FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. September 2012. Dass die EZB und - voraussichtlich - die US-Notenbank die Geldschleusen immer weiter öffnen, schürt Inflationsängste und lässt Anleger in Scharen zu Gold greifen.
Die im Juli begonnene Erholung zahlreicher Rohstoffe hat sich auch in den vergangenen zwei Wochen fortgesetzt. Wichtige Rohstoffindizes wie der Thomson Reuters/Jefferies CRB nähern sich wieder ihren Niveaus vor dem großen Einbruch im Frühling.
'Grund dafür waren sowohl der erwartete Ausgang der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag als auch die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktzahlen', erklärt Ole Hansen von der Saxo Bank den Aufwärtstrend der vergangenen Woche. Obwohl letztere schlechter als vermutet ausgefallen seien, hätten sie den Markt beflügelt. 'Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten für die Märkte: Sie erhöhen die Erwartungen, dass am Donnerstag bei der Sitzung des US Federal Open Market Committee weitere Stimulierungsmaßnahmen angekündigt werden.'
Schreckgespenst Inflation
Der Goldpreis klettert jedenfalls immer weiter nach oben und notiert mittlerweile mit 1.742 US-Dollar je Feinunze auf dem höchsten Stand seit Ende Februar, in Euro ist das Allzeithoch nicht mehr weit entfernt. 'Nach der Ankündigung des EZB-Rats standen Goldprodukte bei Anlegern erneut hoch im Kurs', erklärt Bernhard Wenger von ETF Securities. Die Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts zum Rettungsfonds ESM am heutigen Mittwoch stützt die Preise abermals.
Laut Bernardus Roelofs von Flow Traders positionieren sich Investoren etwa im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G). Daneben stehen auch Xetra Gold (WKN A0S9GB), der währungsgesicherte db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), der db Physical Gold (WKN A1E0HR) und der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) auf den Einkaufslisten.
Daniel Briesemann von der Commerzbank erwartet, dass der Preisauftrieb beim Gold noch weitergehen wird. 'Die Rohstoffmärkte sind im Moment stark politisch getrieben. Und die Ankündigungen der EZB sowie die erwarteten Maßnahmen der Fed sorgen für Angst vor Inflation und einer Abwertung der wichtigsten Weltwährungen.' Das führe zu einer Flucht in Gold. Für Ende des Jahres sieht die Bank den Goldpreis bei 1.900 US-Dollar, im ersten Quartal 2013 werde voraussichtlich sogar das Rekordhoch von 1.920 US-Dollar aus dem September 2011 geknackt werden.
Bei Silber bald Schwung heraus?
Der Silberpreis hat sich ebenfalls zuletzt im Eiltempo gen Norden bewegt: Für einen Feinunze müssen heute fast 34 US-Dollar gezahlt werden, Anfang August waren es nur 27 US-Dollar. 'Im Silber wird sich die Dynamik aber nicht in gleicher Weise fortsetzen', warnt Briesemann, der Anstieg sei auch spekulativ getrieben. Für das vierte Quartal prognostiziert die Bank einen Silberpreis von 35 US-Dollar. ETC-Anleger sehen das offenbar ähnlich, hier überwogen Roelofs zufolge die Abgaben, etwa im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F).
Rekordzuflüsse in Platin-ETCs
Stark angestiegen sind auch die Notierungen für Platin, Auslöser sind abermals Unruhen in südafrikanischen Minen. 'Südafrika steht immerhin für 75 Prozent der weltweiten Platinproduktion', erklärt Briesemann. Zuletzt hätten sich die Streiks sogar noch auf andere Minen ausweitet. 'Der für dieses Jahr erwartete Angebotsüberschuss auf dem Platinmarkt dürfte geringer werden oder sogar ganz ausfallen.' Laut ETF Securities verzeichnete der ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) in der vergangenen Woche Rekordzuflüsse von 39 Millionen US-Dollar.
