FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Donnerstag ihre Kursverluste aus dem frühen Handel deutlich ausgeweitet. Der für den Anleihemarkt richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum Mittag um 0,69 Prozent auf 159,13 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg zuletzt auf 0,52 Prozent. Zwischenzeitlich hatte sie bei 0,55 Prozent den höchsten Stand seit dem Jahr 2018 erreicht.
Die Renditen am deutschen Anleihenmarkt befinden sich bereits seit gut zwei Wochen im Aufwärtstrend. Ausschlaggebend dafür ist die Aussicht auf eine schärfere Geldpolitik der Notenbanken zur Bekämpfung der anziehenden Inflation.
Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hatte bereits zu Wochenbeginn angesichts der "viel zu hohen" Inflationsrate die Möglichkeit schnellerer Erhöhungen des Leitzinses ins Spiel gebracht. Ähnlich hatten sich jüngst auch andere hochrangige Notenbanker aus den USA geäußert. Im Laufe dieser Woche dürften sich weitere Fed-Mitglieder zu Wort melden.
Am Donnerstag stehen an den Finanzmärkten wichtige politische Treffen zum Ukraine-Krieg im Blickpunkt. In Brüssel finden Gipfeltreffen der Nato, der Siebener-Gruppe wichtiger Industrieländer (G7) und der Europäischen Union (EU) statt. Dazu ist US-Präsident Joe Biden nach Europa gekommen. Die Spitzenberatungen sollen nach Worten seines Sicherheitsberaters Jack Sullivan die "nächste Phase" der militärischen Unterstützung für die Ukraine einläuten.
Zudem sorgten Konjunkturdaten aus dem Euroraum für Gesprächsstoff. So hat der Ukraine-Krieg die von S&P Global (ehemals IHS Markit) gemessene Unternehmensstimmung in der Region im März nicht so stark belastet wie von Experten befürchtet.
"Im Grunde ist es so, dass die europäische Wirtschaft mit einem enormen Rückenwind aus der letzten Krise in die nächste segelt", schrieb Martin Moryson, Chefvolkswirt für Europa bei der Fondsgesellschaft DWS. Noch überkompensiere der Sonderaufschwung durch den enormen Nachholbedarf infolge der globalen Pandemie die sich abzeichnenden Schwierigkeiten. Mit dem Krieg der beiden Länder Russland und Ukraine, die für ganz erhebliche Teile der globalen Rohstoffversorgung verantwortlich seien, ist es Moryson zufolge allerdings alles andere als sicher, dass dies so bleibt. Die globalen Lieferketten kämen wieder unter Druck.