FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. Februar 2013. Nach einer kurzen Verschnaufpause könnte der Euro wieder moderate Fahrt aufzunehmen - z.B. zum Schweizer Franken, zum Yen und zum US-Dollar.
Die Debatte um eine Abwärtsspirale der Wechselkurse halten viele Währungsanalysten für übertrieben. 'Es gibt keine Anzeichen für einen Währungskrieg', meint beispielsweise Mario Jung. Die Abwertung des japanischen Yen hält der Devisenanalyst der DekaBank zu einem gewissen Teil für fundamental gerechtfertigt. 'Japan hat große strukturelle Probleme im eigenen Land und leidet unter schwachem Wachstum.' Zudem habe der japanische Yen in den vergangenen Jahren als sicherer Hafen gegolten und sei deswegen hoch bewertet gewesen.
Mit der Klarstellung der führenden Industrienationen G7, ihre Geld- und Fiskalpolitik weiterhin an der Binnenwirtschaft zu orientieren und die Wechselkurse vom Markt bestimmen zu lassen, sei dem französischen Wunsch nach einem künstlich herbeigeführten billigeren Euro eine Absage erteilt worden. Dem Euro hat die Erklärung auf die Sprünge geholfen, die Gemeinschaftwährung notiert am Morgen über 1,34 gegenüber dem US-Dollar. 'Man darf gespannt sein, wie mit diesem Thema im Rahmen des am kommenden Freitag beginnenden G20-Treffens umgegangen wird,' schätzt Jung.
Yen: Spielraum nach unten begrenzt
Trotz beschlossenem unbegrenzten Anleihen-Kaufprogramm ab dem Jahr 2014 wird die Abwertung des Yen gegenüber dem Euro nach Meinung von Jung wenn überhaupt nur in maßvollem Tempo fortgesetzt. Gegenüber dem US-Dollar erwartet die DekaBank allerdings eine stärkere Bewegung bis in den Bereich um 100 Yen innerhalb von sechs und 103 Yen innerhalb von zwölf Monaten. 'Die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft sehen wir günstiger im Vergleich zu anderen Industrieländern, auch gegenüber Japan. Und die Geldpolitik der Japaner wird im Jahresverlauf noch expansiver ausgerichtet sein als ohnehin schon', begründet Jung.
Auch wenn das bestehende Anleihen-Kaufvolumen der Bank of Japan weiter aufgestockt würde, zweifelt die Helaba daran, ob die derzeitige Yen-Schwäche überhaupt gerechtfertigt ist. 'Immerhin bleibt die Geldpolitik in den USA und Europa ebenfalls expansiv.' Viel Spielraum nach oben für die japanische Währung sieht die Helaba trotz aus ihrer Sicht stark überverkauftem Yen dennoch nicht. 'Die hohen Erwartungen an die Bank of Japan dürften eine deutliche Erholung verhindern.'
Euro behauptet sich gegenüber US-Dollar
In Verhältnis zum US-Dollar bescheinigt die Helaba dem Euro nach einer politisch bedingten Atempause weiteres Aufwärtspotenzial. 'Während die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank sinkt, weitet die US-Notenbank ihre Geldpolitik weiter aus.'.
Hingegen sieht Jung beim gegenwärtigen Niveau der Gemeinschaftswährung mehr oder weniger das Ende der Fahnenstange für den Euro erreicht und rechnet auf Zwölfmonatssicht mit Kursen um die 1,26 US-Dollar. 'Ganz lautlos werden die notwendigen Anpassungen im Euroraum nicht vonstattengehen, so dass das Thema Schuldenkrise immer mal wieder hochkochen und die Gemeinschaftswährung belasten wird.' Auch seien die konjunkturellen Perspektiven für die USA günstiger als für den Euroraum.
Franken in Bewegung
In die Beziehung Euro und Schweizer Franken ist Dynamik zurückgekehrt und hat den Franken verbilligt. Nach zwischenzeitlich 1,25 hält sich der Euro bei einem Stand von 1,23 Franken von der Interventionsschwelle weiterhin fern. 'Die Erholung des Euro gegenüber dem Franken ist keine Einbahnstraße und wird immer mal wieder Rückschläge verkraften müssen', meint Jung, der eine Stabilisierung der Gemeinschaftswährung um den aktuellen Kurs von 1,23 Franken in den kommenden Monaten erwartet. 'Der Franken ist nach wie vor überbewertet', urteilt die Helaba, begrenzt aber das Kurspotenzial für 2013 auf 1,25 bis 1,30 Franken.
Norwegische Krone: langfristig fester
Gegenüber der Norwegischen Krone hat der Euro in den vergangenen Monaten nur leicht Boden gut gemacht. Gestiegene Rohölpreise und eine erstarkte norwegische Wirtschaft aufgrund einer sich bessernden Weltkonjunktur macht die Helaba als Hauptgründe aus und erwartet im Jahresverlauf wieder eine festere Krone. Das gleiche gelte für die Schwedische Krone, die zu den Gewinnern der vergangenen Monate gehöre. 'Konjunkturell scheint Schweden seine Schwächephase zu überwinden.' Aufgrund der niedrigen schwedischen Inflation komme zudem eine weitere Leizinssenkung in Frage. Die Helaba geht auf mittlere Sicht von einer stärkeren Nordwährung aus.
