BERLIN (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der Kriegsgräuel in der ukrainischen Stadt Butscha grundsätzliche Bereitschaft zur Lieferung weiterer Waffensysteme an die Ukraine signalisiert. "Wir sagen nicht Nein, sondern wir schauen uns an, was es für Lösungen gibt. Und zwar gemeinsam als EU, als NATO und vor allen Dingen als G7-Partner", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag bei einer internationalen Unterstützer-Konferenz für Moldau in Berlin. Deutschland liefere seit Beginn des russischen Krieges Waffen an die Ukraine - etwa Flugabwehrraketen und Panzerfäuste. "Es gibt nicht viele andere Staaten, die mehr geliefert haben."
In der öffentlichen Diskussion ist etwa die Lieferung gebrauchter Schützenpanzer vom Typ Marder, die vom Rüstungsunternehmen Rheinmetall (DE:RHMG) für Kriegstauglichkeit aber erst überholt werden müssten.
Die Bundesregierung sehe sich nun Waffensysteme an, die Deutschland bisher noch nicht geliefert habe, sagte Baerbock. "Allerdings hat die Bundeswehr selbst kaum noch welche in den Depots." Wenn man über alte Waffensysteme rede, müsse berücksichtigt werden, "dass daran auch viele Fragen von Logistik, Ausbildung und Ersatzteilen hängen, - Ersatzteile, die es möglicherweise nicht mehr gibt", sagte die Ministerin. Je älter das System sei, desto schwieriger werde es, diese Fragen zu beantworten.
Angesichts der "Unmenschlichkeit" der Kriegsgräuel in der ukrainischen Stadt Butscha sei ein koordiniertes Vorgehen der G7-Gruppe der führenden Industrienationen nötig, sagte Baerbock. Deutschland hat derzeit deren Vorsitz. Beim Außenministertreffen der NATO-Staaten am Mittwoch in Brüssel werde beraten, wie man die Ukraine noch besser und stärker bei der Verteidigung unterstützen könne. "Genauso wie bei den Sanktionen wirkt auch hier ein gemeinsames Vorgehen am intensivsten."
Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, hatte im Deutschlandfunk erneut die Zurückhaltung Deutschlands bei Waffenlieferungen kritisiert. "Was wir heute brauchen, sind schwere Waffen, sind Panzer, gepanzerte Wagen, sind Artillerie-Systeme, Mehrfach-Raketenwerfer - das, womit man auch die Gebiete im Süden, im Südosten befreien kann", sagte der Botschafter. "Man kann keine Gegenoffensive starten mit einer Panzerfaust, leider.