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Börse Frankfurt-News: "2022 bestätigt viele Börsenregeln"

Veröffentlicht am 21.03.2022, 11:11
© Reuters
DB1Gn
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fondsmanager Peeters zeigt die Grenzen des Market Timing auf - hochaktuell in der jetzigen Situation - und gibt eine sinnvolle Regeln an die Hand.

21. März 2022. FRANKFURT (pfp Adisory). Als ich vor vier Wochen an dieser Stelle meine letzte Kolumne schrieb, stand der Angriffskrieg auf die Ukraine in Moskau wohl schon fest und wurde hier im Westen bereits befürchtet. Die damaligen Zeilen "und es ist nicht einmal auszuschließen, dass bei der Veröffentlichung dieser Kolumne bereits ein offener Konflikt losgetreten wurde und die russische Armee die Grenze überschritten hat" wurden wenige Tage später bittere dahingehend erfüllt, dass es tatsächlich einen Einmarsch gab. Doch ich möchte hier weniger auf den grausamen Krieg im Osten eingehen, als die damals erneuerte Einschätzung, wie schwierig und mitunter problematisch das sogenannte "Market Timing" an der Börse ist und was stattdessen Sinn macht aus meiner Sicht.

Der Verlauf der vergangenen Wochen mahnt einmal mehr zur Demut vor dem viel zitierten "Mr. Market", der sich nicht in die Karten schauen lässt. Zwar setzte mit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine und dem darauf folgenden Beginn massiver Sanktionen des Westens gegen Putins Nation und reiche Unterstützer dieses Systems ein gehöriger Abwärtstrend an den Börsen ein. Doch, im grundsätzlichen Trend und Stand heute eine interessante Parallele zum ersten "Corona-Jahr" 2020, ebenso steil, wie es nach unten ging, drehte der Markt wieder gen Norden.

Der verantwortliche Auslöser ist noch nicht einmal eindeutig festzumachen. Mutmaßlich waren es wachsende Hoffnungen auf ein Ende des Konflikts, auch wenn bis jetzt weiter erbittert gekämpft wird. Mit einer eingesetzten Trendwende kamen wieder sich selbst beschleunigende Kräfte zum Zug, die man auch in den Abwärtsbewegungen sieht, wenn Anleger auf dem falschen Fuß erwischt werden und am Terminmarkt gegensteuern. Passend zu diesem volatilen Markt: Am Freitag war der sogenannte Hexen-Sabbat, also der dreifache Verfallstag an den Terminmärkten, der wie ein Katalysator die Bewegung verstärkt hat. Am Ende der vorherigen Handelswoche verzeichneten Beobachter etwa bei den europäischen Leitindizes eine komplette Aufholung der seit dem Einmarsch verzeichneten Kursverluste, zumindest für den Moment.

Natürlich weiß ich auch nicht, ob wir nur eine starke Gegenreaktion sahen, die sich bald wieder nach unten kehrt oder ob sich bereits jetzt ein Boden für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung ausgebildet hat. Die Entwicklung der Märkte vorab richtig einzuschätzen, heißt das Handeln der Mächtigen etwa im Kreml oder auch in den Notenbankzentralen vorher zu wissen bzw. zuverlässig abzuschätzen und, als ob es nicht schon schwer genug wäre, auch noch abzuleiten, was der Markt daraus macht. Und wie schnell man hier regelrecht "überrollt" wird, sah man zuletzt gut. Ein sogenannter Hedge, also eine Absicherung an den Terminmärkten minderte zwar die Verluste, als die Märkte fielen, wurde aber ebenso in der eingangs genannten steilen Gegenbewegung zum Vernichter der zeitgleich mühsam erzielten Kursgewinne.

Ich würde mich menschlich sehr freuen, wenn bald wieder Frieden in Europa herrscht und Ruhe einkehrt. Aber ich weiß nicht, ob und wann es so sein wird. Ebenso falsch finde ich persönlich es, die Investition am Kapitalmarkt hiervon abhängig zu machen, gleiches gilt für Corona, die Konjunktur oder andere große Events, vor allem, die, die schnell und nicht nachhaltig wirken. Man muss wegen der aktuellen Situation aber auch "das Rad nicht neu erfinden", denn das erste Viertel des Jahres zeigt, dass viele bekannte Denkansätze ihren Sinn beweisen, etwa die folgenden:

Erstens - Der Nutzen von Marktspekulationen ("Market Timing") ist sehr begrenzt. Man kann seinem Depot unter dem Strich schnell mehr schaden als nutzen.

Zweitens - Derivate, besonders solche mit Hebelwirkung, verschärfen dieses Risiko und können stets deutlich hinterfragt werden. Anleger unterschätzen auch sehr oft die wirklichen Kosten einer Absicherung.

Drittens - Investitionsquoten werden an der Lebenssituation und an der Risikobereitschaft justiert, nicht aber permanent verändert.

Viertens - Streuung ist wichtig. Wer etwa sein Vermögen auf Russland konzentriert hat, dürfte einen sehr hohen Schaden erlitten haben. Effektive Streuung ist meiner Ansicht nach übrigens auch nur bedingt ein "globaler" Index mit über 60 Prozent Gewicht von US-Werten oder komplette Fokussierung auf Technologie.

Fünftens - Man investiert nur in das, was man versteht und dessen Risiken man versteht. Geschehnisse wie Corona oder Ukraine führen nicht nur zu offensichtlichen Problemen. Je besser man sein Depot versteht, umso weniger kann man überrascht werden.

Sechstens - Die vielleicht wichtigste Regel, deren Einhaltung aber in solchen Zeiten schwierig ist: Ruhig bleiben und sich nicht von Panik und Gier (fehl)leiten lassen.

von Roger Peeters, 21. März 2022, © pfp Advisory

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V.. Roger Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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