FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. Juli 2014. FRANKFURT (Börse Franfurt). "Das Sommerloch bleibt uns erhalten. Positive Konjunkturimpulse und Gewinnmitnahmen gleichen derzeit die Börsenkurse aus. Die Korrektur geht noch etwas weiter und geht dann in eine Seitwärtsbewegung über. Das Sommerloch lässt grüßen."
Im Zuge der EZB-Bankenprüfung gerät die Stabilität des europäischen Finanzsystems verstärkt ins Auge der Investoren. Die seit Wochen zu beobachtende Schwäche des Bankensektors im Euroraum wird durch die Sorgen um die größte portugiesische Geschäftsbank noch angeheizt. Die Banken in Europa sind eifrig dabei, riskante Assets abzubauen. Die Bilanzsummen sind innerhalb eines Jahres um fast 10 Prozent geschrumpft. Die Kehrseite der Medaille ist eine tendenziell zurückhaltende Kreditvergabe.
Anleger flüchteten aus Risikoassets in die sicheren Anlagehäfen deutscher und US-Staatsanleihen, Gold und US-Dollar, als die Rückzahlungsprobleme der portugiesischen Bank Espirito Santo International und deren Geldmarktpapiere bekannt wurden. Staatsanleihen Portugals und auch Spaniens und Italiens gerieten unter Abgabedruck. Gleichzeitig hat Griechenland lediglich 1,5 Milliarden Euro beim Verkauf von Staatsanleihen eingenommen, weit weiniger als ursprünglich geplant.
Und nun? Alle zurück auf Los und wieder von vorne in der Eurokrise? Klares nein. Aber klar wurde, dass die EZB erst die Ergebnisse ihrer Bilanzüberprüfungen bei den europäischen Großbanken im Oktober veröffentlicht muss, bevor differenzierter über die Lage der Banken in der Peripherie geurteilt werden kann. Außerdem sind europäische Staatsanleihen auch schon weit voraus gelaufen in den vergangenen beiden Jahren - und damit viel weiter, als es fundamental gerechtfertigt wäre. Insofern ist das reinigende Gewitter notwendig.
Im Aktienmarkt bleibt indes alles unverändert. Die anstehenden Konjunkturdaten dürften zeigen, dass sich die Dynamik in den USA nach dem schwachen ersten Quartal wieder deutlich beschleunigt. Industrieproduktion, der Wohnungsbau- und der Einzelhandelsmarkt dürften dies untermauern.
In China zeichnet sich für Q2 ebenfalls keine Verschlechterung des Wirtschaftswachstums ab. 7 Prozent werden erwartet. Die Wege von EZB und Fed werden sich trennen, was dem US-Dollar zupass kommt, Aktien und Renten aber belasten könnte. Also wird eine klare Tendenz nicht auszumachen sein.
Der Trend
Der Trend ist volatil seitwärts geprägt. Die Gewinnmitnahmen der letzten Wochen kommen zum Ende. Denn die erwarteten Konjunkturdaten werden aufzeigen, dass die Dynamik wieder anzieht. Auch die Unternehmensberichte taugen mehr zu positiven als zu negativen Impulsen, denn zu niedrig liegt die Erwartungslatte. Aber es würde enormer Einflüsse bedürfen, die Investoren vor der Sommerpause zurück an den Markt zu bekommen. Denn viele Anleger haben sich schon in die Ferien verabschiedet. Und diese positiven Impulse sind nicht erkennbar. Die Folge ist eine Seitwärtsbewegung.
Das gewonnene Terrain konnte zuletzt nicht mehr verteidigt werden. Die Korrektur währte aber nur kurz. Eine kurze Gegenbewegung konnte verhindern, dass die Stimmung einbrach. Dennoch, bis auf 8.400 Punkte könnte der Dax noch fallen. Die Geduld muss aufgebracht werden, erst dann wieder in den Markt einzusteigen. Erst nach der Korrektur kann wieder beruhigt investiert werden. Die Kursspanne im Dax ist 9.410 bis 9.850 Punkte.
Oliver Roth, Close Brothers Seydler Bank AG
© 16. Juli 2014
* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)