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APA ots news: Ratingagenturen müssen im Fokus bleiben

Veröffentlicht am 22.02.2013, 08:51
Die neuen Regeln zur Machteinschränkung der Ratingagenturen

sind ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen.

Wien (APA-ots) - Standard & Poor's, Moodys und Fitch: Vor ihren

Beurteilungen über die Bonität der Staaten zittern Politiker rund um

den Erdball. Doch zuerst haben die Ratingagenturen Luft in den

Finanzballon geblasen und danach sein Platzen noch beschleunigt. Die

immer stärker werdende Kritik an ihrer Arbeit führte schließlich zu

neuen Regeln - die aber nur der Anfang eines Prozesses sein können,

fordert die AK.

'AAA' - drei Buchstaben, mit denen bis vor kurzer Zeit nur die

wenigsten etwas anzufangen wussten. Doch als Österreich vor knapp

einem Jahr einen dieser drei Buchstaben und damit sein Top-Rating

verlor, war der Aufschrei in der Politik groß. Konkret stufte die

weltweit größte Ratingagentur, Standard & Poor's (S&P), unser Land um

eine Stufe auf 'AA+' ab und setzte den Ausblick vorübergehend auf

'negativ'. Dieser wurde mittlerweile zwar wieder auf 'stabil' erhöht,

die Bestnote konnte aber noch nicht wieder zurückerobert werden.

Österreich ist aber bei Weitem kein Einzelfall, wo die drei großen

US-amerikanischen Ratingagenturen S&P, Moodys und Fitch im besten

Fall für Aufregung im schlechtesten Fall für eine dramatische

Verschärfung der finanziellen Lage sorgten. Sie haben durch ihre

Ratings zuerst Luft in die Finanzblase gepumpt und so die Kurse an

den internationalen Finanzmärkten hinauf getrieben. So wurden etwa

von der US-Investmentbank Lehman Brothers begebene Zertifikate noch

kurz vor dem Kollaps der Bank im September 2008 positiv bewertet -

und verleiteten so viele AnlegerInnen zum Kauf dieser Papiere. Zudem

sind die privaten und gewinnorientierten Agenturen vor allem als

'Schiedsrichter' gegenüber souveränen Staaten aufgetreten. In

schnellen Schritten purzelten so die Bewertungen vor allem für die

südlichen Länder Europas wie Griechenland, Spanien und Portugal. Der

frühere Eurogruppen-Vorsitzende Jean-Claude Juncker hat den

Ratingagenturen in diesem Zug 'irrationales Verhalten' vorgeworfen.

Milliarden-Klage

Die sich verschärfende Kritik an den Ratingagenturen gipfelte

zuletzt in einer Klage gegen S&P. Konkret verklagte das

US-Justizministerium das Unternehmen auf fünf Milliarden US-Dollar.

Der Vorwurf: S&P habe im Vorfeld der Finanzkrise in vollem Wissen zu

gute Bewertungen für amerikanische Hypothekenpapiere vergeben. S&P

weist die Vorwürfe zurück.

Auch aus diesem aktuellen Anlass war die systematische Macht der

Ratingagenturen am gestrigen Abend Thema einer hochkarätig besetzen

Veranstaltung der AK Wien. Nach einer Keynote des freien Journalisten

und Buchautors Werner Rügemer diskutierten EU-Abgeordnete Evelyn

Regner, FMA-Vorstand Helmut Ettl und Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt

der UniCredit Bank Austria auch die kürzlich auf Ebene der

Europäischen Union beschlossenen neuen Regeln für Ratingagenturen.

Für Werner Rügemer fasst Brüssel nicht weit genug. 'Die EU muss

beschließen, dass die Ratingagenturen ihre Bewertungen aus allen

Regelwerken der EU entfernen, dass sich die EU nur noch nach eigenen

Bewertungen richtet und nur nach eigenen Bewertungen auch ihre

Staaten behandelt, was Kredite angeht', betonte der Autor.

In die gleiche Kerbe schlug auch FMA-Vorstand Ettl: 'Ratings

sollten als das interpretiert und genutzt werden, was sie sind,

nämlich schlicht und ergreifend Meinungen. In den Gesetzen und ihrer

Anwendung geht der Trend weg von Ratings.'

