FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. April 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Zick-Zack-Kurs des DAX setzt sich fort: Nach einigen von Kursverlusten geprägten Tagen in der Vorwoche geht es in dieser Woche wieder nach oben, am Mittwochmittag notiert der deutsche Leitindex bei 9.576 Punkten. Mit dem anstehenden 1. Mai wird wieder - wie jedes Jahr - die Frage diskutiert: Stimmt die Börsenweisheit "Sell in May and go away"?
Für Christian Schmidt von der Helaba hängt die Beantwortung der Frage entscheidend davon ab, ob die Unterstützungszone zwischen 9.430 und 9.380 Zählern auf absehbare Zeit verteidigt werden kann. "Denn dort treffen eine ganze Reihe von Analysetools wie die 55-Tage-Linie, die 100-Tage-Linie sowie ein weiterer Trenddurchschnitt aufeinander."
Widersprüchlicher stelle sich die Situation bei den Indikatoren dar. "Während auf der einen Seite das Trendratio positiv zu beurteilen ist, befindet sich auf der anderen Seite der Directional Movement Index, der DMI, noch immer geringfügig im Short-Modus." Zu bemängeln sei auch die Bewegungsdynamik auf Basis des Average directional index indicator ADX. Sein Fazit: "Ein insgesamt positiver Unterton ist vorhanden, der DAX steht aber noch immer auf wackeligen Beinen." Spätestens mit einem nachhaltigen Rutsch unter die Unterstützungszone werde sich das Bild nachhaltig eintrüben.
Chancen auf neue Rekordhochs
Laut Jana Meier von HSBC Trinkaus rückt durch die jüngsten Kursavancen die obere Begrenzung der Handelsspanne aus den vergangenen Tagen wieder in den Fokus. "Gemeint ist die Kombination aus dem Korrekturtrend seit 21. Januar bei aktuell 9.600 Punkten und den letzten Verlaufshochs bei 9.603/45 Punkten." Gelinge dem DAX der Sprung über diese Hürden, sei die Atempause seit Januar beendet und das Aktienbarometer werde über horizontale Zwischenetappen bei 9.721/22 Punkten ein neues Rekordhoch jenseits der Marke von 9.794 Punkten anpeilen. Auf einen erfolgreichen Befreiungsschlag lasse dabei der MACD hoffen, der jüngst auf seiner Signallinie aufgesetzt habe, aber sofort wieder nach Norden abdreht sei. "Das auf diese Weise entstehende bearish failure begünstigt weitere Kursavancen", erläutert die Analystin.
Da aber auch die unteren Leitplanken aus den Glättungslinien der letzten 90 und 38 Tage bei aktuell 9.451/04 Punkten sowie dem Aufwärtstrend seit Herbst 2011 bei aktuell 9.444 nicht völlig außer Reichweite lägen, seien Anleger derzeit nicht vollkommen sorgenfrei. "Schließlich impliziert ein Bruch der angeführten Bastion ein Wiedersehen mit dem Tief von Mitte April bei 9.167 Punkten." Eindeutig im Vorteil seien die Bullen derweil auf europäischer Ebene, konkret beim Stoxx Europe 50.
Ausbruch aus Seitwärtsrange politisch bestimmt
Charttechniker Christoph Geyer von der Commerzbank weist darauf hin, dass der DAX ein Spiegelbild der Krise ist. "So ist es nicht verwunderlich, dass der Index seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts jede belastende und jede entspannende Aussage sofort umsetzt." Das Bild, das daraus entstehe, sei eine Seitwärtsrange, die erst aufgelöst werden könne, wenn die Lage aufgelöst werde. "Für einen Ausbruch nach oben könnte ein deeskalierendes Gespräch zwischen den derzeit verhärteten Fronten möglicherweise ausreichen." Bei einer Eskalation und damit einer kriegerische Auseinandersetzung werde der DAX die Seitwärtsrange nach unten verlassen.
Für Dirk Oppermann von der DZ Bank ergibt sich im Rahmen des aktuellen Seitwärtstrends mit der Verteidigung der Unterstützung um 9.400 Punkte die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der DAX bis in den Bereich der letzten wichtigen Hochpunkte von Ende Februar und Anfang April bei 9.720 Punkten vorstoßen werde. Von einem insgesamt positiven Trendmarkt könne aber nicht die Rede sein. "Die Erwartungshaltung in Richtung neuer Allzeithochs über 9.795 Punkten beim DAX erscheint aktuell nicht gerechtfertigt."
Börse Frankfurt Sentiment-Index: Stillstand
Das DAX-Niveau und Erwartungen der Marktteilnehmer verharren auf dem Stand der Vorwoche, nämlich bei +6 Punkten seitens der institutionellen Investoren und +2 Punkte seitens der Privaten. An der Nulllinie verläuft die Grenze zwischen Optimismus und Pessimismus im Markt. Eine Interpretation der Ergebnisse bietet Joachim Goldberg ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 30. April 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)