 20 615,83 Punkte hoch und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 2,63 Prozent auf 1758,96 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 1,37 Prozent auf 3532,02 Punkte vor.
GUTE US-VORGABE GIBT RÜCKENWIND
Unterstützung bekamen die europäischen Märkte vor allem aus den USA. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) kletterte seit dem gestrigen Xetra-Schluss um gut anderthalb Prozent. Die asiatischen Börsen entwickelten sich ebenfalls freundlich.
Nach der Yuan-Abwertung war auch spekuliert worden, ob die US-Notenbank Fed sich bei ihrer eigentlich für den September erwarteten Zinswende noch länger Zeit lassen könnte. Das hatte dem Euro im Vergleich zum US-Dollar Auftrieb gegeben und so wiederum Sorgen um die Geschäfte der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft geweckt. Nachdem der Euro bis über 1,12 Dollar gestiegen war, kostete er zuletzt noch etwas mehr als 1,11 Dollar.
RWE AM DAX-ENDE - K+S FEST NACH ZAHLEN
In Deutschland standen insbesondere die Geschäftszahlen der Dax-Konzerne RWE, ThyssenKrupp und K+S im Mittelpunkt des Interesses. Die RWE-Aktien (XETRA:RWEG) rutschten um 2,96 Prozent ab und belegten den letzten Platz im Leitindex. Der Energieversorger bleibt auch nach dem beschlossenen Konzernumbau in der Krise: Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn sackte noch stärker ab als von Analysten erwartet.
Für die Titel des Düngemittel- und Salzproduzenten K+S (XETRA:SDFGn) ging es indes um 1,22 Prozent auf 36,435 Euro hoch. Bei den soliden Quartalszahlen habe ein überraschend starkes Salzgeschäft einen etwas enttäuschenden operativen Gewinn im Kali-Geschäft ausgeglichen, schrieb Analystin Sophie Jourdier vom Investmenthaus Liberum. Wichtiger für den Aktienkurs sei aber, dass K+S das Übernahmeangebot von 41 Euro je Aktie des kanadischen Düngemittelherstellers Potash (NYSE:POT) weiter ablehnt. Sollte der Versuch am Ende wirklich scheitern, könnte der Kurs wieder unter 30 Euro fallen.
THYSSENKRUPP TROTZT STAHLMARKT - ZALANDO AN MDAX-SPITZE
Die Papiere von Dax-Spitzenreiter ThyssenKrupp-Titel (XETRA:TKAG) legten um 1,46 Prozent zu. Der Industrie- und Stahlkonzern setzte trotz des harten Preisdrucks auf dem Stahlmarkt seinen Erholungskurs im abgelaufenen Quartal fort und steigerte den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) stärker als von Analysten erwartet - dieser liege so hoch wie seit 15 Quartalen nicht mehr, lobte Colin Sheridan vom Analysehaus Davy Research. Die Prognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr bestätigte der Vorstand.
Im MDax eroberte Zalando (XETRA:ZALG) mit einem Kursanstieg von 8,31 Prozent den ersten Platz. Die endgültigen Resultate zum zweiten Quartal zeigten ein rasantes Umsatzwachstum und der Online-Modehändler hob erneut seine Jahresprognose an. Der gleichzeitige Gewinnrückgang konnte die Euphorie der Anleger nicht trüben.
Für die Aurubis-Titel (ETR:NDA) ging es um 7,56 Prozent hoch, nachdem der Kupferkonzern über ein starkes Quartal berichtet und ein Rekordergebnis für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellt hatte.
GUTE ZAHLEN VON TECDAX-UNTERNEHMEN
Bei den Technologiewerten glänzten SMA Solar (XETRA:S92G) mit einem Kurssprung von 5,74 Prozent. Der Solartechnikhersteller hat seinen Verlust im ersten Halbjahr deutlich eingedämmt.
Für den Internetdienstleister United Internet (XETRA:UTDI) ging es dank starker Geschäftszahlen sowie einer erhöhten Kundenprognose um 5,77 Prozent bergauf.
Dass GFT (XETRA:GFTG) nach der starken ersten Jahreshälfte den jüngst erst gesenkten Ausblick wieder anhob, schob die Aktien des IT-Dienstleisters um 4,06 Prozent an.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Werte gewannen Ströer (XETRA:SAXG) als bester Wert 6,05 Prozent. Die Anleger freuten sich darüber, dass der Werbevermarkter der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) das größte deutsche Internetportal T-Online und den drittgrößten Digitalvermarkter Interactive Media abkauft. Ströer hob zudem dank der Zukäufe seine Ziele für 2016 an.