FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. Mai 2012. Welchen Pfad der DAX von hier aus nehmen wird, ist ungewiss, die Hürden für eine nachhaltige Trendwende sind technischen Analysten zufolge hoch.
Charttechniker bewerten die jüngste Stabilisierung im DAX oberhalb von 6.200 Zählern meist als erwartete technische Gegenreaktion. 'Nach dem deutlichen Abwärtssog von 1.000 Punkten war der deutsche Leitindex überverkauft', meint etwa Rocco Gräfe von godmode-trader. Sollten die DAX-Bären wieder Ernst machen, könne sich die mehrtägige mühsame Arbeit der Bullen innerhalb weniger Stunden wieder in Luft auflösen. Deshalb gebe es aus technischer Sicht noch keine Entwarnung.
Umkehrversuche missglückt
Auch den jüngsten Genesungsversuch im DAX erklärt Gregor Bauer zunächst für gescheitert. Bei einem Stand von 6.446 Punkten markierte das deutsche Aktienbarometer am 22. Mai diesen Jahres ein vorläufiges Hoch. 'Nach dem Zwischentief vom 18. Mai bei 6.229 Zählern erlitten alle Erholungsversuche im Bereich um 6.440 Zähler Schiffbruch', erklärt der unabhängige technische Analyst. 'Auf diesem Niveau kam jeweils starker Verkaufsdruck auf.' Dadurch ausgelöste Korrekturbewegungen hätten allerdings jeweils auf höherem Niveau auf Kaufbereitschaft getroffen, was Bauer als positiv wertet.
Als abgeschlossen betrachte er die Bodenbildung, wenn der deutsche Leitindex über seine Widerstandsmarke um etwa 6.500 Punkte nach oben ausbricht. 'Das wäre ein erster Hinweis auf eine beginnende Trendumkehr.' Das Kursziel für den DAX liege dann zunächst bei etwa 6.850 Zähler.
Bricht das deutsche Aktienbarometer nach unten aus, unter seine zum steigenden Dreieck gehörende Unterstützungslinie bei aktuell etwa 6.300 Punkten, wäre dies nach Ansicht Bauers ein trendfolgendes bearishes Signal. Ein Abrutsch deutlich unter sein bisheriges Tief um 6.220 Punkte wäre ein starkes Verkaufssignal und deute auf das Scheitern einer Bodenbildung. In dem Fall finde der hiesige Bluechip-Index noch bei etwa 6.100 Punkten kurzfristige Unterstützung. 'Wird diese auch durchbrochen, rückt der Bereich um 5.650 Punkte ins Blickfeld.' Anlegern rät er, Käufe solange zurückstellen, bis ein abschließendes Umkehrsignal zu erkennen ist.
Der Widerstand ist hoch
Die Aktienmarktbären sind nach Auffassung von Jana Meier derzeit mit einer soliden Unterstützung konfrontiert. Dem DAX sei es zuletzt gelungen, sich knapp oberhalb der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.201 Punkten zu stabilisieren. Dennoch stehe eine positive Weichenstellung weiterhin aus.
'Für eine Rückkehr aufs Siegertreppchen muss das deutsche Aktienbarometer die massive horizontale Widerstandszone aus dem Erholungshoch von Ende Oktober 2011 und dem 'Fukushima-Tief' vom März 2011 bei 6.431 bzw. 6.483 Punkten zurückerobern', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Im Erfolgsfall winke zum einen der Abschluss eines kleinen Doppelboden, der mit einem Kurspotential von immerhin gut 200 Punkten kurzfristig für Rückenwind sorge. 'Entscheidender für die Perspektiven des DAX wäre aber die gleichzeitige Negierung der Mitte Mai abgeschlossenen ausgeprägten Schulter-Kopf-Schulter-Formation.' Die Nackenlinie dieser oberen Umkehr verlaufe derzeit bei 6.480 Zählern. 'Bis es auf der Oberseite zum entscheidenden Showdown kommt, befindet sich der DAX allerdings weiterhin in der Gefahrenzone.'
Deshalb sei es zu früh, die Unterseite aus den Augen zu verlieren. Scheitere die Verteidigung der 200-Tages-Glättungslinie, dominiere weiterhin das Abschlagsrisiko aus der genannten Toppformation. 'In diesem Fall muss unmittelbar ein Ausloten des rechnerischen Kursziels von rund 5.800 Punkten befürchtet werden.' Der Blick auf die technischen Indikatoren verdeutliche aber, dass die Bullen bereits mit den Hufen scharren. Auch der RSI zeige die eingangs angerissenen Stabilisierungstendenzen, während der trendfolgende MACD bereits einen Schritt weiter sei. 'Ebenso wie der Stochastik wartet er mit einem neuen Einstiegssignal auf, was Rückenwind verleihen sollte.'
Bessere Stimmung
Bei den 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren steigt indes der Optimismus. Nach zuvor 52,8 Punkten erreicht der Bull/Bear-Index für den DAX in dieser Woche 57,8 Punkte. Nachden in der vergangenen Woche sowohl die Bullen als auch die Bären in Scharen an die Seitenlinie gezogen waren, wechseln jetzt wieder 9 Prozent der Befragten aus dem neutralen Lager auf die Long-Seite.
