FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. März. Fast 5 Prozent hat der DAX seit Monatsanfang abgegeben, die Lage in der Ukraine drückt auf die Stimmung. Auch Charttechniker sind skeptischer geworden.
Der März hat Deutschland zwar bestes Frühlingswetter gebracht, an der Börse sieht es derzeit aber eher nach Unwetter oder zumindest Unbeständigkeit aus. Seit Monatsanfang hat der DAX rund 500 Punkte eingebüßt auf aktuell 9.172 Zähler - vor allem aufgrund des schwelenden Krim-Konflikts.
Laut Christoph Geyer von der Commerzbank zeigt das übergeordnete Bild zwar weiterhin einen Seitwärtstrend an, dessen untere Begrenzung bei etwa 9.000 Punkten verlaufe. 'Dieser Bereich sollte aber nicht unterschritten werden, da sonst der aktuelle Aufwärtstrend nach der Dow-Theorie beendet wäre.'
Die Dow-Theorie wird als Ursprung der Charttechnik gewertet. Anfang des 20. Jahrhunderts hat der US-Amerikaner einige Grundsätze zur Kursentwicklung formuliert, z.B. dass ein Trend solange fortbesteht, bis es definitive Signale gibt, dass er sich umgekehrt hat.
Weiter Kaufsignale
'Die Krise zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel Krim hängt weiterhin als Damoklesschwert über den Finanzmärkten', kommentiert Christian Henke von IG Markets. 'Der DAX ist angeschlagen, k.o. ist der deutsche Leitindex jedoch nicht.' Er bewegt sich dem Charttechniker zufolge momentan auf allen Zeitebenen in einer Seitwärtsbewegung: Nach oben versperrten die Ende Januar markierten Höchststände bei 9.792/9.795 Punkten den Weg, nach unten sichere die Unterstützung bei 8.952/8.982 ab. 'Innerhalb dieser Preisspanne ist im Tageschart bei 9.027/9.070 eine weitere solide Unterstützung auszumachen, die in jüngster Vergangenheit mehrmals getestet wurde.'
Trotz der derzeitigen Abwärtsbewegung halte sich der DAX weiterhin in einem mittelfristigen Aufwärtstrendkanal auf, dessen Unterseite bei aktuell 9.170 Punkten verlaufe. Diese Trendlinie werde durch den steigenden gewichteten 40-Wochen-Durchschnitt bei ebenfalls 9.170 Punkten verstärkt. 'In jüngster Vergangenheit hatte sich die Glättungslinie bereits mehrmals als zuverlässige Unterstützung herausgestellt', erklärt Henke. Letztmalig sei die Durchschnittslinie Anfang Februar mit Erfolg getestet worden. Indikatoren wie MACD, Momentum, RSI und William's Prozent Range signalisierten darüber hinaus auf Monatsbasis weiterhin intakte Kaufsignale. 'Somit ist die allgemeine Markttendenz unverändert positiv.'
Indikatoren mahnen
Für Christian Schmidt von der Helaba hat sich das Chartbild des DAX in den vergangenen Tagen weiter eingetrübt. Zunächst sei im Bereich von 9.487 Zählern eine negative Fortsetzungsformation abgeschlossen worden. Im weiteren Verlauf sei der Rutsch unter die für den mittelfristigen Trend bedeutsame 55-Tage-Linie ebenso wie der Bruch des 61,8 Prozent-Retracements bei 9.350 Punkten durch mehrfach ausgebildete Schlusskurse darunter bestätigt worden. 'Weitere trendfolgende Indikatoren weisen Short-Signale auf, so dass mit anhaltenden Kursverlusten in nächster Zeit zu rechnen ist', meint der Charttechniker. Erste Kurszielmarken ließen sich bei 9.071 und 9.010 Punkten definieren.
Zur Beurteilung der Gesamtsituation sei auch ein Blick auf Einzelwerte hilfreich: 'So notieren bereits acht DAX-Aktien unter der 200-Tage-Linie, drei weitere sind weniger als zwei Prozent von dieser entfernt. 18 Werte sind schon unter den Durchschnitt der letzten 60 Tage abgerutscht.' Ein Strukturbruch im Sinne eines mittelfristigen Trendwechsels sei somit auch unter diesem Aspekt sehr wahrscheinlich. 'Aktuell fehlen lediglich wenige Bestätigungssignale, um die Prognosegüte weiter zu verbessern.'
Hürden versperren Weg nach oben
Auch Dirk Oppermann von der DZ Bank verweist auf eine Reihe charttechnischer Widerstände für den DAX: 'Die erste wesentliche Zone stellt der Bereich um 9.400 Punkte dar, insbesondere das 38,2 Prozent-Fibonacci Retracement der kurzfristigen Abwärtsbewegung um 9.405 Punkte.' Jede Erholung, die unterhalb dieses Bereichs verbleibe, bestätige einen intakten Abwärtstrend und lasse im weiteren Verlauf einen fortgesetzten Impuls bis zum letzten Reaktionstief von Anfang Februar um 9.070 Punkte erwarten.
Privatanleger reagieren verschnupft
Die Stimmung der institutionellen Anleger hat sich trotz Kursrücksetzer kaum verändert, private Investoren sind hingegen pessimistischer geworden, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt. Der Bull/Bear-Index für die Profis sinkt leicht von 55 auf 54,4 Punkte. Sowohl das Bullen- als auch das Bärenlager haben ein bisschen Zulauf von neutraler Seite bekommen. Insgesamt gehen nun 42 Prozent von steigenden und 34 Prozent von fallen Kursen aus. Der Bull/Bear-Index der Privatanleger sinkt allerdings abermals deutlich, und zwar von 61,6 auf 55,8 Punkte. Hier sind noch 51 Prozent long positioniert.
Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
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© 12. März 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)