FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach der sehr schwachen Vorwoche stehen die kommenden Tage ganz im Zeichen der am Donnerstag anstehenden neuesten US-Inflationszahlen. Sie sollen Aufschluss über die weitere Leitzinsentwicklung geben.
7. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur Fitch und der damit einhergehende kräftige Renditeanstieg hat den Aktienmärkten zugesetzt: "An den Finanzmärkten ist es ungemütlicher geworden", schildert Claudia Windt von der Helaba die Lage. Das hänge allerdings nicht nur mit der Fitch-Herabstufung zusammen. "Die Unsicherheit um das Ende der Zinserhöhungszyklen und deren konjunkturellen Auswirkungen hält an." Nach Einschätzung der Bank kommt es für steigende Notierungen am Aktienmarkt nun darauf an, dass die Notenbanken ihren Straffungszyklus beendeten und die konjunkturellen Frühindikatoren wieder nach oben drehten.
US-Arbeitsmarktdaten: Mal so, mal so interpretiert
Die wichtigen US-Arbeitsmarktdaten hatten am Freitag erst zu Kursgewinnen, dann zu Verlusten geführt. "Je nach Gusto konnten Analysten und Händler herauslesen, was sie gerne hören wollten", bemerkt die Deutsche Bank (ETR:DBKGn). Die einen werteten sie als Signal für ein Ende des Zinserhöhungszyklus, die anderen dafür, dass sich die Fed auch weiterhin alle Türen offenhalte. Letztlich gingen S&P 500, Dow Jones und auch der Nasdaq am Freitag mit Verlusten aus dem Handel. Der DAX beendete die Woche mit 15.952 Punkte, am Montagmorgen sind es 15.926 Punkte.
Deutschland: Abhängigkeit vom "kraftlosen" China
Konjunkturdaten stehen diese Woche nur wenige an, Höhepunkt sind die neuesten US-Inflationszahlen am Donnerstag. Unterdessen nimmt die DAX-Gewinnsaison nochmals Fahrt auf. 15 der 40 DAX-Unternehmen legen ihre Bücher offen, unter anderem Allianz (ETR:ALVG), Deutsche Telekom (ETR:DTEGn), Henkel (ETR:HNKG_p), Münchener Rück (ETR:MUVGn), Rheinmetall (ETR:RHMG), RWE (ETR:RWEG) und Siemens (ETR:SIEGn).
Nach Einschätzung von Thorsten Weinelt von der Commerzbank (ETR:CBKG) werden moderate US-Inflationszahlen die Aktienmärkte diese Woche wohl unterstützen. Dagegen würden anhaltend schwache Export- und Importzahlen aus China die Märkte belasten. "Insbesondere der deutsche Aktienmarkt hat in den vergangenen Jahren regelmäßig davon profitiert, wenn in China die Notenbank und die Regierung expansive Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur angestoßen haben", erklärt Weinelt. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Krise am chinesischen Immobilienmarkt werde sich die chinesische Wirtschaft 2023 aber wohl weiterhin recht kraftlos entwickeln.
"Veredlung" gescheitert
Das Chartbild ist nicht eindeutig. "Der DAX ist auf dem neuen Rekordniveau mit Ansage gescheitert", bemerkt der technische Analyst Christoph Geyer. Die Verkaufssignale bei den Indikatoren seien erdrückend gewesen. "Auch die Marktbreite hat gefehlt, weshalb eine Veredelung nicht möglich war." Somit habe es zwar ein neues Top gegeben, dieses sei aber nicht nachhaltig gewesen. Zum Wochenschluss sei allerdings wieder etwas Hoffnung aufgekommen. "Auch wenn der zuvor generierte Abwärtstrend nur sehr kurz ist, könnten die beiden Intraday-Trendwenden nun eine Gegenbewegung einläuten", erklärt Geyer. Allerdings müssten dafür auch die US-Märkte einen freundlichen Wochenauftakt generieren.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 7. August
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Juni.
Dienstag, 8. August
China: Importzahlen Juli. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Importe mit minus 2 Prozent erneut unter Vorjahr liegen werden. Auch die Exporte würden weiter enttäuschen.
Donnerstag, 10. August
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Juli. Die Inflationsrate könnte sich wegen des jüngsten Ölpreisanstiegs von 3 auf 3,3 Prozent beschleunigt haben, meint die Deutsche Bank. Die Kerninflation verharre bei 4,8 Prozent.
Freitag, 11. August
8.00 Uhr. Großbritannien: BIP 2. Quartal. Nach Einschätzung der DekaBank stagnierte das BIP gegenüber dem Vorquartal. Insgesamt habe die britische Wirtschaft trotz des rasanten Inflations- und Zinsanstiegs in den letzten fünf Quartalen aber eine Rezession vermieden.
von: Anna-Maria Borse, 7. August 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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