Die ukrainische Regierung hat die schwer angeschlagene größte Bank des Landes verstaatlicht. Mit der hundertprozentigen Nationalisierung sollen nach Regierungsangaben das Fortbestehen der PrivatBank garantiert und die Einlagen der Sparer gesichert werden. Staatspräsident Petro Poroschenko rief die Bankkunden am Montag auf, Ruhe zu bewahren.
Die PrivatBank verwaltet gut ein Drittel aller Spareinlagen in der Ukraine, ihr Zusammenbruch hätte unabsehbare Folgen für das Land gehabt. Die Entscheidung der Regierung vom Sonntag zur Verstaatlichung steht in Einklang mit den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF), der eine grundlegende Sanierung des angeschlagenen ukrainischen Bankensektors verlangt. Berichten zufolge sitzt die PrivatBank auf einem Berg fauler Kredite, der ihre Existenz akut gefährdet habe.
Bisheriger Besitzer der PrivatBank war der Milliardär Igor Kolomoiskij, der unter Korruptionsverdacht steht. Die ukrainische Zentralbank hatte Kolomoiskij aufgefordert, die Bank mit mehreren Milliarden Dollar zu rekapitalisieren. Dieser Forderung kam er aber nicht nach.
Ukrainischen Medienberichten zufolge haben faule Insider-Kredite die Bank in eine Schieflage gebracht. Sie soll demnach hohe Kredite an Unternehmen vergeben haben, die ebenfalls von Kolomoiskij kontrolliert werden; eine Rückzahlung sei nicht vorgesehen gewesen. Die Aktienkurse der Bank brachen nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe im November um 50 Prozent ein.
Die PrivatBank warf in einer ersten Reaktion am Sonntag den Medien Panikmache vor. Die Bank habe der Verstaatlichung zugestimmt, nachdem klar geworden sei, "dass diese Medienattacken unsere Kunden gefährden könnten", hieß es in einer Erklärung. Die Bank werde ihre Geschäfte fortsetzen.
In Poroschenkos Appell an die Bankkunden hieß es: "Die neue (staatliche) Verwaltung übernimmt bereits die Hebel der Macht - in diesem Augenblick, zu dieser Stunde, in dieser Minute." Der ukrainische Finanzminister Oleksandr Danyluk erklärte: "Alle unsere internationalen Partner, einschließlich des IWF, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Regierung der USA unterstützen diesen Vorstoß." Er fügte hinzu, die Entscheidung der ukrainischen Regierung trage dazu bei, "die Ersparnisse von fast 20 Millionen PrivatBank-Kunden zu sichern".
IWF-Chefin Christine Lagarde nannte Kiews Aktion einen "wichtigen Schritt bei den Bemühungen zur Sicherung der finanziellen Stabilität". Die Chefin der ukrainischen Zentralbank Valeria Gontarewa sagte, die PrivatBank sei bei einer Reihe von Stresstests kläglich gescheitert. Sie habe bis zum 1. Dezember 5,6 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro) Schulden angehäuft.