(neu: Schlusskurse, Händlerkommentar)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Kritische Studien von Bernstein Research, der Citigroup und von Morgan Stanley zur Autobranche haben am Donnerstag die Aktien der deutschen Hersteller belastet. Bis Handelsschluss büßten die Anteilsscheine von Daimler 5,53 Prozent auf 39,055 Euro ein und waren damit Schlusslicht im Dax . BMW gaben um 4,75 Prozent auf 57,35 Euro nach und die VW-Vorzüge verloren 3,97 Prozent auf 139,10 Euro. Zugleich sank der deutsche Leitindex um 1,64 Prozent. Die Branchenexperten der drei Banken verwiesen auf die sich eintrübende Lage der Autobranche, durch die die Gewinne der Unternehmen zunehmend gefährdet seien.
Händler Markus Huber von ETX Capital sagte: 'Die Autobauer trifft es heute ganz besonders schwer, nachdem es in China, einem der wichtigsten Märkte für die deutschen Autohersteller, mit der Wirtschaft weiter nach unten zu gehen scheint. Das spiegelt sich inzwischen auch in den dortigen stark angeschlagenen Aktienmärkten wider.'
'NACHFRAGE IN CHINA ÜBERSCHÄTZT'
Die schwierige Lage in China hatte zuvor Bernstein-Analyst Max Warburton in seiner Branchenstudie hervorgehoben. Nachdem wichtige große in Hongkong notierte Autohändler für hochklassige Fahrzeuge ihre Halbjahreszahlen vorgelegt hätten, habe er nun seine Schätzungen überarbeitet. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass die Preise und die Nachfrage in China sich im ersten Halbjahr schlechter als von ihm vermutet entwickelt hätten. 'Die Margenziele für die deutschen Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen sind in der zweiten Jahreshälfte gefährdet.' Ein Blick auf die Finanzdaten der drei Autohändler Zhengtong, Zhongsheng und Yongda zeigten wachsende Lagerbestände, sinkende Bruttomargen beim Absatz und sinkende Vorauszahlungen, die ein Indikator für rückläufige Auftragseingänge seien, sowie steigende Finanzierungskosten.
'Die Management-Teams in China haben offen über das Problem gesprochen: Die deutschen Premiumhersteller haben die Nachfrage überschätzt und zu viele Autos verschifft. Zugleich stehen sie einem weiter rückläufigem Markt gegenüber.' Die Nachfrage nach PS-starken Fahrzeugen sei komplett abgerissen und der Tiefpunkt bei der Preissetzung dürfte noch nicht erreicht worden sein. Zwar sieht Analyst Warburton noch keine Krise, bleibt aber vorsichtig mit Blick auf den Autosektor und vor allem auf deutsche Autohersteller.
FEHLENDE WACHSTUMSIMPULSE
Allerdings dürften sie 2012 immer noch ein kleines Absatzwachstum verbuchen können und auch das Chinageschäft sollte in der zweiten Jahreshälfte noch durchaus profitabel sein. Angesichts dieser Entwicklungen senkte der Experte das Kursziel für die BMW-Aktie von 90,00 auf 75,00 Euro. Er hofft aber weiterhin auf Absatzwachstum in den USA und bei den Modellen der 3er-Serie und beließ das Anlageurteil auf 'Outperform'. Für VW hat Warburton die Prognose für die operative Gewinnmarge im kommenden Jahr gesenkt und liegt nun zehn Prozent unter der durchschnittlichen Marktschätzung, bei Daimler liegt er sogar um 16 Prozent darunter. Beide Aktien beließ er zudem auf 'Market-Perform' und behielt auch auch die Kursziele bei. Das Daimler-Ziel sieht er bei 40,00 Euro erreicht und das für VW bei 140,00 Euro.
Kritisch äußerte sich zudem die Citigroup zur Lage der Autobranche, auch wenn Analyst Philip Watkins keine Änderungen an seinen Einschätzungen zu den Aktien vornahm. Fehlende Wachstumsimpulse führten zu Produktionsrückgängen in Europa, den USA und in Brasilien während des zweiten Quartals, wodurch die Ergebnisse des dritten belastet werden dürften, schrieb er. Mit dem Abflauen des Absatzwachstums kehre auch der Druck auf die Preise zurück. Das Risiko-Ertrags-Profil für Investitionen in die Autobranche bleibe abgesehen von den Reifenherstellern 'armselig'. Die mit 'Neutral' und einem Kursziel von 60,00 Euro bewerteten BMW-Aktien bleiben dennoch weiterhin ein 'Top Pick' des Experten, ebenso wie die VW-Vorzüge und die Daimler-Aktien. Die VW-Vorzüge beließ er auf 'Neutral' mit einem Kursziel von 140,00 Euro. Daimler beließ er auf 'Buy' mit einem Kursziel von 45,00 Euro.
