FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. April 2013. Nach einem Dämpfer durch die Querelen um Zypern und Italien hat sich der Euro gefangen und notiert aktuell wieder oberhalb von 1,30 US-Dollar. Der Yen erlebt unterdessen eine Talfahrt sondergleichen.
Von langer Dauer war der Rücksetzer nicht; der Euro hat sich in den vergangenen Tagen deutlich erholt: Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,3095 US-Dollar, am gestrigen Dienstag stieg sie sogar kurz auf über 1,31 US-Dollar. Durch das Wiederaufflackern der Krise in Europa war der Euro zuvor etwas unter die Räder gekommen und zwischenzeitlich unter 1,28 US-Dollar gehandelt worden.
Auslöser für die festeren Kurse waren die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen für den März. 'Zwar sank die Arbeitslosenquote von bisher 7,7 auf 7,6 Prozent, aber die Erwerbsquote gab auf 63,3 Prozent nach, was der niedrigste Stand seit 1979 ist', erläutert HSBC Trinkaus. Damit habe die Diskussion, ob die US-Notenbankpolitik nicht doch länger als gedacht expansiv ausgerichtet bleiben werde, neue Nahrung bekommen.
Keine Rückschläge mehr erwartet
Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank hält den aktuellen Wechselkurs für angemessen. Ihm zufolge werden die Fortschritte in Europa viel zu wenig beachtet - etwa die sinkenden Targetsalden, also Forderungen der Südländer an die Europäische Zentralbank, Exporterfolge in der Peripherie und die Reduzierung struktureller Haushaltsdefizite. 'Die Eurozone ist weit vorne vor den USA in Sachen Reformen, die USA sind aber konjunkturell weiter.' Der Wechselkurs werde sich daher weiter in der Spanne zwischen 1,27 und 1,33 US-Dollar zum Euro bewegen.
Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank sieht den Euro noch nicht im 'sicheren Fahrwasser': 'Rückschläge sind möglich, der Euro könnte kurzfristig wieder unter 1,30 US-Dollar rutschen.' Er verweist auf die ungeklärten politischen Verhältnisse in Italien sowie auf Griechenland und Zypern. 'Neue Hilfen könnten notwendig werden.' Für Ende des Jahres rechnet die Bank dann aber mit einem Kurs von 1,37 US-Dollar.
Ausverkauf des Yen
Derweil setzt sich der rasante Verfall des japanischen Yen fort. Aufgrund der extrem expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank fiel der Yen gegenüber US-Dollar und Euro - besonders deutlich in den vergangenen Tagen nach der Ankündigung umfangreicher Anleihekäufe. Mittlerweile müssen knapp 100 Yen für einen US-Dollar gezahlt werden, im November waren es nur 80, für einen Euro werden fast 130 Yen hingelegt nach 100 vor fünf Monaten.
'Vordergründig geht es der Bank of Japan um die Bekämpfung der Deflation', erläutert Antje Praefcke von der Commerzbank. Das eigentliche Ziel sei aber wohl ein schwächerer Yen, um so die Exporte und die Wirtschaft anzukurbeln. 'Eine derart expansive Geldpolitik wird den Yen in den kommenden Monaten belasten, der Yen wird dauerhaft geschwächt', meint die Analystin.
Geldschwemme ohne Beispiel
'Das sprengt, auch im Vergleich zu den USA, die Dimensionen', bemerkt de la Rubia mit Blick auf die Anleihenkäufe. 'Jeden Monat sollen Papiere im Wert von umgerechnet 75 Milliarden US-Dollar aufgekauft werden, das entspricht 1,6 Prozent des japanischen BIP. In den USA macht das Programm 0,5 Prozent des BIP aus.' Darüber hinaus sprächen auch die Fundamentaldaten nicht für eine starke japanische Währung: 'Die Staatsverschuldung ist hoch, ebenso das Handelsbilanzdefizit, und echte Reformen werden nicht angegangen.'
Für Hellmeyer gehörte der Yen in der Vergangenheit zu den am stärksten überbewerteten Währungen schlechthin. 'Die Korrektur war längst überfällig.' Der Chefanalyst geht davon aus, dass der Euro 2013 noch auf 135 und mittelfristig sogar auf 140 oder 150 Yen steigen wird.
Schweizer Franken zu teuer?
Immer noch extrem überbewertet ist für Hellmeyer im Übrigen der Schweizer Franken. 'Hier steht die Korrektur noch an, für Mitte des Jahres prognostizieren wir 1,27 bis 1,30 Franken zum Euro.' Die Schweizer Währung ist aufgrund der Eurokrise immer noch beliebt, aktuell liegt der Wechselkurs bei 1,2193 Franken. Im September 2011 hatte die Schweizer Nationalbank einen Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro festgelegt und Devisenmarktinterventionen zur Verteidigung der Schwelle angekündigt.
Auch Pfund könnte schwächeln
Auch gegenüber dem britischen Pfund hat der Euro in den vergangenen Tagen wieder Muskeln gezeigt und den im Sommer eingeschlagenen Erholungskurs, der zuletzt unterbrochen worden war, wieder aufgenommen. Heute notiert der Euro bei 0,8557 Pfund nach 0,8421 Ende März. Nach Ansicht von de la Rubia könnte das Pfund sogar noch weiter unter Druck geraten - vor allem nach dem im Sommer anstehenden turnusmäßigen Wechsel an der Spitze der Bank of England. 'Die Notenbank hat in den vergangenen Jahren für insgesamt 375 Milliarden Pfund Staatsanleihen gekauft, das entspricht einem Drittel aller Staatsanleihen. Der neue Chef könnte noch eine Schippe drauflegen.'