Starker Preiszuwachs bei Kupfer
Einen auffälligen Sprung nach oben machte unterdessen der Kupferpreis. 7.592 US-Dollar je Tonne wurden Ende August bezahlt, heute sind es 8.152 US-Dollar. Wie die Saxo Bank erklärt, lag das einerseits an Hoffnungen auf eine konjunkturbedingt anziehende Nachfrage, andererseits an niedrigeren Lagerbeständen. 'Auf diese Art von Nachrichten hatte die Branche gewartet, spekulative Investoren hatten alle Hände voll zu tun, ihre seit Mai hohen Short-Positionen wieder abzubauen.' Der ETFS Copper (WKN A0KRJU) verzeichnete hohe Zuflüsse und gehörte an der Börse Frankfurt in den vergangenen zwei Wochen - das ist ungewöhnlich - sogar zu den zehn umsatzstärksten ETCs. Flow Traders zufolge nehmen aber auch einige Anleger Gewinne mit und trennen sich von ihren Positionen.
Für Kupfer rechnet die Commerzbank mit weiterhin steigenden Preisen. 'Die Nachfrage ist bislang relativ robust', erläutert Briesemann, durch das jüngst von der chinesischen Regierung angekündigte Infrastrukturprogramm werde der Bedarf voraussichtlich nochmals steigen. Auf der Angebotsseite gebe es zudem 'massive Schwierigkeiten'.
Öl: Höhenflug vorbei
Nicht mehr groß vom Fleck kam zuletzt der Ölpreis, der rasante Anstieg der Sommermonate fand ein Ende. Heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 115 US-Dollar und damit in etwa so viel wie Mitte August. Im ETC-Handel überwogen die Abgaben in Brent-Produkten (WKN A0KRKM, A1N49P), Roelofs meldet auch Abflüsse aus WTI- (WKN A0KRJX) sowie breiter aufgestellten Energie-ETCs wie dem ETFS Energy DJ-UBSCI (WKN A0KRKD).
Möchten Sie den Rohstoff-Marktbericht 14-tägig an Ihre E-Mail geschickt bekommen, dann melden Sie sich kostenlos an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 12. September 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die im Juli begonnene Erholung zahlreicher Rohstoffe hat sich auch in den vergangenen zwei Wochen fortgesetzt. Wichtige Rohstoffindizes wie der Thomson Reuters/Jefferies CRB nähern sich wieder ihren Niveaus vor dem großen Einbruch im Frühling.
'Grund dafür waren sowohl der erwartete Ausgang der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag als auch die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktzahlen', erklärt Ole Hansen von der Saxo Bank den Aufwärtstrend der vergangenen Woche. Obwohl letztere schlechter als vermutet ausgefallen seien, hätten sie den Markt beflügelt. 'Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten für die Märkte: Sie erhöhen die Erwartungen, dass am Donnerstag bei der Sitzung des US Federal Open Market Committee weitere Stimulierungsmaßnahmen angekündigt werden.'
Schreckgespenst Inflation
Der Goldpreis klettert jedenfalls immer weiter nach oben und notiert mittlerweile mit 1.742 US-Dollar je Feinunze auf dem höchsten Stand seit Ende Februar, in Euro ist das Allzeithoch nicht mehr weit entfernt. 'Nach der Ankündigung des EZB-Rats standen Goldprodukte bei Anlegern erneut hoch im Kurs', erklärt Bernhard Wenger von ETF Securities. Die Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts zum Rettungsfonds ESM am heutigen Mittwoch stützt die Preise abermals.
Laut Bernardus Roelofs von Flow Traders positionieren sich Investoren etwa im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G). Daneben stehen auch Xetra Gold (WKN A0S9GB), der währungsgesicherte db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), der db Physical Gold (WKN A1E0HR) und der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) auf den Einkaufslisten.