PKW-ABSATZQUOTE IN WESTEUROPA
Auch die Analysten von Morgan Stanley sehen die Gewinne der Autobauer als gefährdet an, sofern die Nachfrage weiter zurückgehe oder eine Erholung im nächsten Jahr ausbleibe. Die Pkw-Absatzquote in Westeuropa sei im Juli auf etwa 11 Millionen gesunken. Damit sei ein Niveau erreicht worden, wie nur ein einziges Mal zuvor in den vergangenen 30 Jahren. Der Tiefpunkt dürfte im vierten Quartal erreicht sein und dann im ersten Quartal 2013 eine leichte Erholung, aber nicht im Jahresvergleich, eintreten. Die Absatzvolumina dürften im neuen Jahr etwa ein Prozent unter dem Vorjahr liegen./ck/he
FRANKFURT (dpa-AFX) - Kritische Studien von Bernstein Research, der Citigroup und von Morgan Stanley zur Autobranche haben am Donnerstag die Aktien der deutschen Hersteller belastet. Bis Handelsschluss büßten die Anteilsscheine von Daimler
Händler Markus Huber von ETX Capital sagte: 'Die Autobauer trifft es heute ganz besonders schwer, nachdem es in China, einem der wichtigsten Märkte für die deutschen Autohersteller, mit der Wirtschaft weiter nach unten zu gehen scheint. Das spiegelt sich inzwischen auch in den dortigen stark angeschlagenen Aktienmärkten wider.'
'NACHFRAGE IN CHINA ÜBERSCHÄTZT'
Die schwierige Lage in China hatte zuvor Bernstein-Analyst Max Warburton in seiner Branchenstudie hervorgehoben. Nachdem wichtige große in Hongkong notierte Autohändler für hochklassige Fahrzeuge ihre Halbjahreszahlen vorgelegt hätten, habe er nun seine Schätzungen überarbeitet. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass die Preise und die Nachfrage in China sich im ersten Halbjahr schlechter als von ihm vermutet entwickelt hätten. 'Die Margenziele für die deutschen Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen sind in der zweiten Jahreshälfte gefährdet.' Ein Blick auf die Finanzdaten der drei Autohändler Zhengtong, Zhongsheng und Yongda zeigten wachsende Lagerbestände, sinkende Bruttomargen beim Absatz und sinkende Vorauszahlungen, die ein Indikator für rückläufige Auftragseingänge seien, sowie steigende Finanzierungskosten.
'Die Management-Teams in China haben offen über das Problem gesprochen: Die deutschen Premiumhersteller haben die Nachfrage überschätzt und zu viele Autos verschifft. Zugleich stehen sie einem weiter rückläufigem Markt gegenüber.' Die Nachfrage nach PS-starken Fahrzeugen sei komplett abgerissen und der Tiefpunkt bei der Preissetzung dürfte noch nicht erreicht worden sein. Zwar sieht Analyst Warburton noch keine Krise, bleibt aber vorsichtig mit Blick auf den Autosektor und vor allem auf deutsche Autohersteller.
FEHLENDE WACHSTUMSIMPULSE
Allerdings dürften sie 2012 immer noch ein kleines Absatzwachstum verbuchen können und auch das Chinageschäft sollte in der zweiten Jahreshälfte noch durchaus profitabel sein. Angesichts dieser Entwicklungen senkte der Experte das Kursziel für die BMW-Aktie von 90,00 auf 75,00 Euro. Er hofft aber weiterhin auf Absatzwachstum in den USA und bei den Modellen der 3er-Serie und beließ das Anlageurteil auf 'Outperform'. Für VW hat Warburton die Prognose für die operative Gewinnmarge im kommenden Jahr gesenkt und liegt nun zehn Prozent unter der durchschnittlichen Marktschätzung, bei Daimler liegt er sogar um 16 Prozent darunter. Beide Aktien beließ er zudem auf 'Market-Perform' und behielt auch auch die Kursziele bei. Das Daimler-Ziel sieht er bei 40,00 Euro erreicht und das für VW bei 140,00 Euro.
Kritisch äußerte sich zudem die Citigroup zur Lage der Autobranche, auch wenn Analyst Philip Watkins keine Änderungen an seinen Einschätzungen zu den Aktien vornahm. Fehlende Wachstumsimpulse führten zu Produktionsrückgängen in Europa, den USA und in Brasilien während des zweiten Quartals, wodurch die Ergebnisse des dritten belastet werden dürften, schrieb er. Mit dem Abflauen des Absatzwachstums kehre auch der Druck auf die Preise zurück. Das Risiko-Ertrags-Profil für Investitionen in die Autobranche bleibe abgesehen von den Reifenherstellern 'armselig'. Die mit 'Neutral' und einem Kursziel von 60,00 Euro bewerteten BMW-Aktien bleiben dennoch weiterhin ein 'Top Pick' des Experten, ebenso wie die VW-Vorzüge und die Daimler-Aktien. Die VW-Vorzüge beließ er auf 'Neutral' mit einem Kursziel von 140,00 Euro. Daimler beließ er auf 'Buy' mit einem Kursziel von 45,00 Euro.
PKW-ABSATZQUOTE IN WESTEUROPA
Auch die Analysten von Morgan Stanley sehen die Gewinne der Autobauer als gefährdet an, sofern die Nachfrage weiter zurückgehe oder eine Erholung im nächsten Jahr ausbleibe. Die Pkw-Absatzquote in Westeuropa sei im Juli auf etwa 11 Millionen gesunken. Damit sei ein Niveau erreicht worden, wie nur ein einziges Mal zuvor in den vergangenen 30 Jahren. Der Tiefpunkt dürfte im vierten Quartal erreicht sein und dann im ersten Quartal 2013 eine leichte Erholung, aber nicht im Jahresvergleich, eintreten. Die Absatzvolumina dürften im neuen Jahr etwa ein Prozent unter dem Vorjahr liegen./ck/he