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© 10. April 2013/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Von langer Dauer war der Rücksetzer nicht; der Euro hat sich in den vergangenen Tagen deutlich erholt: Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,3095 US-Dollar, am gestrigen Dienstag stieg sie sogar kurz auf über 1,31 US-Dollar. Durch das Wiederaufflackern der Krise in Europa war der Euro zuvor etwas unter die Räder gekommen und zwischenzeitlich unter 1,28 US-Dollar gehandelt worden.
Auslöser für die festeren Kurse waren die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen für den März. 'Zwar sank die Arbeitslosenquote von bisher 7,7 auf 7,6 Prozent, aber die Erwerbsquote gab auf 63,3 Prozent nach, was der niedrigste Stand seit 1979 ist', erläutert HSBC Trinkaus. Damit habe die Diskussion, ob die US-Notenbankpolitik nicht doch länger als gedacht expansiv ausgerichtet bleiben werde, neue Nahrung bekommen.
Keine Rückschläge mehr erwartet
Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank hält den aktuellen Wechselkurs für angemessen. Ihm zufolge werden die Fortschritte in Europa viel zu wenig beachtet - etwa die sinkenden Targetsalden, also Forderungen der Südländer an die Europäische Zentralbank, Exporterfolge in der Peripherie und die Reduzierung struktureller Haushaltsdefizite. 'Die Eurozone ist weit vorne vor den USA in Sachen Reformen, die USA sind aber konjunkturell weiter.' Der Wechselkurs werde sich daher weiter in der Spanne zwischen 1,27 und 1,33 US-Dollar zum Euro bewegen.
Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank sieht den Euro noch nicht im 'sicheren Fahrwasser': 'Rückschläge sind möglich, der Euro könnte kurzfristig wieder unter 1,30 US-Dollar rutschen.' Er verweist auf die ungeklärten politischen Verhältnisse in Italien sowie auf Griechenland und Zypern. 'Neue Hilfen könnten notwendig werden.' Für Ende des Jahres rechnet die Bank dann aber mit einem Kurs von 1,37 US-Dollar.
Ausverkauf des Yen
Derweil setzt sich der rasante Verfall des japanischen Yen fort. Aufgrund der extrem expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank fiel der Yen gegenüber US-Dollar und Euro - besonders deutlich in den vergangenen Tagen nach der Ankündigung umfangreicher Anleihekäufe. Mittlerweile müssen knapp 100 Yen für einen US-Dollar gezahlt werden, im November waren es nur 80, für einen Euro werden fast 130 Yen hingelegt nach 100 vor fünf Monaten.
'Vordergründig geht es der Bank of Japan um die Bekämpfung der Deflation', erläutert Antje Praefcke von der Commerzbank. Das eigentliche Ziel sei aber wohl ein schwächerer Yen, um so die Exporte und die Wirtschaft anzukurbeln. 'Eine derart expansive Geldpolitik wird den Yen in den kommenden Monaten belasten, der Yen wird dauerhaft geschwächt', meint die Analystin.
Geldschwemme ohne Beispiel
'Das sprengt, auch im Vergleich zu den USA, die Dimensionen', bemerkt de la Rubia mit Blick auf die Anleihenkäufe. 'Jeden Monat sollen Papiere im Wert von umgerechnet 75 Milliarden US-Dollar aufgekauft werden, das entspricht 1,6 Prozent des japanischen BIP. In den USA macht das Programm 0,5 Prozent des BIP aus.' Darüber hinaus sprächen auch die Fundamentaldaten nicht für eine starke japanische Währung: 'Die Staatsverschuldung ist hoch, ebenso das Handelsbilanzdefizit, und echte Reformen werden nicht angegangen.'
Für Hellmeyer gehörte der Yen in der Vergangenheit zu den am stärksten überbewerteten Währungen schlechthin. 'Die Korrektur war längst überfällig.' Der Chefanalyst geht davon aus, dass der Euro 2013 noch auf 135 und mittelfristig sogar auf 140 oder 150 Yen steigen wird.
Schweizer Franken zu teuer?
Immer noch extrem überbewertet ist für Hellmeyer im Übrigen der Schweizer Franken. 'Hier steht die Korrektur noch an, für Mitte des Jahres prognostizieren wir 1,27 bis 1,30 Franken zum Euro.' Die Schweizer Währung ist aufgrund der Eurokrise immer noch beliebt, aktuell liegt der Wechselkurs bei 1,2193 Franken. Im September 2011 hatte die Schweizer Nationalbank einen Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro festgelegt und Devisenmarktinterventionen zur Verteidigung der Schwelle angekündigt.
Auch Pfund könnte schwächeln
Auch gegenüber dem britischen Pfund hat der Euro in den vergangenen Tagen wieder Muskeln gezeigt und den im Sommer eingeschlagenen Erholungskurs, der zuletzt unterbrochen worden war, wieder aufgenommen. Heute notiert der Euro bei 0,8557 Pfund nach 0,8421 Ende März. Nach Ansicht von de la Rubia könnte das Pfund sogar noch weiter unter Druck geraten - vor allem nach dem im Sommer anstehenden turnusmäßigen Wechsel an der Spitze der Bank of England. 'Die Notenbank hat in den vergangenen Jahren für insgesamt 375 Milliarden Pfund Staatsanleihen gekauft, das entspricht einem Drittel aller Staatsanleihen. Der neue Chef könnte noch eine Schippe drauflegen.'
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© 10. April 2013/Anna-Maria Borse
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