HANNOVER (dpa-AFX) - Bei den schwierigen Tarifgesprächen für die Chemie- und Pharmaindustrie zeichnet sich wegen der ungewöhnlich starken Inflation und des Krieges in der Ukraine vorerst womöglich nur ein Teilabschluss ab. Die Verhandlungsführer der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber deuteten am Montag zum Start der ersten bundesweiten Runde in Hannover eine entsprechende "Brückenlösung" an.
Der Vizechef der Gewerkschaft IG BCE, Ralf Sikorski, sagte: "Wir haben aktuell durch das Wirken von Herrn Putin in der Ukraine Inflationsraten, deren Realitätssinn geprüft werden muss." Er bezog sich damit vor allem auf die enorm gestiegenen Energiepreise und die Unsicherheit über die künftige Rohstoffversorgung. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft einen Lohnabschluss oberhalb der Teuerung verlangt - die Unternehmen verwiesen zuletzt aber auf gestiegene Kosten.
Ein Teil der Entgelt-Erhöhungen müsse real kommen, "und zwar jetzt", so der IG-BCE-Vertreter. Ein Verschieben der gesamten Tarifrunde sei nicht geplant. "Wir brauchen für unsere Kolleginnen und Kollegen jetzt ein Ergebnis, zumindest ein Teilergebnis. Und dann kann man Brücken bauen in den Herbst rein."
Ähnlich äußerte sich Hans Oberschulte als Verhandlungsführer der Arbeitgeber. "Wir müssen uns überlegen, welchen Teil von Belastungen wir den Unternehmen dauerhaft zumuten können und welcher Teil möglicherweise nur temporär sein kann." Er stellt aber klar: "Eine Inflationsrate, die zum größten Teil aus einer temporär überhitzten Situation entsteht, darf nicht die Grundlage für eine Tariferhöhung sein, die wir dauerhaft für alle Zukunft in unseren entsprechenden Tabellenentgelten haben.