FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach acht Wochen mit Kursgewinnen könnten die Inflationsdaten des Euroraums und der US-Arbeitsmarktbericht zu Probe für die Börsen und zur weiteren Entscheidungsgrundlage der Notenbanken werden.
28. November 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Über 20 Prozent Kursplus seit Anfang Oktober machen weitere Gewinne und eine Jahresendrallye weniger wahrscheinlich. Zuletzt hatte eine positive Interpretation des Protokolls der jüngsten US-Notenbanksitzung die Hoffnung auf langsamer steigende Zinsen in den USA geschürt und für Kursaufschläge gesorgt.
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Am Montagmorgen fallen die Kurse in Asien überwiegend: Der Hang Seng verliert 2 Prozent, der Shanghai Composite Index1,4 Prozent und der Nikkei 225 in Tokyo 0,4 Prozent. In China steigen die Covid-Neuinfektionen. Gegen die erneuten Lockdowns regen sich vor allem in Großstädten Proteste der Bevölkerung.
Der DAX wird bei 14.470 Punkten taxiert. Am Freitag war er mit 14.541 Zählern aus dem Xetra-Handel gegangen.
Christoph Geyer verweist aus technischer Sicht vor allem auf die rückläufigen Umsätze, die das größte Problem für weiter steigende Notierungen seien. Allerdings zeige die Saisonalität von jetzt an bis zum Jahresende in 27 der vergangenen 34 Jahre eine gute Performance auf.
Konsolidierung und Warten auf Konjunkturdaten
"Wir halten eine Konsolidierung für die kommenden Wochen für wahrscheinlich", prognostiziert hingegen Martin Hartmann von der Commerzbank (ETR:CBKG) und führt einen Reihe von Gründen an: Zum einen habe die Inflation im Euroraum, die am Mittwoch veröffentlicht wird, ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht. Zum anderen werden am Freitag mit dem US-Arbeitsmarktbericht weniger neu geschaffene Stellen in den USA erwartet, nämlich 200.000 für November. "Das ist historisch gesehen immer noch hoch, aber ist in diesem Jahr mit Abstand der niedrigste Wert", kommentiert Hartmann.
Nach Einschätzung von Claudia Windt, Analysten bei der Helaba, ist neben dem Arbeitsmarktbericht, dem letzten vor der nächsten Zinsentscheidung der US-Notenbank, auch Vorsicht bei den Einkaufsmanagerindizes aus China, dem Euroraum und dem US-Dienstleistungssektor geboten. "Sollte sich hier eine zu starke konjunkturelle Abschwächung abzeichnen, könnten Aktien auch schnell wieder in den "Risk-Off" Modus übergehen. Es ist letztlich eine Bewegung auf einem schmalen Grat, nicht nur in der Berichtswoche, sondern auch im neuen Jahr."
Hoffnung auf kleinere Zinsschritte
Am Mittwoch wird der Konjunkturbericht der Fed, das so genannte Beige Book, veröffentlicht. Auch Reden verschiedener Notenbank-Mitglieder dies- wie jenseits des Atlantiks könnten den Aktienmärkten Impulse geben. Den Auftakt macht EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag gefolgt von James Bullard, dem Chef der Fed St. Louis. Fed-Chef Jerome Powell wird sich am Mittwoch äußern. Weitere Mitglieder schließen sich an. Am 14. Dezember wird die Fed über den nächsten Zinsschritt entscheiden, am 15. Dezember die EZB. Die Commerzbank rechnet mit Zinserhöhungen beider Notenbanken von je 50 Basispunkten.
Die Berichtssaison als weiterer Taktgeber der vergangenen Wochen ist zu Ende. Das Immobilienunternehmen Aroundtown (ETR:AT1) und die Fluggesellschaft Easyjet (LON:EZJ) berichten am Dienstag noch über das abgelaufene Quartal. Zu Investorentagen laden Nestle (SIX:NESN) und Axa (BIT:AXA) am Dienstag, Novartis (SIX:NOVN) am Mittwoch und Rational (ETR:RAAG) am Donnerstag.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 30. November 2022
2:30 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe, November
Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe dürfte nach Einschätzung der DekaBank im November in China weiter gefallen sein, weil die Wirtschaft weiter großen Belastungen ausgesetzt ist: Die Immobilienkrise halte an, der Export leide weiter unter der Entwicklung des Welthandels und mit steigenden Covid-Neuinfektionen werden die Lockdowns ausgeweitet, begründet die DekaBank ihre Prognose.
11:00 Uhr. Euroraum: Verbraucherpreise, November
"Die Inflation im Euroraum dürfte im November nur geringfügig auf 10,5 Prozent nachgelassen haben", erwartet die DekaBank. Den Preissenkungen bei Benzin, Diesel und Heizöl sollten weitere Erhöhungen bei Erdgas und Elektrizität gegenüberstehen. Außerhalb des Energiebereichs wurden vor allem Lebensmittel und Industriegüter nun teurer, weil gestiegenen Energiekosten mit Verzögerung weitergegeben wurden. Das schlage sich in geringerem Umfang auch bei Dienstleistungen nieder.
Freitag, 2. Dezember 2022
14:30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht, November
Nach Einschätzung der DekaBank könnte sich die Dynamik am US-Arbeitsmarkt etwas verflachen, so dass die Experten mit einem schwächeren, aber immer noch relativ robusten Beschäftigungsaufbau rechnen.
von: Antje Erhard, 28. November 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.