FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 31. Mai 2012. Der Börsengang der deutschen O2 soll die Schulden des Mutterkonzerns Telefónica reduzieren, Tata Motors möchte BMW Paroli bieten, Samsung überholt Apple im Smartphone-Bereich, China Unicon enttäuscht mit nachlassenden Zuwachsraten und Logica-Aktie profitiert von Übernahmeplänen.
Die steigende Nervosität hinsichtlich schuldengeplagter Euroländer macht sich auch im Handel mit Auslandsaktien bemerkbar, wie Roland Stadler von der Baader Bank berichtet. 'Anleger fragen sich, was mit dem Euroraum passiert.' Neben Griechenland drückten insbesondere die Probleme spanischer Banken mit ihren faulen Immobilienkrediten auf die Stimmung. Der iberische Bluechip-Index IBEX-35 notierte in dieser Woche beispielsweise auf dem niedrigsten Stand seit 2003.
'Mit jeder Hiobsbotschaft sinkt das Anlegervertrauen etwas mehr', bemerkt auch Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. Griechenland erlebe etwa einen schleichenden Bank Run. Seit Ausbruch der Krise hätten Privatleute und Unternehmer mit rund 63 Milliarden Euro fast ein Drittel ihrer Einlagen von ihren Konten abgehoben. Privates Kapital sei auch aus Spanien, Portugal und Irland abgezogen worden. 'Zudem versichert mit Euler Hermes auch der weltgrößte Kreditversicherer vorerst keine Ausfuhren nach Griechenland mehr.'
O2 soll an die Börse
Einen der größten Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr plane Telefónica (WKN 850775). Über die deutsche Tochter des viertgrößten spanischen Telekommunikationskonzerns soll O2 mit dem Gang aufs Parkett Geld in die leeren Kassen bringen. 'Der Konzern muss bis 2015 jährlich sieben bis acht Milliarden Euro an Schulden refinanzieren', weiß Stadler. Zudem schwächele das Geschäft im Heimatmarkt. 'O2 soll acht bis zehn Milliarden Euro wert sein.' Telefónica erwäge auch eine Börsennotierung des Lateinamerika-Geschäfts, das sich zum wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns entwickelt habe. Die Probleme in der heimischen Wirtschaft nagten auch am Kurs des portugiesischen Platzhirschen Portugal Telecom (WKN 895464). Die Aktie des Unternehmens fiel in dieser Woche auf den niedrigsten Stand seit Juni 1996.
Tata Motors gibt Gas
Insbesondere an den britischen Nobelmarken Jaguar und Landrover hat der indische Autohersteller Tata Motors (WKN A0DJ9M) derzeit viel Freude. Denn diese trugen Stadler zufolge überdurchschnittlich zum besten Ergebnis der Firmengeschichte bei. Der Gewinn habe sich im vierten Quartal um 130 Prozent über Erwarten auf umgerechnet knapp 900 Millionen Euro verbessert. 'Nach der Übernahme von Jaguar und Rover im Jahr 2008 war das Ganze zunächst ein Verlustgeschäft.' Erst jetzt zahle sich die Investition richtig aus. 'Die Marktschwäche in Europa kompensierten die Inder mit einer Rekordnachfrage in Schwellenländern wie China und Russland.' Mit Jaguar und Land Rover plane Tata gar, BMW Paroli zu bieten. Anleger honorierten die Rekordzahlen nicht, der Aktienkurs gab von 24 auf rund 21 US-Dollar nach. 'Das kann an der allgemeinen Marktschwäche liegen.'
Samsung's Smartphones im Geschäft
Die Konkurrenz schläft nicht. Das spürt derzeit insbesondere die Design-Schmiede Apple (WKN 865985). Zumindest bei den Smartphones habe Samsung (WKN 896360) derzeit die Nase vorn, wie Vorhauser berichtet. Mit 10,9 Millionen verkauften Geräten zwischen Januar und März diesen Jahres komme das koreanische Unternehmen auf einen Marktanteil von weltweit 39 Prozent. Apple liege mit 7 Millionen verkauften iPhones bei 27 Prozent Marktanteil. 'Samsung arbeitet sich seit Jahren Schritt für Schritt nach vorn.'
