NEW YORK (dpa-AFX) - Anhaltende Befürchtungen über eine noch länger restriktivere US-Geldpolitik dürften die Wall Street am Donnerstag belasten. Der Broker IG indiziert für den Dow Jones Industrial rund eine Stunde vor dem Handelsstart ein Minus von 0,2 Prozent auf 33 888 Punkte. Der Nasdaq 100 wird ebenfalls 0,2 Prozent tiefer bei 14 843 Zählern erwartet.
Frische US-Arbeitsmarktdaten zeigten einen leicht positiven Einfluss auf die vorbörsliche Entwicklung. So stagnierte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche bei 264 000. Analysten hatten im Schnitt mit 259 000 Anträgen gerechnet. Im frühen Handel folgen noch Daten zum Verbrauchervertrauen im Juni, den Frühindikatoren im Mai und den Wiederverkäufen von Häusern im Mai.
Als Grund für die gedämpfte Marktstimmung nannten Händler Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell vom Mittwoch. Der Fed-Chef hatte vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses bekräftigt, dass die Zeichen bis Jahresende auf weiter steigende Leitzinsen hindeuten. Zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr seien "eine ziemlich gute Vermutung", sagte Powell und fügte hinzu, es werde "lange dauern", die Inflation auf das gewünschte Ziel von 2 Prozent zu senken.
Dies habe die Anleger dazu veranlasst, den durch die jüngste US-Zinspause ausgelösten Optimismus zu überdenken, hieß es am Markt. "Die Rezessionsrisiken sind wohl höher, wenn die Zinsen länger hoch bleiben, aber die Risikoanlagen spiegeln das nicht wider", sagte Janet Mui, Leiterin der Marktanalyse bei RBC Brewin Dolphin. Auch in Europa dürfte die Zinsspirale weiter nach oben gehen: Am Donnerstag hoben die Zentralbanken von England, Norwegen, der Schweiz und der Türkei ihre Leitzinsen teilweise deutlich an.
Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Root für Furore sorgen. Im vorbörslichen Handel schnellten die Papiere des Kfz-Versicherers um 43 Prozent auf 13,80 US-Dollar nach oben und knüpften damit an ihre 60-Prozent-Rally im Mittwochshandel an. Tags zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass sich ein potenzieller Käufer für die Assekuranz gefunden habe. Unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen hieß es weiter, dass Embedded Insurance ein Kaufangebot für Root in Höhe von 19,34 Dollar je Aktie abgegeben hat, was einem Aufschlag von 221 Prozent zum Schlusskurs vom Dienstag entspreche.
Die Aktien von Amazon (NASDAQ:AMZN) zeigten sich vorbörslich mit plus 0,3 Prozent hingegen kaum beeindruckt von Übernahmespekulationen um den britischen Online-Lebensmittelhändler Ocado . Die Ocado-Papiere sprangen in London um über ein Drittel nach oben. Die britische "Times" berichtete ohne nähere Quellenangabe von Gerüchten um ein Interesse von Technologieunternehmen aus den USA an Ocado. Dabei wurde auch Amazon als möglicher Käufer ins Spiel gebracht.
Bei den Anteilsscheinen von Tesla (NASDAQ:TSLA) setzte sich die jüngste Tendenz zu Gewinnmitnahmen am Donnerstag mit einem vorbörslichen Verlust von 3,2 Prozent fort. Gestützt wurden die Verkäufe von dem Umstand, dass Morgan Stanley (NYSE:MS) die Titel des Elektroautobauers von "Overweight" auf "Equal-weight" abgestuft hatte. Analyst Adam Jonas betonte aber, Tesla sei weiterhin "ein Muss in jedem Elektroauto-Portfolio".