Investing.com - In der anhaltenden Debatte über den zukünftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed hat Bill Dudley, der ehemalige Präsident der einflussreichen New Yorker Federal Reserve, zu einem deutlich aggressiveren Vorgehen aufgerufen. In einem Beitrag für Bloomberg skizzierte er seine Forderung nach einer Senkung der Zinssätze um 50 Basispunkte.
Dudley argumentiert, dass ein größerer Zinsschnitt nötig sei, um die US-Wirtschaft vor einer drohenden Rezession zu bewahren und die Zentralbank mit ihrem Doppelmandat für Preisstabilität und maximale Beschäftigung wieder auf Kurs zu bringen. „Die Geldpolitik sollte neutral sein und die Wirtschaftstätigkeit weder bremsen noch ankurbeln“, betont er. Doch derzeit sei der Leitzins zu hoch und wirke wie ein Klotz am Bein der Konjunktur.
Der Kernpunkt von Dudleys Argumentation: Nur mit einem deutlichen Zinsschritt könne die Fed die Wirtschaft ausreichend stützen.
Dudleys Einschätzung ist vor dem Hintergrund eines zunehmend fragilen wirtschaftlichen Umfelds zu verstehen. Zwar zeigt das Modell der Atlanta Fed für das dritte Quartal ein robustes Wachstum von 2,5 %, doch die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt bereiten Sorgen. Seit Januar ist die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozentpunkte gestiegen, ein Anzeichen für eine Verlangsamung. In der Vergangenheit hat ein Anstieg der Arbeitslosenquote um mehr als 0,5 Prozentpunkte innerhalb kurzer Zeit häufig eine Rezession signalisiert.
„Der Arbeitsmarkt könnte bald den Kipppunkt erreichen“, warnt Dudley. Angesichts der jüngsten Abschwächung der Lohninflation und des steigenden Drucks auf Arbeitnehmer sieht er ein hohes Risiko, dass die US-Wirtschaft weiter in Richtung einer Rezession abrutschen könnte. Historisch betrachtet folgte auf einen schnellen Anstieg der Arbeitslosigkeit häufig eine Verschärfung der wirtschaftlichen Lage.
In einem Umfeld, in dem sich die Konjunkturdaten in entgegengesetzte Richtungen bewegen, stellt sich für die Fed die Frage, wie stark sie gegensteuern muss. Dudley warnt davor, dass eine moderate Senkung um lediglich 25 Basispunkte das falsche Signal aussenden könnte: „Wenn die Fed jetzt nur 25 Basispunkte macht und bei ihren nächsten beiden Sitzungen in diesem Jahr weitere 50 Basispunkte in Aussicht stellt, sendet sie ein Signal in Richtung einer restriktiven Geldpolitik.“ Das könnte die Märkte verunsichern und die Glaubwürdigkeit der Zentralbank untergraben.
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Der Balanceakt der Fed
Ein Grund für die Zögerlichkeit der Fed könnte die Angst vor einer erneuten Inflationswelle sein. Nachdem die USA in den letzten Jahren mit einer hohen Inflation zu kämpfen hatten, ist Fed-Chef Jerome Powell entschlossen, Fehler der Vergangenheit – insbesondere der 1970er Jahre – nicht zu wiederholen. Damals hatte die Fed die Zinsen zu schnell gesenkt, was zu einem erneuten Inflationsschub führte. Dieses Szenario möchte Powell vermeiden, auch wenn dies bedeutet, dass die Zinssätze länger hoch bleiben müssen, als es der Wirtschaft guttut.
Trotz aller Bedenken bezüglich des Arbeitsmarktes gibt es bislang keine klaren Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft unmittelbar vor einer Rezession steht.
Bill Dudley bleibt insgesamt optimistisch, dass die Fed den größeren Schritt wagen wird: „Die Geldpolitik ist restriktiv, obwohl sie neutral oder sogar locker sein sollte“, sagt er. Eine kräftigere Zinssenkung würde den Märkten Klarheit verschaffen und die Gefahr einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale verringern.
Ob die US-Notenbank den Ratschlägen Dudleys folgen wird, bleibt abzuwarten. Die Fed wird ihre Zinsentscheidung am Mittwoch um 20 Uhr bekannt geben. Die Wahrscheinlichkeit einer großen Zinssenkung um 50 Basispunkte taxieren die Marktteilnehmer derzeit auf 60 %, der Rest setzt auf eine Zinssenkung um 25 Basispunkte.
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