Mit der jüngsten Gerätegeneration von Smartphones, dem neuen Flaggschiff Galaxy S3, hätten die Koreaner zudem erneut aufgetrumpft. Ein größeres Display, ein schnellerer Prozessor und der Zugang zu 19 Millionen Songs über den neuen Service Music Hub sollen den Konkurrenten auf Distanz halten. Der Aktienkurs der Koreaner hat sich seit dem dritten Quartal 2011 auf zwischenzeitlich 473 Euro verdoppelt und notiert derzeit bei 414 Euro. 'Die momentane Schwäche an den asiatischen Aktienbörsen bekommen auch die Koreaner zu spüren.'
Weniger Neukunden für China Unicon
Trotz 2,92 Millionen neuer Mobilfunk-Kunden im April ist die Aktie des Mobilfunkkonzern China Unicom (WKN A0RBTQ) unter Druck, seit Monatsbeginn hat sie 40 Prozent eingebüßt und steht aktuell bei 1,11 Euro. 'Die chinesische Telekommunikationsbranche bekommt das schwächere Wachstum im Heimatland zu spüren', begründet Vorhauser. Ebenso verlangsame sich der Zuwachs in der Sparte 2G und bei den Festnetzanschlüssen. 'Stärkeres Wachstum hat es nur im Bereich Breitband gegeben.' Auf einen Nachfrageschub zielen die nun angekündigten Konjunkturprogramme der chinesischen Regierung. 'Mit vorgezogenen Infrastrukturmaßnahmen soll die Wirtschaft unterstützt werden.'
Logica-Aktie profitiert von Übernahmeplänen
Die Absichten der CGI Group (WKN 912483), Logica (WKN 868387) zu übernehmen, stoßen bei Anlegern offenbar auf Gegenliebe. Die Aktie des britischen IT-Dienstleisters hat am heutigen Donnerstag über 60 Prozent zugelegt. Den Logica-Anteilseignern bieten die Kanadier mit 105 Pence pro Aktie einen Aufschlag von 67 Prozent zur Notierung vor der Übernahme-Ankündigung. 'Rund 1,7 Milliarden Pfund in bar lässt CGI sich demnach die Akquisition kosten', berichtet Stadler.
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© 31. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die steigende Nervosität hinsichtlich schuldengeplagter Euroländer macht sich auch im Handel mit Auslandsaktien bemerkbar, wie Roland Stadler von der Baader Bank berichtet. 'Anleger fragen sich, was mit dem Euroraum passiert.' Neben Griechenland drückten insbesondere die Probleme spanischer Banken mit ihren faulen Immobilienkrediten auf die Stimmung. Der iberische Bluechip-Index IBEX-35 notierte in dieser Woche beispielsweise auf dem niedrigsten Stand seit 2003.
'Mit jeder Hiobsbotschaft sinkt das Anlegervertrauen etwas mehr', bemerkt auch Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. Griechenland erlebe etwa einen schleichenden Bank Run. Seit Ausbruch der Krise hätten Privatleute und Unternehmer mit rund 63 Milliarden Euro fast ein Drittel ihrer Einlagen von ihren Konten abgehoben. Privates Kapital sei auch aus Spanien, Portugal und Irland abgezogen worden. 'Zudem versichert mit Euler Hermes auch der weltgrößte Kreditversicherer vorerst keine Ausfuhren nach Griechenland mehr.'
O2 soll an die Börse
Einen der größten Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr plane Telefónica (WKN 850775). Über die deutsche Tochter des viertgrößten spanischen Telekommunikationskonzerns soll O2 mit dem Gang aufs Parkett Geld in die leeren Kassen bringen. 'Der Konzern muss bis 2015 jährlich sieben bis acht Milliarden Euro an Schulden refinanzieren', weiß Stadler. Zudem schwächele das Geschäft im Heimatmarkt. 'O2 soll acht bis zehn Milliarden Euro wert sein.' Telefónica erwäge auch eine Börsennotierung des Lateinamerika-Geschäfts, das sich zum wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns entwickelt habe. Die Probleme in der heimischen Wirtschaft nagten auch am Kurs des portugiesischen Platzhirschen Portugal Telecom (WKN 895464). Die Aktie des Unternehmens fiel in dieser Woche auf den niedrigsten Stand seit Juni 1996.