Für UniCredit Bank Austria-Chefvolkswirt Bruckbauer hat aber auch

'der naive Glaube vieler Investoren, aber auch die durch die

Aufsichtsbehörden übertragene Macht den Ratingagenturen vor der

Finanzkrise besonders bei komplexen Produkten eine unhinterfragte

Machtposition verliehen'. Seiner Meinung nach spielten die Agenturen

in der Euro- und Staatsschuldenkrise in den vergangenen Jahren keine

maßgebliche Rolle, da 'die Investoren meist deutlich früher in ihrem

Urteil waren als die Ratingagenturen'. Trotzdem sei die durch

Aufsicht und Investoren verliehene Macht kritisch zu hinterfragen,

besonders dann, wenn Ratings mechanisch zu Investitionsentscheidungen

verwendet werden.

Diese überdimensionale Macht ist auch EU-Abgeordneter Regner ein

Dorn im Auge: 'Wenn die drei großen Ratingagenturen ihre Daumen

senken, können ganze Volkswirtschaften in finanzielle Schwierigkeiten

kommen. Wir müssen die Marktmacht der Drei Großen durchbrechen und

eine eigene, unabhängige Europäische Agentur etablieren.'

Erster Schritt

Summa summarum müssen Ratingagenturen daher auf der Agenda

bleiben, fordert die AK. Zwar konnten sich die Europäische

Kommission, das Europäische Parlament und der Rat auf neue Regeln für

die Agenturen einigen, und diese bringen auch einige wesentliche

Verbesserungen mit sich, von einem Systemwechsel ist man aber noch

weit entfernt.

Die AK hatte gefordert, die Ratingagenturen und deren Urteile

konsequent aus allen Gesetzen und verbindlichen Regelwerken zu

streichen. Außerdem forderte die AK ein Fusions- und Übernahmeverbot

für große Ratingagenturen, die Nichtigkeit von Klauseln in

Kreditverträgen, die sich auf Ratingänderungen beziehen, eine

verpflichtende Rotation sowie die Haftbarmachung der Ratingagenturen

für ihre Urteile. Dazu gehört auch, die Beweislast bei den

Ratingagenturen zu verorten und den Gerichtsstand an den Sitz des

Geschädigten zu bringen.

In den Debatten in Brüssel stellte sich heraus, dass eine Mehrheit

im Europäischen Parlament durchaus gewillt war, die Ratingagenturen

zu zähmen. Im Kompromiss mit dem Rat wurden schärfere Regeln jedoch

wieder zurückgenommen, sodass die neuen Regeln lediglich als erster

Schritt in Richtung einer stärkeren Regulierung betrachtet werden

können.

Die Bezugnahme auf Ratingagenturen in der europäischen Gesetzgebung

soll in Zukunft reduziert werden, außerdem gibt es künftig strengere

Regeln für die Veröffentlichung von Länderratings (ab 2014 dürfen

Länderratings nur noch an drei fixen Freitagen veröffentlicht

werden), die Ratings sollen zudem transparenter und unabhängiger

werden.

Die Beweislastumkehr ist allerdings nicht mehr in der Verordnung,

auch findet sich die Bestimmung, wonach der Gerichtsstand des

Geschädigten anzuwenden ist, nicht im Normtext. Auch das von der AK

geforderte Verbot von Fusionen und Übernahmen kommt nicht.

Einige Kernforderungen der AK wurden aufgegriffen, andere,

dringend nötige Punkte wurden nicht mitaufgenommen. Es geht aber

weiter darum, den Ratingagenturen ihre quasi-behördliche Macht zu

entziehen und die überbordende Marktmacht des Oligopols der 'großen

Drei' zu bekämpfen. Dies ist mit den derzeitigen neuen Regeln sicher

noch nicht erreicht. Deshalb müssen diesem Schritt weitere folgen,

fordert die AK.

Rückfragehinweis:

AK Wien Kommunikation

Michaela Lexa

Tel.: Tel.: (+43) 50165-2141, mobil: (+43)664 8454166

mailto:michaela.lexa@akwien.at

http://wien.arbeiterkammer.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/26/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

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