FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch vor den mit Spannung erwarteten geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed zugelegt. Am Vormittag knackte der deutsche Leitindex seine erst am Montag aufgestellte Bestmarke mit einem Rekordhoch von 8.645,90 Punkten. Insgesamt fielen die Kursausschläge wegen der abwartenden Haltung der Anleger aber verhalten aus. Vor den Entscheidungen der US-Notenbank gehe niemand mehr größere Risiken ein, hieß es von Börsianern. Am Schluss legte der Dax um 0,45 Prozent auf 8636,06 Punkte zu. Der MDax gewann 0,72 Prozent auf 15.031,27 Punkte, während der TecDax um 0,15 Prozent auf 1.072,19 Punkte zulegte.
Bereits seit mehreren Tagen stehen die Indizes unter dem Eindruck der Fed-Sitzung - und reagieren selbst auf überraschend gute oder schwache Konjunkturdaten nur begrenzt. Anleger ersehnten sich endlich Klarheit über den weiteren Kurs der US-Geldpolitik, kommentierte Marktstratege Gregor Kuhn vom Broker IG. In den aktuellen Kursniveaus am Aktienmarkt sei vorweggenommen, dass die US-Notenbanker die stützenden Anleihekäufe von monatlich 85 Milliarden Dollar um 10 bis 15 Milliarden Dollar kürzten. Eine größere Summe dürfte aber für neue Unruhe an den Aktienmärkten sorgen, so Kuhn. An der Zinsschraube werde die Fed aber kaum drehen.
LANXESS UNTER DRUCK - SPARPROGRAMM
Auf Unternehmensseite kamen die Aktien von Lanxess mit Verlusten von 2,83 Prozent unter Druck. Damit gehörten sie nach dem vorgezogenen Sparprogramm des Chemiekonzerns zu den schwächsten Werten im Leitindex. Das Unternehmen will den Großteil des geplanten Stellenabbaus bereits im kommenden Jahr durchziehen. Wie ein Händler hervorhob, könnten die zunächst erwarteten Sonderkosten für den Abbau von weltweit rund 1.000 Stellen negativ bewertet werden. Auch das weiter schwierige Marktumfeld machte den Börsianern Sorgen.
Die Verwerfungen auf dem weltweiten Kalidüngermarkt sorgen weiter für Turbulenzen bei den Anteilsscheinen von K+S Mit 5,14 Prozent rutschten die Aktien ans Dax-Ende. ThyssenKrupp -Papiere hingegen zogen wegen der Hoffnung auf eine ausbleibende Kapitalerhöhung an. Die Aktien des kriselnden Stahlkonzerns gewannen an der Dax-Spitze 1,87 Prozent. Ein Händler begründete das Plus mit einem Medienbericht, wonach Finanzchef Guido Kerkhoff verneint habe, dass eine Kapitalerhöhung bereits vorbereitet sei. Zudem seien die Essener weiter zuversichtlich, nicht auf ihren zum Verkauf stehenden Stahlwerken in Übersee sitzen zu bleiben.
EUROPA UNEINHEITLICH
Aktien der Lufthansa kamen zwischenzeitlich mit Verlusten von rund einem Prozent unter Druck, nachdem die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM mitgeteilt hatte, im französischen Teil des Geschäfts rund 2800 weitere Stellen streichen zu wollen und in diesem Jahr voraussichtlich nicht die Gewinnzone zu erreichen. Am Ende machten die Papiere ihre Verluste bei einem Minus von 0,04 Prozent fast wieder wett.
An den europäischen Börsen bot sich vor dem Fed-Entscheid ein gemischtes Bild: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,62 Prozent höher bei 2.908,92 Punkten. Ebenso verbuchte Paris Gewinne von rund 0,6 Prozent, in London hingegen ging es mit rund minus 0,2 Prozent etwas abwärts. In New York lag der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss ebenfalls mit knapp 0,3 Prozent unter dem Vortagesschluss.
EUROKURS FÄLLT
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,57 Prozent am Vortag auf 1,59 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,12 Prozent Prozent auf 132,55 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,24 Prozent auf 137,73 Punkte. Der Kurs des Euro fiel leicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3352 (Dienstag: 1,3356) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7490 (0,7487) Euro./men/he
--- Von Marco Engemann, dpa-AFX ---