Tata Motors gibt Gas
Insbesondere an den britischen Nobelmarken Jaguar und Landrover hat der indische Autohersteller Tata Motors (WKN A0DJ9M) derzeit viel Freude. Denn diese trugen Stadler zufolge überdurchschnittlich zum besten Ergebnis der Firmengeschichte bei. Der Gewinn habe sich im vierten Quartal um 130 Prozent über Erwarten auf umgerechnet knapp 900 Millionen Euro verbessert. 'Nach der Übernahme von Jaguar und Rover im Jahr 2008 war das Ganze zunächst ein Verlustgeschäft.' Erst jetzt zahle sich die Investition richtig aus. 'Die Marktschwäche in Europa kompensierten die Inder mit einer Rekordnachfrage in Schwellenländern wie China und Russland.' Mit Jaguar und Land Rover plane Tata gar, BMW Paroli zu bieten. Anleger honorierten die Rekordzahlen nicht, der Aktienkurs gab von 24 auf rund 21 US-Dollar nach. 'Das kann an der allgemeinen Marktschwäche liegen.'
Samsung's Smartphones im Geschäft
Die Konkurrenz schläft nicht. Das spürt derzeit insbesondere die Design-Schmiede Apple (WKN 865985). Zumindest bei den Smartphones habe Samsung (WKN 896360) derzeit die Nase vorn, wie Vorhauser berichtet. Mit 10,9 Millionen verkauften Geräten zwischen Januar und März diesen Jahres komme das koreanische Unternehmen auf einen Marktanteil von weltweit 39 Prozent. Apple liege mit 7 Millionen verkauften iPhones bei 27 Prozent Marktanteil. 'Samsung arbeitet sich seit Jahren Schritt für Schritt nach vorn.'
Mit der jüngsten Gerätegeneration von Smartphones, dem neuen Flaggschiff Galaxy S3, hätten die Koreaner zudem erneut aufgetrumpft. Ein größeres Display, ein schnellerer Prozessor und der Zugang zu 19 Millionen Songs über den neuen Service Music Hub sollen den Konkurrenten auf Distanz halten. Der Aktienkurs der Koreaner hat sich seit dem dritten Quartal 2011 auf zwischenzeitlich 473 Euro verdoppelt und notiert derzeit bei 414 Euro. 'Die momentane Schwäche an den asiatischen Aktienbörsen bekommen auch die Koreaner zu spüren.'
Weniger Neukunden für China Unicon
Trotz 2,92 Millionen neuer Mobilfunk-Kunden im April ist die Aktie des Mobilfunkkonzern China Unicom (WKN A0RBTQ) unter Druck, seit Monatsbeginn hat sie 40 Prozent eingebüßt und steht aktuell bei 1,11 Euro. 'Die chinesische Telekommunikationsbranche bekommt das schwächere Wachstum im Heimatland zu spüren', begründet Vorhauser. Ebenso verlangsame sich der Zuwachs in der Sparte 2G und bei den Festnetzanschlüssen. 'Stärkeres Wachstum hat es nur im Bereich Breitband gegeben.' Auf einen Nachfrageschub zielen die nun angekündigten Konjunkturprogramme der chinesischen Regierung. 'Mit vorgezogenen Infrastrukturmaßnahmen soll die Wirtschaft unterstützt werden.'
Logica-Aktie profitiert von Übernahmeplänen
Die Absichten der CGI Group (WKN 912483), Logica (WKN 868387) zu übernehmen, stoßen bei Anlegern offenbar auf Gegenliebe. Die Aktie des britischen IT-Dienstleisters hat am heutigen Donnerstag über 60 Prozent zugelegt. Den Logica-Anteilseignern bieten die Kanadier mit 105 Pence pro Aktie einen Aufschlag von 67 Prozent zur Notierung vor der Übernahme-Ankündigung. 'Rund 1,7 Milliarden Pfund in bar lässt CGI sich demnach die Akquisition kosten', berichtet Stadler.
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© 31. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)