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© 13. Februar 2013/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die Debatte um eine Abwärtsspirale der Wechselkurse halten viele Währungsanalysten für übertrieben. 'Es gibt keine Anzeichen für einen Währungskrieg', meint beispielsweise Mario Jung. Die Abwertung des japanischen Yen hält der Devisenanalyst der DekaBank zu einem gewissen Teil für fundamental gerechtfertigt. 'Japan hat große strukturelle Probleme im eigenen Land und leidet unter schwachem Wachstum.' Zudem habe der japanische Yen in den vergangenen Jahren als sicherer Hafen gegolten und sei deswegen hoch bewertet gewesen.
Mit der Klarstellung der führenden Industrienationen G7, ihre Geld- und Fiskalpolitik weiterhin an der Binnenwirtschaft zu orientieren und die Wechselkurse vom Markt bestimmen zu lassen, sei dem französischen Wunsch nach einem künstlich herbeigeführten billigeren Euro eine Absage erteilt worden. Dem Euro hat die Erklärung auf die Sprünge geholfen, die Gemeinschaftwährung notiert am Morgen über 1,34 gegenüber dem US-Dollar. 'Man darf gespannt sein, wie mit diesem Thema im Rahmen des am kommenden Freitag beginnenden G20-Treffens umgegangen wird,' schätzt Jung.
Yen: Spielraum nach unten begrenzt
Trotz beschlossenem unbegrenzten Anleihen-Kaufprogramm ab dem Jahr 2014 wird die Abwertung des Yen gegenüber dem Euro nach Meinung von Jung wenn überhaupt nur in maßvollem Tempo fortgesetzt. Gegenüber dem US-Dollar erwartet die DekaBank allerdings eine stärkere Bewegung bis in den Bereich um 100 Yen innerhalb von sechs und 103 Yen innerhalb von zwölf Monaten. 'Die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft sehen wir günstiger im Vergleich zu anderen Industrieländern, auch gegenüber Japan. Und die Geldpolitik der Japaner wird im Jahresverlauf noch expansiver ausgerichtet sein als ohnehin schon', begründet Jung.
Auch wenn das bestehende Anleihen-Kaufvolumen der Bank of Japan weiter aufgestockt würde, zweifelt die Helaba daran, ob die derzeitige Yen-Schwäche überhaupt gerechtfertigt ist. 'Immerhin bleibt die Geldpolitik in den USA und Europa ebenfalls expansiv.' Viel Spielraum nach oben für die japanische Währung sieht die Helaba trotz aus ihrer Sicht stark überverkauftem Yen dennoch nicht. 'Die hohen Erwartungen an die Bank of Japan dürften eine deutliche Erholung verhindern.'
Euro behauptet sich gegenüber US-Dollar
In Verhältnis zum US-Dollar bescheinigt die Helaba dem Euro nach einer politisch bedingten Atempause weiteres Aufwärtspotenzial. 'Während die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank sinkt, weitet die US-Notenbank ihre Geldpolitik weiter aus.'.
Hingegen sieht Jung beim gegenwärtigen Niveau der Gemeinschaftswährung mehr oder weniger das Ende der Fahnenstange für den Euro erreicht und rechnet auf Zwölfmonatssicht mit Kursen um die 1,26 US-Dollar. 'Ganz lautlos werden die notwendigen Anpassungen im Euroraum nicht vonstattengehen, so dass das Thema Schuldenkrise immer mal wieder hochkochen und die Gemeinschaftswährung belasten wird.' Auch seien die konjunkturellen Perspektiven für die USA günstiger als für den Euroraum.
Franken in Bewegung
In die Beziehung Euro und Schweizer Franken ist Dynamik zurückgekehrt und hat den Franken verbilligt. Nach zwischenzeitlich 1,25 hält sich der Euro bei einem Stand von 1,23 Franken von der Interventionsschwelle weiterhin fern. 'Die Erholung des Euro gegenüber dem Franken ist keine Einbahnstraße und wird immer mal wieder Rückschläge verkraften müssen', meint Jung, der eine Stabilisierung der Gemeinschaftswährung um den aktuellen Kurs von 1,23 Franken in den kommenden Monaten erwartet. 'Der Franken ist nach wie vor überbewertet', urteilt die Helaba, begrenzt aber das Kurspotenzial für 2013 auf 1,25 bis 1,30 Franken.
Norwegische Krone: langfristig fester
Gegenüber der Norwegischen Krone hat der Euro in den vergangenen Monaten nur leicht Boden gut gemacht. Gestiegene Rohölpreise und eine erstarkte norwegische Wirtschaft aufgrund einer sich bessernden Weltkonjunktur macht die Helaba als Hauptgründe aus und erwartet im Jahresverlauf wieder eine festere Krone. Das gleiche gelte für die Schwedische Krone, die zu den Gewinnern der vergangenen Monate gehöre. 'Konjunkturell scheint Schweden seine Schwächephase zu überwinden.' Aufgrund der niedrigen schwedischen Inflation komme zudem eine weitere Leizinssenkung in Frage. Die Helaba geht auf mittlere Sicht von einer stärkeren Nordwährung aus.
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© 13. Februar 2013/Iris Merker
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