Daniel Briesemann von der Commerzbank erwartet, dass der Preisauftrieb beim Gold noch weitergehen wird. 'Die Rohstoffmärkte sind im Moment stark politisch getrieben. Und die Ankündigungen der EZB sowie die erwarteten Maßnahmen der Fed sorgen für Angst vor Inflation und einer Abwertung der wichtigsten Weltwährungen.' Das führe zu einer Flucht in Gold. Für Ende des Jahres sieht die Bank den Goldpreis bei 1.900 US-Dollar, im ersten Quartal 2013 werde voraussichtlich sogar das Rekordhoch von 1.920 US-Dollar aus dem September 2011 geknackt werden.
Bei Silber bald Schwung heraus?
Der Silberpreis hat sich ebenfalls zuletzt im Eiltempo gen Norden bewegt: Für einen Feinunze müssen heute fast 34 US-Dollar gezahlt werden, Anfang August waren es nur 27 US-Dollar. 'Im Silber wird sich die Dynamik aber nicht in gleicher Weise fortsetzen', warnt Briesemann, der Anstieg sei auch spekulativ getrieben. Für das vierte Quartal prognostiziert die Bank einen Silberpreis von 35 US-Dollar. ETC-Anleger sehen das offenbar ähnlich, hier überwogen Roelofs zufolge die Abgaben, etwa im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F).
Rekordzuflüsse in Platin-ETCs
Stark angestiegen sind auch die Notierungen für Platin, Auslöser sind abermals Unruhen in südafrikanischen Minen. 'Südafrika steht immerhin für 75 Prozent der weltweiten Platinproduktion', erklärt Briesemann. Zuletzt hätten sich die Streiks sogar noch auf andere Minen ausweitet. 'Der für dieses Jahr erwartete Angebotsüberschuss auf dem Platinmarkt dürfte geringer werden oder sogar ganz ausfallen.' Laut ETF Securities verzeichnete der ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) in der vergangenen Woche Rekordzuflüsse von 39 Millionen US-Dollar.
Starker Preiszuwachs bei Kupfer
Einen auffälligen Sprung nach oben machte unterdessen der Kupferpreis. 7.592 US-Dollar je Tonne wurden Ende August bezahlt, heute sind es 8.152 US-Dollar. Wie die Saxo Bank erklärt, lag das einerseits an Hoffnungen auf eine konjunkturbedingt anziehende Nachfrage, andererseits an niedrigeren Lagerbeständen. 'Auf diese Art von Nachrichten hatte die Branche gewartet, spekulative Investoren hatten alle Hände voll zu tun, ihre seit Mai hohen Short-Positionen wieder abzubauen.' Der ETFS Copper (WKN A0KRJU) verzeichnete hohe Zuflüsse und gehörte an der Börse Frankfurt in den vergangenen zwei Wochen - das ist ungewöhnlich - sogar zu den zehn umsatzstärksten ETCs. Flow Traders zufolge nehmen aber auch einige Anleger Gewinne mit und trennen sich von ihren Positionen.
Für Kupfer rechnet die Commerzbank mit weiterhin steigenden Preisen. 'Die Nachfrage ist bislang relativ robust', erläutert Briesemann, durch das jüngst von der chinesischen Regierung angekündigte Infrastrukturprogramm werde der Bedarf voraussichtlich nochmals steigen. Auf der Angebotsseite gebe es zudem 'massive Schwierigkeiten'.
Öl: Höhenflug vorbei
Nicht mehr groß vom Fleck kam zuletzt der Ölpreis, der rasante Anstieg der Sommermonate fand ein Ende. Heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 115 US-Dollar und damit in etwa so viel wie Mitte August. Im ETC-Handel überwogen die Abgaben in Brent-Produkten (WKN A0KRKM, A1N49P), Roelofs meldet auch Abflüsse aus WTI- (WKN A0KRJX) sowie breiter aufgestellten Energie-ETCs wie dem ETFS Energy DJ-UBSCI (WKN A0KRKD).
Möchten Sie den Rohstoff-Marktbericht 14-tägig an Ihre E-Mail geschickt bekommen, dann melden Sie sich kostenlos an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 12. September 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)