Die Grundstimmung bei den Technologiewerten hebt sich mit einem Bull/Bear-Index von 55 Punkten wieder über die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. In der Vorwoche lag der Wert bei 59,3 Punkten. Insgesamt 3 Prozent der befragten Investoren wechseln von den Bären zu den Bullen, die mit 39 Prozent nun die stärkste Gruppe bilden, 2 Prozent verlassen den Markt.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 30. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Charttechniker bewerten die jüngste Stabilisierung im DAX oberhalb von 6.200 Zählern meist als erwartete technische Gegenreaktion. 'Nach dem deutlichen Abwärtssog von 1.000 Punkten war der deutsche Leitindex überverkauft', meint etwa Rocco Gräfe von godmode-trader. Sollten die DAX-Bären wieder Ernst machen, könne sich die mehrtägige mühsame Arbeit der Bullen innerhalb weniger Stunden wieder in Luft auflösen. Deshalb gebe es aus technischer Sicht noch keine Entwarnung.
Umkehrversuche missglückt
Auch den jüngsten Genesungsversuch im DAX erklärt Gregor Bauer zunächst für gescheitert. Bei einem Stand von 6.446 Punkten markierte das deutsche Aktienbarometer am 22. Mai diesen Jahres ein vorläufiges Hoch. 'Nach dem Zwischentief vom 18. Mai bei 6.229 Zählern erlitten alle Erholungsversuche im Bereich um 6.440 Zähler Schiffbruch', erklärt der unabhängige technische Analyst. 'Auf diesem Niveau kam jeweils starker Verkaufsdruck auf.' Dadurch ausgelöste Korrekturbewegungen hätten allerdings jeweils auf höherem Niveau auf Kaufbereitschaft getroffen, was Bauer als positiv wertet.
Als abgeschlossen betrachte er die Bodenbildung, wenn der deutsche Leitindex über seine Widerstandsmarke um etwa 6.500 Punkte nach oben ausbricht. 'Das wäre ein erster Hinweis auf eine beginnende Trendumkehr.' Das Kursziel für den DAX liege dann zunächst bei etwa 6.850 Zähler.
Bricht das deutsche Aktienbarometer nach unten aus, unter seine zum steigenden Dreieck gehörende Unterstützungslinie bei aktuell etwa 6.300 Punkten, wäre dies nach Ansicht Bauers ein trendfolgendes bearishes Signal. Ein Abrutsch deutlich unter sein bisheriges Tief um 6.220 Punkte wäre ein starkes Verkaufssignal und deute auf das Scheitern einer Bodenbildung. In dem Fall finde der hiesige Bluechip-Index noch bei etwa 6.100 Punkten kurzfristige Unterstützung. 'Wird diese auch durchbrochen, rückt der Bereich um 5.650 Punkte ins Blickfeld.' Anlegern rät er, Käufe solange zurückstellen, bis ein abschließendes Umkehrsignal zu erkennen ist.
Der Widerstand ist hoch
Die Aktienmarktbären sind nach Auffassung von Jana Meier derzeit mit einer soliden Unterstützung konfrontiert. Dem DAX sei es zuletzt gelungen, sich knapp oberhalb der 200-Tages-Linie bei aktuell 6.201 Punkten zu stabilisieren. Dennoch stehe eine positive Weichenstellung weiterhin aus.
'Für eine Rückkehr aufs Siegertreppchen muss das deutsche Aktienbarometer die massive horizontale Widerstandszone aus dem Erholungshoch von Ende Oktober 2011 und dem 'Fukushima-Tief' vom März 2011 bei 6.431 bzw. 6.483 Punkten zurückerobern', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Im Erfolgsfall winke zum einen der Abschluss eines kleinen Doppelboden, der mit einem Kurspotential von immerhin gut 200 Punkten kurzfristig für Rückenwind sorge. 'Entscheidender für die Perspektiven des DAX wäre aber die gleichzeitige Negierung der Mitte Mai abgeschlossenen ausgeprägten Schulter-Kopf-Schulter-Formation.' Die Nackenlinie dieser oberen Umkehr verlaufe derzeit bei 6.480 Zählern. 'Bis es auf der Oberseite zum entscheidenden Showdown kommt, befindet sich der DAX allerdings weiterhin in der Gefahrenzone.'
Deshalb sei es zu früh, die Unterseite aus den Augen zu verlieren. Scheitere die Verteidigung der 200-Tages-Glättungslinie, dominiere weiterhin das Abschlagsrisiko aus der genannten Toppformation. 'In diesem Fall muss unmittelbar ein Ausloten des rechnerischen Kursziels von rund 5.800 Punkten befürchtet werden.' Der Blick auf die technischen Indikatoren verdeutliche aber, dass die Bullen bereits mit den Hufen scharren. Auch der RSI zeige die eingangs angerissenen Stabilisierungstendenzen, während der trendfolgende MACD bereits einen Schritt weiter sei. 'Ebenso wie der Stochastik wartet er mit einem neuen Einstiegssignal auf, was Rückenwind verleihen sollte.'
Bessere Stimmung
Bei den 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren steigt indes der Optimismus. Nach zuvor 52,8 Punkten erreicht der Bull/Bear-Index für den DAX in dieser Woche 57,8 Punkte. Nachden in der vergangenen Woche sowohl die Bullen als auch die Bären in Scharen an die Seitenlinie gezogen waren, wechseln jetzt wieder 9 Prozent der Befragten aus dem neutralen Lager auf die Long-Seite.
Die Grundstimmung bei den Technologiewerten hebt sich mit einem Bull/Bear-Index von 55 Punkten wieder über die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. In der Vorwoche lag der Wert bei 59,3 Punkten. Insgesamt 3 Prozent der befragten Investoren wechseln von den Bären zu den Bullen, die mit 39 Prozent nun die stärkste Gruppe bilden, 2 Prozent verlassen den Markt.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 30. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)