(neu: Treffen Obamas mit Wirtschaftsberatern, NYT-Bericht zu Regeln für Finanzbranche)
- von Deepa Seetharaman -
New York, 25. Jan (Reuters) - Inmitten einer der schlechtesten Berichtssaisons aller Zeiten werden sich alle Augen an der Wall Street in der kommenden Handelswoche auf den neuen US-Präsidenten Barack Obama und die US-Notenbank Fed richten. Die Börsianer werden jeden Schritt der neuen Regierung genau unter die Lupe nehmen, um mehr über Obamas Pläne zur Lockerung der Kreditklemme und zum Ankurbeln der in einer Rezession steckenden Wirtschaft zu erfahren.
Für die Anleger hänge viel von dem Konjunkturpaket ab, sagte Michael Sheldon, Markt-Stratege bei RDM Financial. Weitere Hiobsbotschaften drohen ihnen nämlich von 137 S&P- und zwölf Dow-Unternehmen, die in der kommenden Woche ihre Zahlen vorlegen wollen. Auch auf weitere schlechte Konjunkturdaten muss sich die Wall Street wohl gefasst machen.
Obama will das 825 Milliarden Dollar schwere Anreizpaket bis Mitte Februar durch den Kongress bringen und warb am Wochenende in seiner ersten wöchentlichen Radioansprache und Internetbotschaft für eine schnelle Verabschiedung. Die Opposition hat zwar eigene Ideen für das Hilfspaket präsentiert, dem Präsidenten aber die Einhaltung des gewünschten Zeitplans zugesagt. Viele Börsianer zweifeln jedoch an einer schnellen Verabschiedung des Programms. "Es ist ein weiter Weg bis dahin", warnte Analyst Craig Peckham von Jefferies & Co. Eine breite und parteiübergreifende Unterstützung sei noch lange nicht sicher.
Auch die Pläne zur Bankenrettung werden genau beobachtet. Obama traf sich am Wochenende mit seinen Wirtschaftsberatern. Einem Zeitungsbericht zufolge plant er deutlich strengere Regeln für die Finanzbranche. So soll der Handlungsspielraum von Hedgefonds, Ratingagenturen und Hypothekenmaklern eingeschränkt werden, wie die "New York Times" in ihrer Sonntagausgabe berichtete. Einige Marktteilnehmern hofften, die neue Regierung bereite einen weiteren Schutzschirm für den Sektor vor.
Von großem Interesse für den Markt wird zudem die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed sein, der am Dienstag zu einer zweitägigen Sitzung zusammenkommt. Nach der historischen Kappung des Leitzinses auf einen Zielkorridor von null bis 0,25 Prozent wird mit keiner weiteren Senkung gerechnet. Daher werden die Anleger besonders auf die Erklärung nach dem Treffen schauen. "Im Blickpunkt steht das Statement, um ein Signal dafür zu bekommen, was die Fed über den Aufkauf weiterer fauler Papiere aus dem Finanzmarkt denkt", sagt John Praveen, Chef-Investmentstratege bei Prudential International Investments.
Daneben werden Anleger die zahlreichen Quartalszahlen vor
allem mit Blick darauf studieren, ob sich Hinweise auf ein Ende
der wirtschaftlichen Talfahrt ablesen lassen. Zu den Firmen, die
ihre Zahlen vorlegen, gehören McDonald's
Wenig Optimismus dürften in der kommenden Woche auch die anstehenden Konjunkturdaten verbreiten. Am Donnerstag werden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Eigenheimabsatz für Dezember veröffentlicht. Am Freitag steht zudem die erste BIP-Schätzung für das vierte Quartal an.
Am Freitag hatte der Dow-Jones-Index<.DJI> der Standardwerte 0,56 Prozent tiefer auf 8077 Punkte geschlossen. Auf Wochensicht verlor er 2,5 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500-Index<.SPX> notierte dagegen 0,5 Prozent höher bei 831 Zählern. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> stieg um 0,8 Prozent ins Plus auf 1477 Stellen. In Frankfurt verabschiedete sich der Dax<.GDAXI> mit einem Minus von rund einem Prozent bei 4178 Punkten ins Wochenende.
(bearbeitet von Sebastian Engel; redigiert von Stefanie Huber)